Carl Ferdinand Howard Henry

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Carl F. H. Henry)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Carl Ferdinand Howard Henry (* 22. Januar 1913 in Watertown, Long Island, New York; † 7. Dezember 2003 in Watertown, Wisconsin, USA) war ein US-amerikanischer Baptistenpastor, Hochschullehrer für Religionsphilosophie und Theologie, Autor und Herausgeber wichtiger evangelikaler Schriften und Mitbegründer evangelikaler Institutionen wie Fuller Theological Seminary und Christianity Today.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Carl F. H. Henry war ein Sohn des nominellen Lutheraners Karl F. Heinrich und der Katholikin Johanna, geborene Vaethroeder. Er wurde in einer Episkopalkirche getauft, und die Familie besuchte manchmal eine Methodistenkirche. Er wurde zuerst Journalist und bereits 1933 Herausgeber des Smithtown Star im Suffolk County. Durch den befreundeten Evangelisten Gene Bedford fand er Zugang zu einem persönlichen Glauben an Jesus Christus. Er studierte ab 1935 am Wheaton College, wo er einen Bachelor und Master erhielt. Er studierte weiter am Northern Baptist Theological Seminary und an der Boston University, wo er 1941 und 1949 einen Doktortitel in Theologie und Philosophie erwarb. 1941 wurde er in der Northern Baptist Convention als Pastor ordiniert. Seit 1942 lehrte er an verschiedene Universitäten bis ins hohe Alter, so 1969 bis 1974 am Eastern Baptist Seminary und 1974 bis 1987 bei World Vision International. Am Trinity Evangelical Divinity School in Deerfield, Illinois, nahm er zusammen mit dem Dekan Kenneth Kantzer eine führende Rolle ein.

1942 war Henry Mitbegründer der National Association of Evangelicals, wo er die Buchreihe United Evangelical Action herausgab. Er war auch Mitbegründer, Lehrer und Dekan des Fuller Theological Seminary, das 1947 seinen Betrieb im kalifornischen Pasadena aufnahm. Dort unterrichtete er Religionsphilosophie und Theologie. Zeitgleich publizierte er The Uneasy Conscience of Modern Fundamentalism (deutsch: Das unbequeme Gewissen des modernen Fundamentalismus). Mit Billy Graham und Harold John Ockenga gehörte er in der Nachkriegszeit zu den Führungspersonen der wachsenden evangelikalen Bewegung Nordamerikas. Mit Unterstützung Billy Grahams wurde er 1956 Gründer und Leiter von Christianity Today. Er war Herausgeber dieser Zeitschrift bis 1968, die dann zu einem der wichtigsten christlichen Magazine geworden war. In dieser Zeit wurde er auch Sonntagsschullehrer und Chordirigent der Capitol Hill Baptist Church, einer Kirche in Washington, D.C., die zu der Southern Baptist Convention gehörte.

1959 gründete er die Evangelical Theological Society und 1967 das Institute for Advanced Christian Studies (deutsch: Institut für weiterführende christliche Studien). 1966 war er im Vorstand des Berliner Kongresses für Weltevangelisation, danach ein wichtiger Vorbereiter der Lausanner Bewegung, die 1974 in Lausanne standfand. 1978 beteiligte er sich an der Chicago Statement on Biblical Inerrancy (deutsch: Chicago-Erklärung für biblische Irrtumslosigkeit). Um 1990 nahm er Einsitz im Vorstand von Prison Fellowship Ministries. Er schrieb 1976 bis 1983 sechs Bände mit dem Titel God, Revelation, and Authority (deutsch: Gott, Offenbarung und Autorität), die weithin Beachtung fanden. Insgesamt publizierte er 40 über Bücher und zahlreiche Artikel und Predigten.

Henry erhielt ins seinem Leben vier Ehrendoktortitel und lehrte zuletzt weltweit an verschiedenen theologischen Seminaren wie Asian Center for Theological Studies and Missions, Bethel Theological Seminary, Christian Theological Seminary, Columbia Bible College, Denver Conservative Baptist Seminary, Gordon Divinity School, Hillsdale College, Hong Kong Baptist College, Latin American Theological Seminary, Soong Sil University, The Southern Baptist Theological Seminary und Winona Lake Summer School of Theology.

Henry starb im Jahr 2003 im Alter von 90 Jahren, seine Frau Helga, mit der er auch zusammengearbeitet hatte, verschied nur kurze Zeit darauf.[1]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1935 lernte Henry Helga Bender, eine Tochter von Baptistenmissionaren, am Wheaton College kennen. Sie heirateten 1940 und waren bis zum Tod 2003 63 Jahre verheiratet. Sie hatten einen Sohn Paul, der Kongressabgeordneter von Michigan wurde und 1993 starb, und eine Tochter Carol.[2][3]

Lehre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Henry war ein ausgebildeter Baptistenpastor und Seelsorger, aber er trat vor allem als theologischer Lehrer und Intellektueller in Erscheinung, der nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit Billy Graham und Harold John Ockenga die evangelikale Bewegung in den USA maßgeblich modernisierte und mitprägte. Während Graham das Aushängeschild war, wurde Henry als Hirn der Bewegung bezeichnet. Seine Interessen, sein Wissen und seine Äußerungen waren äußerst breit gefächert, so machte er qualifizierte Aussagen zur Philosophie, Ethik, Theologie, Homiletik, Kirchengeschichte, Missiologie, Apologetik, Evangelisation, Seelsorge, Psychologie und Soziologie.[4]

In seinem Werk God, Revelation, and Authority, erschienen 1983, vertrat er die uneingeschränkte Autorität der Bibel für den Glauben und das Leben der Menschen. Das stehe dem relativierenden modernen Denken des Westens diametral gegenüber, das endgültige Wahrheiten infrage stelle oder gar ablehne. Metaphysische Theologie und Philosophie im Sinn von Thomas von Aquin, Immanuel Kant, Friedrich Nietzsche und auch von Karl Barth könnten keine guten Alternativen sein, und er lehnte sie als weitgehend unbiblische Ideologien ab.

