Comissão Pastoral da Terra

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Die Comissão Pastoral da Terra (CPT) (dt.: Kommission für Landpastoral) ist eine 1975 gegründete Organisation in der Katholischen Kirche in Brasilien, welche sich auf politischer Ebene durch Öffentlichkeitsarbeit und Lobbyarbeit für eine Landreform engagiert und darüber hinaus auch soziale und ökologische Forderungen stellt. Gemeinsam mit der MST wurden die CPT 1991 mit dem Right Livelihood Award ausgezeichnet.

Der Sitz des Sekretariats ist in Goiânia, der Hauptstadt des Bundesstaates Goiás.

Geschichte

Die Comissão Pastoral da Terra wurde im Juni 1975, während der Pastoraltagung Amazoniens gegründet, die von der Brasilianischen Bischofskonferenz (Conferência Nacional dos Bispos do Brasil – CNBB) einberufen wurde und in Goiânia stattfand. Zunächst entwickelte die CPT zusammen mit Arbeitern und Landarbeitern einen pastoralen Dienst, so dass nach der Definition von Ivo Poletto, dem ersten Minister der CPT und ein der Befreiungstheologie nahestehenden Theologen, „die wahren Väter und Mütter der CPT Tagelöhner, Hausbesetzer, Indigene Völker, Migranten, Frauen und Männer seien, die für ihre Freiheit und Würde in einem freien Land kämpfen, welches durch die Herrschaft des kapitalistischen Eigentums dominiert wird.“

Die CPT wurde während der Militärdiktatur Brasiliens (1964–1985), als Reaktion auf die Not der LandarbeiterInnen, Hausbesetzerinnen und TagelöhnerInnen vor allem im Amazonasgebiet gegründet und übt seit eine wichtige Rolle aus, indem sie dazu beiträgt Menschenrechte zu verteidigen. Die CPT etablierte sich in Zusammenschluss mit der katholischen Kirche, weil die Repression viele pastorale Mitarbeiter und Gemeindeleiter berührte und die Kirche innerhalb der Gesellschaft einen politischen und kulturellen Einfluss einnimmt und dadurch als Sprachrohr für das Leid der Bevölkerung fungieren kann.

In der Zeit der Diktatur war es die Verknüpfung der CPT mit der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB), die es der CPT ermöglichte, ihre Arbeit fortzusetzen. In den darauffolgenden Jahren wurde seitens der CPT ein ökumenischer Charakter angestrebt, der insbesondere durch die Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche Brasiliens (Igreja Evangélica de Confissão Luterana no Brasil – IECLB) verwirklicht werden konnte.

Indem sie explizit oder implizit Missstände, Unterdrückung und Ausbeutung öffentlich macht und die Verantwortlichen anklagt, kämpft die CPT für soziale Gerechtigkeit, den Schutz der Menschenrechte und für eine Landreform. Mit Hilfe der CPT konnten in der Zeit bis in die 1990er Jahre mehr als 150.000 Familien über 10 Millionen Hektar Land erhalten und mehrere hundert Gewerkschaften gegründet werden. Neben etwa 100 Festangestellten kann die Organisation auf mehrere 10.000 Freiwillige und über 1.000 Priester und Kirchenmitarbeiter zurückgreifen.

Gesellschaftliche Zustände

Die Landverteilung in Brasilien ist ein gravierendes Problem. Viele haben nichts und wenige fast alles: Mehr als die Hälfte des landwirtschaftlich nutzbaren Bodens sind in den Händen von zwei Prozent der Landeigentümer. Von den Flächen, die Großgrundbesitzern oder Unternehmen gehören, wird etwa die Hälfte nicht bewirtschaftet, denn es handelt sich häufig nur um Spekulationsobjekte. Daher haben viele Familien haben nicht genug Land, um sich davon ernähren und versorgen zu können. Des Weiteren sind die Landrechte immer noch nicht hinreichend geklärt. Konflikte gegen diese Ungerechtigkeiten sind daher oft unvermeidbar. Einerseits waren und sind Landbesetzer der Repression durch staatliche Institutionen (z. B. der Militärpolizei) ausgeliefert, andererseits öffnet die weitgehende Straffreiheit der Gewalt der Großgrundbesitzer Tür und Tor. Zwischen 1985 und 2007 verzeichnete die Comissão Pastoral da Terra 1.117 Vorfälle von Landkonflikten, im Laufe derer 1.493 Landarbeiter umkamen. 2008 wurden 28 Menschen ermordet. Von all diesen Konflikten wurden bis heute nur 85 vor Gericht verhandelt.

Die Landreform, die immer wieder versprochen wurde und längst überfällig ist, lässt immer noch auf sich warten und scheint immer weiter entfernt denn je, da die weltweit steigende Nachfrage an Fleischkonsum und Biotreibstoffen die Produktion von Soja, Mais und Zuckerrohr äußerst lukrativ gemacht haben.

Mission

Die CPT berät und unterstützt Kleinbauer bei Landkonflikten, beispielsweise juristisch, wenn sie ungenutztes Land okkupieren und kultivieren. Solche Indienstnahme des Bodens ist in Brasilien legal, doch wird dies von den Großgrundbesitzer und Behörden oft nicht respektiert. Auf politischer Ebene bemüht sich die CPT für eine Landreformreform, mit der kleinbäuerliche Betrieben die Möglichkeit und genügend Raum gegeben wird, um mit Agrarkonzernen konkurrieren zu können. Mit der zu rund 90 % aus Kleinbauern bestehenden Landbevölkerung kämpft die CPT gegen die eindimensional begünstigten Interessen von Latifundien.

Unterstützung

Seitens Deutschland wird die Comissão Pastoral da Terra in Fragen der gerechten Landverteilung durch Adveniat und das Bischöfliches Hilfswerk Misereor unterstützt.

Literatur

  • Sandra Lassak: „Wir brauchen Land zum Leben!“ Widerstand von Frauen in Brasilien und feministische Befreiungstheologie. Matthias-Grünewald-Verlag, Ostfildern 2011. ISBN 978-3-7867-2873-3. Darin Kapitel 8: Kirche und Landfrage – Die Comissão Pastoral da Terra (CPT), S. 140–155.

Siehe auch

Weblinks