Burgundische Niederlande

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Territorium im Heiligen Römischen Reich
Burgundische Niederlande
Wappen
Karte
Burgundische Niederlande unter Karl dem Kühnen 1477
Lage im Reichskreis
Entstanden aus Diverse souveräne Fürstentümer im 14./15. Jh.
Herrschaftsform Provinz (Statthalterei)
Herrscher/
Regierung
Herzog von Burgund
Erzherzog von Österreich (in Personalunion ab 1477)
Regent: Statthalter
Heutige Region/en BE/DE/NL/LU
Reichskreis Burgundischer Reichskreis
Hauptstädte/
Residenzen
Brüssel (Statthalterei)
Dynastien Valois-Burgund, Habsburg
Aufgegangen in Spanische Niederlande 1522

Als Burgundische Niederlande bezeichnet man das Gebiet der heutigen Niederlande, Belgiens und Luxemburgs und eines Teils Nordfrankreichs zur Zeit der burgundischen und zu Beginn der habsburgischen Herrschaft.

Haus Valois-Burgund (bis 1477)

Im 14. Jahrhundert begann das Haus der burgundischen Valois die niederländischen Provinzen durch Heirat und Verträge unter seinem Zepter zu vereinigen: zuerst 1384 durch die Heirat mit der Erbin des Grafen von Flandern diese große Grafschaft nebst Artois und Mechelen, 1427 Namur, 1428 Holland, Friesland, Zeeland und Hennegau, 1430 Brabant und Limburg, 1443 Luxemburg. Im Besitz dieser elf Provinzen suchte Philipp der Gute (1419–1467) ihnen eine einheitliche Verfassung zu geben. 1437 berief er die ersten Generalstaaten, eine Versammlung von Abgeordneten der Provinziallandtage (Staaten). Diese, allmählich immer häufiger, zuletzt fast alljährlich berufen und meist in Brüssel oder Mechelen tagend, bewilligten die Beden für die gesamten Niederlande und verteilten den Betrag auf die einzelnen Provinzen. Die Südprovinzen, vor allen Brabant, hatten das Übergewicht. In Brüssel hielten die Herzöge ihren glänzenden Hof; Brabant regierten sie selbst, die übrigen Provinzen Statthalter. Doch führten sie als Beherrscher der Niederlande noch keinen besonderen Titel, und jene waren noch so wenig zu einem Einheitsstaat verschmolzen, dass jede Provinz die andere als Ausland betrachtete und keinen Beamten aus derselben duldete.

Der letzte burgundische Herzog aus dem Haus Burgund–Valoise, Karl der Kühne, erwarb das Herzogtum Geldern und die Grafschaft Zutphen. Nachdem er am 5. Januar 1477 in der Schlacht von Nancy gefallen war, ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen, heiratete seine Erbin Maria den Habsburger Maximilian von Österreich. Durch diese Heirat wurde Maximilian iure uxoris Herzog von Burgund und das Herzogtum Teil des habsburgischen Hausbesitzes, nachdem es bereits zuvor teilweise unter der Lehnsherrschaft des Heiligen Römischen Reiches gestanden hatte.[1]

Haus Habsburg 1477 bis 1522

Diesen Wechsel des Herrscherhauses benutzten die Provinzen zur Vermehrung ihrer Rechte. Maria musste sich ihre Hilfe durch große Zugeständnisse erkaufen, zum Beispiel durch das Privilegium Maius an die Staaten von Holland, und nach ihrem Tod (1482) brachen gegen die vormundschaftliche Regierung Maximilians für seinen Sohn Philipp den Schönen Unruhen aus: In Holland erhob sich die Partei der Hoeks wieder, die Bürger von Brügge nahmen 1488 Maximilian sogar gefangen und pressten ihm den Verzicht auf die Vormundschaft zugunsten der Staaten von Flandern ab. Indes gelang es Maximilian, mit Hilfe des Herzogs Albrechts von Sachsen, der 1491 zum Erbstatthalter von Friesland ernannt wurde, der Empörung Herr zu werden und auch Artois zu behaupten, das der französische König Ludwig XI. als erledigtes Lehen einzuziehen versucht hatte. 1493 übernahm Philipp selbst die Regierung der Niederlande; unter ihm riss sich Gelderland unter Herzog Karl wieder los (1499).

Nach Philipps frühem Tod (1506) führte seine Schwester Margarete die Regierung für den sechsjährigen Karl, den späteren Kaiser Karl V., und blieb auch, nachdem dieser 1515 mündig und Herrscher geworden war, Statthalterin in den Niederlanden bis zu ihrem Tod (1530), worauf Karls Schwester, die verwitwete Königin Maria von Ungarn, ihr in der Statthalterschaft folgte.

Durch die Verträge von Worms (1521) und Brüssel (1522) zerfiel der Besitzanspruch des Hauses Habsburg in eine österreichische und eine spanische Linie. Die Niederlande fielen schließlich an die spanische Linie, verblieben aber im Heiligen Römischen Reich; die Verwaltung wurde in einer Statthalterschaften organisiert.

Siehe auch

Literatur

  • Walter Prevenier, Wim Blockmans: Die burgundischen Niederlande. Acta Humaniora, VCH, Weinheim 1986, ISBN 3-527-17557-1.
  • Wim Blockmans, Walter Prevenier: The Promised Lands. The Low Countries Under Burgundian Rule, 1369-1530. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1999.

Anmerkungen

  1. Karl Vocelka: Die Europäisierung der habsburgischen Hausmachtpolitik. In: Klaus Herbers, Florian Schuller (Hrsg.): Europa im 15. Jahrhundert. Herbst des Mittelalters – Frühling der Neuzeit? Regensburg 2012, ISBN 978-3-7917-2412-6, S. 207 f.