Als amerikanischer Patriot wünschte er sich nicht nur Wohlstand und eine gute Regierungsführung, sondern ein geistliches Erwachen der Nation im Sinne der biblischen Werte, die die Pilgerväter und Gründergeneration gelebt und vertreten hätten. Theologie dürfe nie zum Selbstzweck werden, sondern müsse immer mit der konkreten Verkündigung des Evangeliums einhergehen. Daher seien gute Theologen in Wahrheit Evangelisten und Evangelisten die besten Theologen. Eine tragende Ethik orientiere sich zwingend an der Bibel, da sie sonst zu einer zwar mitleidsvollen, aber letztlich schwachen Moral verkomme. Er engagierte sich zudem auch persönlich bei konkreten sozialen Fragen und Problemen, weil Gott ein Gott der Rechtfertigung und der Gerechtigkeit sei. Daher trat er entschieden Rassismus, Ausbeutung und Korruption entgegen. Obwohl er politisch eher konservativ gesinnt war, ließ er sich nicht von republikanischen Politikern und Unternehmern vereinnahmen, was ihn 1968 die Stelle bei Christianity Today kostete.[5]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • The Uneasy Conscience of Modern Fundamentalism, 1947.
  • Christian Countermoves in a Decadent Culture.
  • Christian Personal Ethics, 1957.
  • The New Image of Man, Sermon, Trinity Evangelical Divinity School’s Alumni Institute, Deerfield 1976.
  • How to Hold it All Together, Sermon, Trinity International University, Deerfield 1978.
  • Can an Intellectual Be Reborn? Sermon, Trinity International University, Deerfield 1979.
  • The Greatness God has prepared for us, Sermon, First Baptist Church, Conway 1979.
  • The Greatest Interview of All Time, Sermon, First Baptist Church, Conway 1979.
  • The Enduring Greatness of Abraham, Sermon, First Baptist Church, Conway 1979.
  • Jesus’ Legacy to his Disciples, Sermon, First Baptist Church, Conway 1979.
  • The Issue of Inerrancy, Sermon, First Baptist Church, Conway 1979.
  • Priorities for the Eighties, Sermon, First Baptist Church, Conway 1979.
  • In Search of a Happy Ending, Sermon, First Baptist Church, Conway, 1979.
  • God the Sovereign Creator, Sermon, Westminster Chapel, London 1981.
  • The Greatest Text on Freedom, Sermon, Westminster Chapel, London 1981.
  • The Splendor of the Bible, Sermon, Westminster Chapel, London 1981.
  • The Risen Christ and the Radiant Church, Sermon, Westminster Chapel, London 1981.
  • God, Revelation, and Authority, 6 Bände, 1983.
  • The Neo-Paganism: Life Without the Emmanuel Factor, Sermon, Southern Baptist Convention Pastor’s Conference, St. Louis 1987.
  • Relating Man in the Image of God to the Health Sciences, Sermon, Christian Medical Society, Gordon College, Wenham 1988.
  • Twilight of a Great Civilization: The Drift Towards Neo-Paganism, 1988.
  • Evangelicals: Who They Are and What They Believe, Lecture, Evangelical Affirmations Conference, Trinity Evangelical Divinity School, Deerfield 1989.
  • Mit Kenneth Kantzer: Turning Points in the History of Evangelicalism, 1945–1990, Lecture, Christian Thought Lectures, Trinity Evangelical Divinity School, Deerfield 1991.
  • Mit Kenneth Kantzer und D. A. Carson: Evangelicalism: Past, Present, Future, Lecture, Christian Thought Lectures, Trinity Evangelical Divinity School, Deerfield 1991.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bob E. Patterson: Carl F. H. Henry, Word Books, Waco 1983.
  • D. A. Carson und John D. Woodbridge (Hrsg.): God and Culture: Essays in Honor of Carl F. H. Henry, Eerdmans, Grand Rapids, 1993.
  • Gregory Alan Thornbury: Recovering Classical Evangelicalism: Applying the Wisdom and Vision of Carl F. H. Henry, Crossway, Wheaton 2013.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Carl F. H. Henry Center for Theological Understanding, Website henrycenter.tiu.edu (englisch, abgerufen am 5. Mai 2023)
  2. Kenneth E. Ortiz: Uncommon Evangelical. Lessons from Carl Henry (1913–2003), Website desiringgod.org 21. März 2022 (englisch, abgerufen 6. Mai 2023)
  3. Erick Trickey: Carl F.H. Henry Biography, Website notablebiograhies.com (englisch, abgerufen am 8. Mai 2023)
  4. Erick Trickey: Carl F.H. Henry Biography, Website notablebiograhies.com (englisch, abgerufen am 8. Mai 2023)
  5. James Fryer: Carl F. H. Henry: Life, Worldview, and Ethical Theory, Website logos.com (englisch, abgerufen am 6. Mai 2023)