Cargill

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Cargill Incorporated

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Rechtsform Inc. (GmbH)
Gründung 1865
Sitz Wayzata, Minnesota, USA
Mitarbeiterzahl 149.000 (2016)[1]
Umsatz 107,164 Mrd. US-Dollar (2016)[1]
Branche Nahrungsmittel
Website cargill.com

Cargill Incorporated ist ein multinationales Familienunternehmen, dessen Hauptsitz sich in Wayzata, Minnesota, USA befindet. Das Unternehmen befasst sich mit Lebens- und Futtermitteln sowie nachwachsenden Rohstoffen.

Cargill wurde 1865 gegründet und zählt heute mit einem Jahresumsatz von knapp 135 Milliarden US-Dollar (2014) zu den weltweit größten Familienunternehmen, dessen Aktivitäten den Kauf, die Verarbeitung und den Vertrieb von Getreide und Getreideprodukten und anderer landwirtschaftlicher Handelswaren sowie die Herstellung sowie Handel mit Vieh, Futtermitteln und Inhaltsstoffen von verarbeiteten Lebensmitteln und pharmazeutischen Hilfsstoffen umfassen. Außerdem befasst sich Cargill mit Finanzdienstleistungen, die einen Teil des Risikos im Handel abdecken. Ein Teil der Finanzdienstleistungen wurde in einen Hedge-Fonds namens Black River Asset Management ausgegliedert. Dieser verfügt über zehn Milliarden US-Dollar an Vermögenswerten.

Das Unternehmen beschäftigt 149.000 Personen in 70 Ländern.

1998 kaufte Monsanto das internationale Saatgutgeschäft von Cargill außerhalb Nordamerikas für 1,4 Milliarden US-Dollar.[2]

Geschäftskennzahlen

Werbeschild der Firma Cargill an einem Rapsfeld
  • Geschäftsjahr 2011: Größtes Familienunternehmen in den USA.[3]
  • Umsatz im Geschäftsjahr 2016: 107,164 Milliarden US-Dollar.
  • Netto-Gewinn im Geschäftsjahr 2016: 2,377 Milliarden US-Dollar.
  • 25 Prozent aller US-Getreideexporte werden von Cargill getätigt.
  • Etwa 22 Prozent des US-Fleischmarkts werden beliefert.
  • Cargill beschäftigt 149.000 Mitarbeiter in 70 Ländern.
  • Größter Exporteur aus Argentinien.
  • Größter Geflügelproduzent in Thailand.
  • Alle Eier, die McDonald’s-Restaurants in den Vereinigten Staaten verwenden, stammen aus Cargill-Farmen.
  • Gemäß Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, kontrollierte die Cargill-Gruppe im Jahr 2012 rund 29,8 Prozent allen weltweit gehandelten Getreides.[4]

Trotz seiner Größe ist Cargill immer noch ein Familienunternehmen. Abkömmlinge der Gründerfamilien Cargill und MacMillan besitzen heute etwa 85 Prozent des Unternehmens. Daher kann die Firma ihr Wachstum durch Reinvestition der Gewinne finanzieren und ist nicht auf die Finanzmärkte angewiesen. Als Aktiengesellschaft wäre Cargill unter den Top Ten der Fortune-Global-500-Unternehmen (2013).

Cargills langfristige Firmenstrategie ist es, von Handel und Verarbeitung der Produkte weg und hin zu höherwertigen Aktivitäten zu gelangen. Die Firma beabsichtigt, die Beratung ihrer Kunden zur Erhöhung der Wertschöpfung in der Lebensmittelproduktionskette in den Vordergrund zu stellen.

Das Unternehmen profitiert vom weltweiten Trend zu hochveredelten Getreideprodukten und hat sich 2002 durch die Akquisition der Cerestar (vormals Béghin-Say) in diesem Geschäftsfeld neu positioniert.

Es existiert ein Gemeinschaftsunternehmen mit Hoffmann-La-Roche, das einen Prozess zur Umwandlung von Getreidenebenprodukten zu Vitamin E entwickelt. Außerdem werden Ethanol als Kraftstoff und Citronensäure aus Getreide hergestellt.

