Cordt Schnibben

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Cordt Georg Wilhelm Schnibben (* 28. Juli 1952 in Bremen) ist ein deutscher Journalist.

Biografie

Sowohl Schnibbens Vater Georg als auch seine Mutter Elfriede Schnibben, die bereits starb, als er zwölf Jahre alt war, waren überzeugte Nationalsozialisten. Erst nach dem Tod des Vaters erfuhr Schnibben, dass beide Eltern kurz vor Kriegsende an einem politisch motivierten Mord an einem unbewaffneten Zivilisten beteiligt gewesen seien, bei dem der später wegen Beihilfe zum Totschlag verurteilte Vater[1] als Freiwilliger des „Freikorps Adolf Hitler“ zu den Haupttätern gehört habe, worüber Schnibben im April 2014 in einem ausführlichen Essay im Magazin Der Spiegel berichtete.[2]

Schnibben war Schüler im Bremer Gymnasium am Barkhof. Er wurde von der 68er-Bewegung beeinflusst, demonstrierte gegen die Notstandsgesetzgebung (verabschiedet am 30. Mai 1968), trat der DKP (Deutsche Kommunistische Partei) bei und studierte ein Jahr Gesellschaftswissenschaften an der Außenstelle des Franz-Mehring-Instituts in Berlin-Biesdorf in Ostberlin.[3] Das Studienjahr wurde ihm anerkannt, als er an der Universität Bremen das Studium der Wirtschaftswissenschaften aufnahm. Eine Zeit lang arbeitete er als Werbetexter. Nach einer erfolglosen ersten Bewerbung akzeptierte ihn die Henri-Nannen-Schule im zweiten Anlauf. Von 1984 bis 1988 war er Redakteur bei der Wochenzeitung Die Zeit. Seitdem arbeitet er beim Magazin Spiegel, zurzeit als Reporter im Ressort Gesellschaft. 1991 schrieb Cordt Schnibben einen Artikel [4] im Kontext mit dem Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Hünxe, auf den Simone Rafael in ihrem Artikel [5] zum 20 Jahrestag auf "Netz gegen Nazis " Bezug nimmt, um die weitverbreitete rassistische Stimmung des Jahres 1991 anschaulich zu vermitteln. Der Artikel stellt im fiktiven O-Ton der 1991 zeitgemäßen Stimmungs- und Gedankenwelt rechte Tendenzen und deren bürgerliche Parallelen dar.

Er gründete 2007 gemeinsam mit den Journalisten Stephan Lebert und Ariel Hauptmeier das Reporter-Forum.

Auszeichnungen

Für seine journalistische Arbeit wurde Schnibben mit dem Theodor-Wolff-Preis und dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet.

1990 erhielt er den Adolf-Grimme-Preis mit Gold für Unter deutschen Dächern: Die Erben des Dr. Barschel (zusammen mit Christian Berg), 1991 den Adolf-Grimme-Preis mit Silber für Wer zu spät kommt – Das Politbüro erlebt die deutsche Revolution (zusammen mit Martin Wiebel, Claudia Rohe, Jürgen Flimm, Hans-Christian Blech und Dirk Dautzenberg).

Für Hamburger Gift[6] erhielt er gemeinsam mit Horst Königstein einen Sonderpreis für Drehbuch und Recherche beim Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste 1993.

2012 erhielt Schnibben einen Henri-Nannen-Preis in der Kategorie Beste Dokumentation, im Team mit Ferry Batzoglou, Manfred Ertel, Ullrich Fichtner, Hauke Goos, Ralf Hoppe, Thomas Hüetlin, Guido Mingels, Christian Reiermann, Christoph Schult, Thomas Schulz und Alexander Smoltczyk, für Eine Bombenidee, erschienen im Spiegel.[7]

Werke

"Billionenpoker - Wie Banken und Staaten die Welt mit Geld überschwemmen und uns arm machen"; mit Ullrich Fichtner. 2012, ISBN 978-3-421-04576-8.

  • Der Spiegel, Titelthema 16/2014 (14. April 2014): Mein Vater, der Mörder.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fritz Bauer: Justiz und NS-Verbrechen: Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen 1945–1966. Band 11, University Press Amsterdam 1974, S. 97
  2. Cordt Schnibben: Mein Vater, ein Werwolf, Der Spiegel, 14. April 2014, S. 62 ff.
  3. Cordt Schnibben: Das große Sackhüpfen, Der Spiegel, 5/2001, 29. Januar 2001, S. 172–176.
  4. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13491444.html
  5. http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/20-jahrestag-des-brandanschlags-von-huenxe-es-ist-viel-passiert-9104
  6. Hamburger Gift bei IMDb
  7. Cordt Schnibben u. a.: Eine Bombenidee, Der Spiegel, 39/2011, 26. September 2011, S. 57–74.