C. F. Roser

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C. F. Roser GmbH
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1834
Auflösung 1997
Sitz Stuttgart-Feuerbach, Deutschland

C. F. Roser war eine 1834 in Feuerbach gegründete deutsche Lederfabrik.

Europaweit bekannt wurde das Unternehmen als einer der führenden Hersteller für der Automobil- und Möbelindustrie zugeführten Qualitätsleder. Im Rahmen der notwendigen Unternehmenserweiterung wurden Filialbetriebe geschaffen, die bis 1995 in Ichenhausen und im oberfränkischen Rehau bestanden. 1994 stellte das Unternehmen fest, dass am Hauptstandort unwirtschaftlich gearbeitet wurde. Eine insuffiziente, weil zu aufwändige, Verwaltung führte zu enormen Umsatzrückgängen. Weil solide Zukunftsaussichten im angestammten Marktfeld nicht mehr bestanden, stellte die Holding C. F. Roser, zu ihr gehörte der Folienhersteller „Roxana GmbH & Co“, Vergleichantrag.[1]

Firmengeschichte

Die Lederwarenfabrik C. F. Roser wurde 1834 durch Carl Friedrich Roser gegründet. Roser war der Nachkomme einer Hugenottenfamilie aus Straßburg. Zuvor hatte er in der Gerberei seines Schwiegervaters in Heilbronn gearbeitet. 1848 verlegte er die Gerberei von Heilbronn zunächst nach Stuttgart in die Hauptstätter Straße, um sie 1872 in Feuerbach neu aufzubauen, weil dort genügend Raum für den industriellen Ausbau des Unternehmens vorhanden war. Das Unternehmen firmierte seinerzeit als „C. F. Roser, Gerberei Feuerbach“.[2] Die für die Fertigung notwendigen Dampfmaschinen wurden von der Berger Firma G. Kuhn geliefert und installiert.

Um den Jahreswechsel 1927/28 wandelte Roser das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um. Aufgrund eines Gesetzes der königlichen Regierung durfte Roser als Fabrik bezeichnet werden, womit die Eigenschaft als bloßer Handwerksbetrieb hinfällig wurde. Voraussetzung dafür war, dass das Unternehmen Dampfmaschinen betrieb. Ab 1930 gewann die Autopolsterlederherstellung an Bedeutung. Uneingedenk dessen wurde kurz vor Kriegsbeginn Im Jahr 1938 die Aktiengesellschaft wieder in eine GmbH umfirmiert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Unternehmen zum größten Hersteller des auf PVC-Basis gründenden Kunststoffes „P-Sohle“, einem Vorläufer der Folienproduktion.

Nachdem 1944 schwere Bombenangriffe dem Werk erhebliche Schäden zugefügt hatten, nahm C. F. Roser nach dem Krieg schnell wieder Schwung auf.

Die 1970er Jahre waren geprägt durch M&A-Tätigkeiten. Ziel war es, die Leder- und Folienproduktion aus Feuerbach weg zu verlagern. 1972 wurde in Ichenhausen ein Werk errichtet. Die Expansion führte dazu, dass Roser bis Mitte der 1980er Jahre eine Monopolstellung im Segment der Autolederherstellung erlangte. Mitte der 1980er Jahre waren 800 Arbeitnehmer in der Firma beschäftigt. Die 1990er Jahre hingegen waren geprägt von Umsatzeinbußen, Konsolidierung und letztlich der Stilllegung des Werks in Stuttgart-Feuerbach. Ein Sanierungsplan wurde trotz Eröffnung des Anschlußkonkurses umgesetzt. 1995 war ein Sozialplan für die ausscheidenden Arbeitnehmer gefertigt. Nach der Produktionsaufgabe in Stuttgart, waren in Stuttgart selbst gerade noch 35, in Ichenhausen 235 und in Rehau 20 Personen beschäftigt. Nachdem ausländische Hersteller Preissenkungen in Aussicht gestellt hatten, die am Standort nicht unterboten werden konnten, ging die Firma 1997 endgültig unter.[3][4] Bis zum wirtschaftlichen Ende der Firma C. F. Roser war sie nach Bosch der größte Arbeitgeber in Feuerbach.

Das Roser-Areal wird heute durch verschiedene Handelsunternehmen und ein Seniorenheim genutzt.

Produkte

Gefertigt wurden Leder für die Industrie (Treibriemen) und für das Militär (Koppelriemen). Zudem wurde für Privathaushalte produziert. Die Palette reichte von verschiedenfarbigen Blankledern für Flecht- und Riemensandalen, über Chromnarben- und Spaltleder für Zwischen- und Laufsohlen zu Dichtungs-, Manschetten- und Einfassleder. Daneben produzierte die Firma Fahlleder für Fahrradsättel, Flexibelspalten für Brand- und Zwischensohlen, Gürtel, Kofferriemen und Schultornister. Die Fertigung basierte auf der Verwendung von Rinderhäuten. Sämtlicher Karosseriebedarf konnte abgedeckt werden über Polsterleder, Punzierleder, Rindvachetten und Schattenleder.

Sonstiges

Roser war ein Förderer des jungen Architekten Bonatz, der am Standort in Feuerbach ein neues Verwaltungsgebäude und ein Maschinenhaus (Firma), eine neue Festhalle und ein neues Gymnasium errichtete. Diese Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz. Für den Fabrikanten persönlich baute Bonatz die Villa Roser.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. C. F. Roser GmbH, Allgemeines
  2. Das Roser Areal - die Geschichte der Roser Familie (seniorenresidenz-am-feuerbach.de)
  3. Stuttgarter Zeitung, 1. September 1994, S. 17
  4. [Reichs-Adreßbuch (1900) 3732] [Handbuch dt. Lederind. (1960) 109] [TextilWirtschaft 8. Dezember 1994] Wirtschaftsarchiv B-W, Bestand Y 202