Cargill in Deutschland

Produktionsstätte für Lecithine und Phospholipide am Ausschläger Elbdeich in Hamburg-Rothenburgsort

Hauptsitz der Cargill Deutschland GmbH ist Krefeld. Das Unternehmen ist seit 1955 in Deutschland im Handel mit Futtermittel-Bestandteilen auf Getreide- und Nichtgetreidebasis, der Verarbeitung von Ölsaaten zu Öl und Schrot, der Malzproduktion sowie dem Handel mit Nahrungsmittel-Grundstoffen wie Glukose und Stärke, sowie technische Öle und Lezithin für die Lebensmittelindustrie und der Erzeugung von Biodiesel tätig. Es gibt zwölf Standorte (Barby, Berlin, Frankfurt, Hamburg-Harburg, Hamburg-Rothenburgsort, Hamburg-Wandsbek, Klein Schierstedt, Krefeld, Mainz, Malchin, Riesa und Salzgitter). Geschäftsführer der Cargill Deutschland GmbH ist seit 2016 ist Arnim Biskup.

Durch den Erwerb der ersten durch die Nestlé Gruppe in Hamburg gebauten kakaoverarbeitenden Fabrik im Oktober 2004 hat Cargill seine kakaoverarbeitenden Anlagen in Europa weiter ausgebaut. Weitere Investitionen erfolgten 2011 im Bereich Kakao durch die Akquisition der "Kakao Verarbeitung Berlin" (KVB).

Neben der KVB wurden ebenfalls im Jahr 2011 die kommerziellen Aktivitäten der Nedalco Alkohol erworben.

Das Unternehmen legte im März 2006 im Industriepark in Frankfurt-Hoechst den Grundstein zu einer Biodieselanlage. Diese Anlage verarbeitet das Raffinat aus bereits bestehenden Ölmühlen in der Region. Der Produktionsbeginn für diese Biodieselanlage war im dritten Quartal 2006, das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund 25 Millionen Euro.

Das Cargill-Werk in Mainz

Das Werk, vormals Schmidt Söhne, liegt verkehrsgünstig zwischen Rheinallee und Industriehafen in Mainz, somit können Massenverkehrsgüter kostengünstig umgeschlagen werden. Die Ölmühle beschäftigt ca. 55 Mitarbeiter und verarbeitet jährlich 450.000 Tonnen Raps und Sonnenblumensaat zu Öl und Schrot. Die Rapssaat stammt vorwiegend aus den benachbarten Bundesländern und zum Teil aus der Tschechischen Republik. Das Öl wird in der Nahrungsmittelindindustrie verwendet, aber auch für technische Zwecke. Rapsschrot dient als Beimischung zu Futtermitteln.

Mit finanzieller Unterstützung der EU innerhalb des LIFE (EU)-Programms führte die Cargill GmbH in Mainz ein Projekt zur Geruchsreduzierung und Energieeinsparung bei der Ölsaatenverarbeitung durch. Der Brüden enthält wie bei allen Ölmühlen einen hohen Anteil Senfölglycoside, deren Geruch als unangenehm empfunden wird. Gemeinsam mit der Firma Bulkflow wurde eine Pilotanlage sowie eine Machbarkeitsstudie erstellt, die das Energieeinsparpotential und die Reduzierung der Umwelteinflüsse über den Zeitraum von einem Jahr beurteilt. Dieses Verfahren beruht auf dem Prinzip des umgekehrten Wärmeübertragers und kann im Erfolgsfall auch bei anderen Ölmühlen, z. B. in Weisenau bei der ADM Soya Mainz zur Umweltentlastung beitragen.

Das Finanzierungsinstrument LIFE soll zur Umsetzung, Aktualisierung und Weiterentwicklung der Umweltpolitik und des Umweltrechts der Gemeinschaft (EU), insbesondere im Hinblick auf die Einbeziehung von Umweltaspekten in andere Politikfelder sowie auf die nachhaltige Entwicklung in der Europäischen Union, beitragen.

