Coloured

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. September 2016 um 17:09 Uhr durch Pittimann (Diskussion | Beiträge) (→‎Einleitung: BKL). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Coloured-Großfamilie in Kapstadt
Coloured-Kinder in der Bonteheuwel-Township von Kapstadt

Als Coloureds (afrikaans: Kleurling, deutsch auch Farbiger oder Mischling) werden vor allem in den Ländern Südafrika und Namibia Personen bezeichnet, die − ähnlich wie Mulatten in Mittel- und Südamerika − häufig sowohl nichteuropäischstämmige als auch europäischstämmige Vorfahren haben.[1][2] Die Mehrheit der Coloureds im südlichen Afrika spricht Afrikaans als Muttersprache.

Im Gegensatz dazu wurde in den USA der Ausdruck Farbiger oder (in US-Rechtschreibung) colored seit der Kolonialzeit nur für Menschen verwendet, die aufgrund (mindestens teilweise) afrikanischer Herkunft (südlich der Sahara) eine dunkle bzw. schwarze Hautfarbe haben. Davon zu unterscheiden ist der seit den 1970er und 1980er Jahren zunehmend gebrauchte Ausdruck person of color oder people of color.

Südafrika und Südwestafrika

Geschichtliche Aspekte

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gewann eine bis dahin kaum am öffentlichen gesellschaftlichen Leben der Kapkolonie beteiligte Bevölkerungsgruppe zahlenmäßige Bedeutung. Sie setzte sich aus ehemaligen Sklavenarbeitern zusammen, deren ethnische Herkunft sehr gemischt war, darunter zwangsweise importierte Menschen verschiedener Herkunftsregionen und Angehörige der indigenen Gruppen im südlichen Afrika, der Khoikhoi sowie der San. Seit 1834 etablierte sich für diese sehr inhomogene Bevölkerung ein Schulsystem unter dem Dach mehrerer Missionsgesellschaften. Diese Schulen hatten auf die damalige soziale Stellung bzw. für die Herausbildung des Selbstverständnisses dieser Menschen einen bedeutenden Einfluss. Die mit öffentlichen Geldern so unterstützten Missionsschulen entwickelten sich sehr schnell und waren bereits 1860 auf eine Anzahl von 160 angestiegen, im Gegensatz dazu nur 102 Schulen von der Kolonialverwaltung. Diese Missionsschulen unterrichteten zu diesem Zeitpunkt 14.265 Schüler und es waren nur 4.492 Schüler in den anderen Schulen. Der 1865 erlassene Education Act (deutsch etwa: Schulgesetz, wörtlich aber: Bildungsgesetz) bestimmte die staatliche Unterstützung für drei Schultypen: public schools (öffentliche Schulen), mission schools (Missionsschulen) und Native schools (wörtlich: Eingeborenenschulen).[1]

Zwischen 1865 und 1921 gab es an den Missionsschulen keinen Unterschied in den Bildungszielen, die nach ethnischer Herkunft der Schüler spezifisch differenziert gewesen wären. Die Gesetzgebung im Jahre 1893 ermöglichte es jedoch, in den Missionsschulen Klassen für europäischstämmige Schüler einzurichten. Einige Jahre nach Gründung der Südafrikanischen Union wurde in der Cape Ordinance Nr. 5 von 1921 der Schulbildung für europäischstämmige und nichteuropäischstämmigen Personen ein eigener Abschnitt gewidmet. Diese Entwicklung führte 1923 zur Einführung eines spezifischen Lehrprogramms für Cape Coloured primary schools.[1]

In Hinsicht auf die Belange der Bevölkerungsgruppe hatte die Kapprovinz eine Cape Coloured Commission eingesetzt, die in ihrem Bericht aus dem Jahre 1937 eine Definition dieser Bevölkerungsgruppe vornahm. Unter Premierminister Jan Smuts schuf der Innenminister Harry Lawrence (United Party, später in der PFP) 1943 die Cape Coloured Permanent Commission, wogegen sich in der betroffenen Bevölkerungsgruppe auch Widerstand erhob. Mit der Ordinance No. 11 aus dem Jahre 1945 nahmen die Behörden der Kapprovinz eine Neuordnung des Schulwesen für Kinder der Coloureds vor, womit sich die Einführung der Schulpflicht verband.[1][3]

Zu Zeiten der Apartheid galten die Coloureds den Schwarzen gegenüber als vermeintlich kulturell höherstehend und wurden in dieser rassistisch geprägten Gesellschaft relativ bevorzugt behandelt, was sich auch in der Siedlungspolitik niederschlug. Als Ende der 1950er Jahre in der damaligen südwestafrikanischen Hauptstadt Windhoek die beiden Vorstädte (sogenannte Townships) Katutura (für schwarze Namibier) und Khomasdal (für Coloureds) gegründet wurden, lag Khomasdal nicht nur dichter an der Stadt, sondern Coloureds erhielten dort auch größere Häuser und Grundstücke.

Auch nach dem Ende der Apartheids-Politik wird der Begriff Coloured in Südafrika aus pragmatischen Gründen weiter verwendet, beispielsweise vom staatlichen Statistikamt.[4] Aus Gründen der Political Correctness sind stattdessen aber auch genauere Stammesbezeichnungen wie Orlam, Witbooi, Afrikaner und Baster in Verwendung.

