David Gilly

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David Gilly (* 7. Januar 1748 in Schwedt; † 5. Mai 1808 in Berlin) war ein deutscher Architekt, Baumeister und Direktor der Berliner Bauakademie.

Familie

Gilly hatte hugenottische Vorfahren. Die Familie des Vaters Jacques Gilly hatte sich 1689 in Französisch-Buchholz bei Berlin angesiedelt, auch die Mutter Maria Villemain war hugenottisch. Sein Bruder war der spätere Arzt Charles Gilly. Um 1777 heiratete Gilly Friederike, eine Tochter des Regimentsstallmeisters Friedrich Ziegenspeck. Mit ihr hatte er zwei Kinder, den späteren Architekten Friedrich Gilly und Minna, die später den Politiker Friedrich Gentz heiratete. Nach dem Tod seiner Frau 1804 ehelichte Gilly 1805 deren Schwester Juliane.

Leben

Mit 14 Jahren begann Gilly als Baueleve bei der Kolonisation des Warthebruches eine Baulehre. 1770 erwarb er als erster Prüfling der neu gegründeten Ober-Examinationskommission bei Boumann in Berlin die Qualifikation als Landbaumeister. 1771 erhielt er eine entsprechende Anstellung in Stargard in Pommern, von wo er, 1776 zum Baudirektor befördert, 1782 als Oberbaudirektor an die Oberbaudirektion in der Hauptstadt Stettin versetzt wurde.

Als solcher zeichnete er verantwortlich für alle staatlichen Bauvorhaben in Pommern, u. a. für die Hafenanlagen von Swinemünde, die Lastadien in Stettin und Kolberg. Da sich Gilly schon länger Gedanken um qualifizierten Nachwuchs machte, gründete er in Stettin den „Cameralbau“. Für König Friedrich den Großen erstellte er Gutachten und Expertisen über umfassende Landmeliorationen.

Schloss Steinhöfel

1788 holte man Gilly zurück nach Berlin und berief ihn ins Oberbaudepartement. Dort avancierte er noch im selben Jahr zum Geheimen Baurat für die Provinzen Pommern, Ost- und Westpreußen und das Kurland sowie die Altmark zuständig. Vier Jahre später erfolgte die Ernennung zum Vizedirektor des Oberhofbauamtes. Als solcher war Gilly in den Jahren 1792 bis 1801 maßgeblich am Bau des Bromberger Kanals beteiligt. Auch für den Um- und Ausbau der Hafenanlagen von Danzig und Elbing zeichnete Gilly verantwortlich.

1793 gründete Gilly in Berlin eine private Bauschule und fünf Jahre später wurde er neben Johann Albert Eytelwein, Friedrich Becherer, Heinrich August Riedel, Carl Gotthard Langhans u. a. einer der Mitbegründer der Berliner Bauakademie (heute Technische Hochschule). In diesen Jahren schuf Gilly einige seiner schönsten Bauten: 1796 den Landsitz Paretz bei Potsdam für König Friedrich Wilhelm III. und zwei Jahre später das Schloss Freienwalde für Königin Friederike Luise.

Für den Verleger Friedrich Vieweg konzipierte und errichtete Gilly 1801 in Braunschweig ein Stadtpalais (Vieweg-Haus) und fast zeitgleich baute er Schloss Steinhöfel für den Hofmarschall Valentin von Massow um und aus.

Als am 3. August 1800 sein Sohn Friedrich Gilly starb, war es mit seiner Schaffenskraft vorbei. Auch eine kleine Studienreise 1803/04 nach Paris brachte Gilly keine Ablenkung.

Im Alter von 60 Jahren starb David Gilly am 5. Mai 1808 in Berlin. Sein Berliner Ehrengrab auf dem Friedhof der Gemeinde Jerusalems- und Neue Kirche wurde 1938 wiederentdeckt und renoviert.

Schriften

  • Beschreibung der Feuer abhaltenden Lehmschindeldächer: nebst gesammelten Nachrichten und Erfahrungen über die Bauart mit getrockneten Lehmziegeln. (1794)
  • Grundriß zu den Vorlesungen über das Praktische bey verschiedenen Gegenständen der Wasserbaukunst. (1795)
  • Vergleichung der verschiedenen Bauarten welche bey Gründung der im Meere erbauten Werke, vorzüglich aber bey Aufführung der Hafen-Wände oder der sogenannten Molen an den See-Häfen, gebräuchlich sind. (1796)
  • Sammlung nützlicher Aufsätze und Nachrichten. (1797)
  • Ueber Erfindung, Construction und Vortheile der Bohlen-Dächer. (1797)
  • Handbuch der Land-Bau-Kunst : vorzüglich in Rücksicht auf die Construction der Wohn- und Wirthschafts-Gebäude ; für angehende Cameral-Baumeister und Oeconomen (1797- , weitere Auflagen: 1798, 1800, 1805, 1818, 1822, 1831, 1836)
  • Kurze Anleitung auf welche Art Blitzableiter an den Gebäuden anzubringen sind. (1798, 2. Aufl. 1802)
  • Abriss der Cameral-Bauwissenschaft. (1799)
  • Praktische Anleitung zur Anwendung des Nivellirens oder Wasserwägens in den bey der Landeskultur vorkommenden gewöhnlichsten Fällen. (1800, 2. Aufl. 1804, 3. Aufl. 1827)
  • Praktische Anweisung zur Wasserbaukunst. (1802, 2. Aufl. 1809)
  • Über die Gründung der Gebäude auf ausgemauerte Brunnen. (1804)
  • Sammlung von Aufsätzen und Nachrichten die Baukunst betreffend (Diese Slg. gilt als eine der ersten Fachzeitschriften des Bauwesens)

Bauten

Literatur

  • Denkmal der Liebe und Verehrung: ihrem verewigten Lehrer Herrn David Gilly … gewidmet von den studirenden Mitgliedern der Königlichen Bau-Akademie zu Berlin. (1808)
  • Schmitz, Hermann: Berliner Baumeister vom Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts, Berlin, 1980. – ISBN 3-7861-1272-X (Repr. d. Ausg. Berlin 1925)
  • Lammert, Marlies: David Gilly, Berlin, 1981. – ISBN 3-7861-1317-3 (Repr. d. Ausg. Berlin 1964)
  • Kahlow, Andreas (Hrsg.): Vom Schönen und Nützlichen.: David Gilly (1748-1808); Ausstellungskatalog. – Berlin: Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1998
  • Teut, Anna: „David Gilly 1748–1808“: Ein preußischer Landbaumeister. Leben – Werk – Wirkung, Berlin 2008.
  • Führ, Eduard; Teut, Anna (Hg.): „David Gilly – Erneuerer einer Baukultur“, Waxmann Verlag GmbH, Münster 2008, ISBN 978-3-8309-2054-0

Weblinks