Das Cargill-Werk in Krefeld

Werk in Krefeld

Direkt am Krefelder Rheinhafen gelegen, produzieren im Werk Krefeld ca. 600 Mitarbeiter aus Mais täglich Stärke und Stärkefolgeprodukte wie z. B. Dextrose und Sorbit. Das Werk wurde 1946 damals unter dem Namen Maizena gegründet durch Corn Products Refining Corporation (CPC), 1987 mit der Übernahme durch die Gruppo Ferruzi in Cerestar umbenannt und firmiert nach der Übernahme durch die Firma Cargill im Jahr 2002 seit 2006 unter dem Namen Cargill.

Das Cargill-Werk in Barby

Die Stärkefabrik in Barby bei Magdeburg in Sachsen-Anhalt liegt in der Magdeburger Börde, einem der besten Getreideanbaugebiete Deutschlands und verarbeitet Weizen zu Stärke und Stärkederivaten. In Barby arbeiten 149 Mitarbeiter. In Barby werden verschiedene Glukosesirupe, Weizenkleber und Erzeugnisse für die Tierernährung hergestellt. Die Historie des Standortes reicht bis 1905 zurück.

Das Cargill-Werk in Salzgitter-Beddingen

In Salzgitter-Beddingen, wurde 1992 von Cargill eine Produktionsstätte als Ölmühle und Mälzerei neu aufgebaut. Der Standort liegt verkehrsgünstig für den Umschlag von Massengütern direkt am Mittellandkanal. Überwiegend für den nationalen Markt werden mit ca. 115 Mitarbeitern Öl und Schrot für die Mischfutter-, Biodiesel- und Nahrungsmittelindustrie hergestellt. Weitere Aktivitäten sind die Produktion von Malz für Brauereien und der Getreidehandel (u.a. als Warentermingeschäft).

Kritik

Die Schokoladenindustrie unterzeichnete im September 2001 das sogenannte Harkin-Engel-Protokoll. Dieses Protokoll beinhaltet Maßnahmen, die bis 2005 zur Beendigung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit bzw. -sklaverei in der Kakaoindustrie führen sollten.[5] Eine Reportage der ARD kam 2010 zu dem Schluss, dass große Firmen wie Mars Inc., aber auch Cargill oder Nestlé nach wie vor Kindersklaverei „zumindest dulden“.[6] Eine Evaluation der Tulane-Universität stellte 2011 fest, dass von den sechs im Harkin-Engel-Protokoll genannten Maßnahmen keine einzige vollständig umgesetzt wurde.[7]

Literatur

  • Wayne G. Broehl, Jr.: Cargill: Trading the World’s Grain. Dartmouth College, 1992, ISBN 0874515726.
  • Wayne G. Broehl, Jr.: Cargill: Going Global. University Press of New England, 1998, ISBN 0874518547.
  • Wayne G. Broehl, Jr.: Cargill: From Commodities to Customers. University Press of New England, 2008, ISBN 1584656948.
  • Brewster Kneen: Invisible Giant: Cargill and Its Transnational Strategies. Pluto Press, 2002, ISBN 0745319580.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Übersicht auf cargill.de
  2. Monsanto Agrees to Purchase Cargill International Seed Operations In Central And Latin America, Europe, Asia, Africa. PRNewswire, 29. Juni 1998. auf thefreelibrary.com
  3. Forbes America’s Largest Private Companies auf forbes.com
  4. http://derstandard.at/1360161035793/Ziegler-Hunger-ist-organisiertes-Verbrechen
  5. Harkin Engel Protocol (Memento vom 17. Oktober 2013 im Internet Archive) auf cocoainitiative.org
  6. Schmutzige Schokolade. (Stelle: 40:02-41:30) Reportage/Dokumentation von Miki Mistrati im Auftrag des NDR, 43:23 Minuten, deutsche Erstausstrahlung am 6. Oktober 2010 in Das Erste
  7. Oversight of Public and Private Initiatives to Eliminate the Worst Forms of Child Labor in the Cocoa Sector in Côte d’Ivoire and Ghana auf cocoainitiative.org (PDF; 3,3 MB)