Demographisches und Stellung bei den Bürgerrechten

Die Gruppe der südafrikanischen Coloureds ist sowohl von der ethnischen Herkunft als auch der sozialen und religiösen Zugehörigkeit inhomogen. Eine große Gruppe von etwa 200.000 Menschen bilden die sogenannten Kapmalaien, die auf von den Niederländern in die Kapkolonie gebrachte Arbeitssklaven aus Malaysia zurückgeht und die meist Muslime sind. Ebenso wie die zahlenmäßig deutlich stärkere Gruppe der in der Region Westkap lebenden, meist christlichen Cape Coloureds sprechen sie in der Regel Afrikaans als Muttersprache. Andere, kleinere Gruppen gehen auf die Ureinwohner der Region zurück, vor allem die Khoikhoi und San, die sowohl von den weißen Einwanderern als auch den bereits früher zugewanderten schwarzen Bantu-Völkern lange Zeit bekämpft wurden und nur einen geringen Anteil der Bevölkerung bilden bzw. in den Cape Coloureds aufgegangen sind. Siehe dazu auch Demografie des Westkap und Bevölkerungsgruppen von Kapstadt.

Die Stellung der Coloureds war während der Apartheid auch mit konkreten gesetzgeberischen Konsequenzen verbunden. Ihre Bevorzugung gegenüber der schwarzen Bevölkerung kommt in einigen Bestimmungen zur Datenerfassung und zur Identitätskarte im Population Registration Act aus dem Jahre 1950 zum Ausdruck. Ein besonderes Beispiel für die spezifische Behandlung dieser Bevölkerungsgruppe, sofern die Personen wahlberechtigt waren, sind die Sonderregelungen ihres Wahlrechtes mit dem Separate Representation of Voters Act aus dem Jahre 1951. Im späteren Dreikammersystem der Nationalversammlung stellten die Coloureds wie die Indischstämmigen je eine Kammer, die schwarze Bevölkerungsmehrheit jedoch nicht.

Jeder Südafrikaner wurde im Apartheidssystem einer „Rasse“ zugeordnet. Wechsel waren aufgrund spezieller Kriterien möglich, so dass ein Coloured als „Weißer“ eingestuft werden konnte und umgekehrt.[5]

Nach den Ergebnissen der Volkszählung von 2001 rechneten sich rund vier Millionen Südafrikaner der Bevölkerungsgruppe der Coloureds zu,[6] was einem Anteil von 8,9 % an der Gesamtbevölkerung Südafrikas entsprach.[7] Am Westkap und am Nordkap betrug ihr Anteil mehr als 50 %, in allen anderen Provinzen lag er deutlich unter 10 % (zwischen 0,2 % in Limpopo und 7,4 % in Ostkap).[8] 79,5 % gaben an, Afrikaans als erste Sprache zu sprechen, 18,9 % nannten Englisch.[9]

Vereinigte Staaten (Nordamerika)

In den Vereinigten Staaten wurde der Ausdruck Colored oder Farbiger nur auf die Personen mit (teilweiser) afrikanischer Herkunft südlich der Sahara wegen ihrer dunklen/schwarzen Hautfarbe verwendet. Personen mit anderer Hautfarbe waren dort von dem Begriff nicht eingeschlossen (anders: people bzw. person of color). Zur Zeit der Segregation gab es viele separate Einrichtungen nur für diese „Farbigen“, zum Beispiel Schulen, Busabteile, Toiletten und Warteräume an Verkehrsknoten. Coloreds gehörten neben anderen Bevölkerungsgruppen zu den „non-white people“.

Als Euphemismus taucht der Begriff immer wieder seit den Kolonialzeiten in den USA auch in offiziellen Texten auf. Colored People wurden im Unterschied zu den Free people of color weitgehend mit Sklaven gleichgesetzt.

Das Colored Soldiers Monument in Frankfort in Kentucky ist eines der wenigen den afroamerikanischen United States Colored Troops gewidmeten Kriegerdenkmale.

Seit der Abschaffung jeglicher Segregation in den USA in der Nachkriegszeit wurde der Begriff abgelöst durch die Bezeichnung African American oder Afro-American (dt. Afroamerikaner).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d P. A. W. Cook: Non-European Education. In: Ellen Hellmann, Leah Abrahams (Hrsg.): Handbook on Race Relations in South Africa. Cape Town, London, New York, Oxford University Press, 1949, S. 348-350
  2. Nelson Mandela Centre of Memory and Dialogue: Population Registration Act No 30. auf www.nelsonmandela.org Kurzbeschreibung des Gesetzes (englisch)
  3. Cape Times: The Coloured Commission, Zeitungsartikel vom 11. März 1943 in der Cape Times. online auf www.historicalpapers.wits.ac.za (englisch)
  4. Statistics South Africa: Statistical release (Revised), Census 2011. Pretoria 2012. auf www.statssa.gov.za, PDF-Dokument S. 21 Übersicht zu den Einwohnerzahlen Südafrikas in vier Bevölkerungsgruppen zwischen 1996 und 2011, gegliedert nach Provinzen (englisch; PDF; 2,71 MB)
  5. Informationen zur Einteilung nach „Rasse“ (Memento vom 23. April 2012 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 24. Juni 2012
  6. von 2001 (Ergebnis als pdf; 624 kB) (Memento vom 18. Mai 2012 im Internet Archive), S. 10.
  7. Volkszählung von 2001 (Ergebnis als pdf; 624 kB) (Memento vom 18. Mai 2012 im Internet Archive), S. 13.
  8. Volkszählung von 2001 (Ergebnis als pdf; 624 kB) (Memento vom 18. Mai 2012 im Internet Archive), S. 12.
  9. Volkszählung von 2001 (Ergebnis als pdf; 624 kB) (Memento vom 18. Mai 2012 im Internet Archive), S. 19.