Chabournéit

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Chabournéit
Chabournéit und Wakabayashilith (gelb) von der Typlokalität Jas Roux in der Pelvoux-Gebirgsgruppe (Hautes-Alpes), Frankreich (Sichtfeld 4 mm)
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Tl5(Sb,As)21S34[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/E.14
2.HF.10[2]
03.08.12.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pedial; 1[3]
Raumgruppe (Nr.) P1[4] (Nr. 1)
Gitterparameter a = 16,32 Å; b = 21,318 Å; c = 8,543 Å
α = 83,98°; β = 89,06°; γ = 83,20°[4][3]
Formeleinheiten Z = 1[4][3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte nicht definiert, VHN25 = 78 bis 124, durchschnittlich 95 kg/mm2[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,104; berechnet: 5,121[5]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Bruch; Tenazität muschelig
Farbe schwarz
Strichfarbe rotbraun
Transparenz undurchsichtig
Glanz Halbmetallglanz bis Fettglanz

Chabournéit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Tl5(Sb,As)21S34[1]. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Antimon und Arsen können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen Thallium und Schwefel.

Chabournéit ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und entwickelt nur selten millimetergroße Kristalle von schwarzer Farbe bei rotbrauner Strichfarbe. Meist findet er sich eng verwachsen mit Pierrotit.


Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Chabournéit in der hydrothermalen Lagerstätte „Jas Roux“ nahe Valgaudemar in der Pelvoux-Gebirgsgruppe im französischen Département Hautes-Alpes. Beschrieben wurde er 1981 durch Z. Johan, J. Mantienne und P. Picot, die das Mineral nach dem Gletscher „Chabournéou“ benannten, dem der spätere Fluss Séveraisse entspringt.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Chabournéit zur allgemeinen Abteilung der „Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)“, wo er zusammen mit Bernardit, Gabrielit, Gillulyit, Imhofit, Jankovićit, Parapierrotit, Pierrotit und Rebulit die unbenannte Gruppe II/E.14 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Chabournéit in die neu definierte Abteilung der „Sulfosalze mit SnS als Vorbild“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen bzw. der Kristallstruktur und das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Mit SnS und PbS archetyp strukturellen Einheiten“ zu finden, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.HF.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Chabournéit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 03.08.12 innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis 1 < z/y < 2 und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Chabournéit bildet sich hydrothermal in dolomitischen Kalksteinen, meist vergesellschaftet mit anderen Arsen-Thallium-Mineralen wie unter anderem Pierrotit, Parapierrotit und Routhierit, aber auch mit Aktashit, Andorit, Auripigment, Baryt, Getchellit, Laffittit, Madocit, Pyrit, Realgar, Smithit, Sphalerit, Stibnit, Twinnit, Wakabayashilith und Zinkenit.[5]

Neben seiner Typlokalität „Jas Roux“ in Frankreich sind bisher (Stand: 2013) nur noch die Grube „Monte Arsiccio“ bei Sant’Anna di Stazzema in Italien und die Grube „Tohya“ bei Takarada im japanischen Landkreis Abuta-gun auf Hokkaidō als Fundorte für Chabournéit bekannt.[6]

Kristallstruktur

Chabournéit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 1) mit den Gitterparametern a = 16,32 Å; b = 21,318 Å; c = 8,543 Å; α = 83,98°; β = 89,06° und γ = 83,20°[4] sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle[3].

Siehe auch

Literatur

  • A. Nagl: The crystal structure of a thallium sulfosalt, Tl8Pb4Sb21As19S68, in: Zeitschrift für Kristallographie, Band 150 (1979), S. 85-106 (PDF 849,7 kB)
  • Z. Johan, J. Mantienne, P. Picot: La chabournéite, un nouveau minéral thallifère, in: Bulletin de Minéralogie, Band 104 (1981), S. 10-15
  • M. Fleischer, L. J. Cabri, G. Y. Chao, J. A. Mandarino, A. Pabst: New mineral names - Chabournéite, in: American Mineralogist, Band 67 (1982), S. 621-624 (PDF 797,9 kB)

Weblinks

Commons: Chabournéite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b IMA/CNMNC List of Mineral Names (2012) - Chabournéite (PDF 8,45 MB; S. 30)
  2. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 138.
  3. a b c Webmineral - Chabournéite
  4. a b c American Mineralogist Crystal Structure Database - Chabournéite
  5. a b c Chabournéite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 62,2 kB)
  6. Mindat - Chabournéite