Det norske Hedningsamfunn
Det norske Hedningsamfunn oder auch nur Hedningsamfunnet oder DnH (deutsch: Die norwegische Heidengesellschaft) ist eine 1974 gegründete atheistisch-laizistische Organisation, deren Hauptziel darin besteht, die christlichen Einflüsse und den Einfluss der Norwegischen Kirche in Norwegen zu reduzieren. Sie setzt sich auch für eine Trennung von Staat und Kirche ein.
Die DnH beschreibt sich selbst als humanistisch atheistische/antitheistische Befreiungsbewegung. Neben der Bekämpfung des beherrschenden Einflusses des Christentums in Norwegen will sie auch die muslimischen Einflüsse minimieren. Nach eigener Darstellung will sie die Religion nicht beseitigen, sondern setzt sich für die Religionsfreiheit ein.[1] Dabei fällt die Organisation immer wieder durch provokante Aktionen auf, mit denen sie teilweise in Konflikt mit dem sogenannten „Blasphemie-Paragraphen“ (§ 142) des norwegischen Strafgesetzbuches kommt, welcher es unter Strafe stellt, auf beleidigende Art und Weise seine Verachtung für jegliche religiöse Glaubensrichtung, für deren Lehren oder für die Religionsausübung aller rechtmäßig in Norwegen existierenden Glaubensgemeinschaften auszudrücken.
Satzung
Der „Zweckparagraph“ der Satzung der Hedningsamfunn lautet:
“Det norske Hedningsamfunn vil arbeide for erkjennelse av menneskers egenverd og samhørighet. Vi vil arbeide for frigjøring fra autoritære religioner og trosretninger som reduserer og splitter mennesker, som hevder at vårt menneskeverd avgjøres av vårt forhold til en gud, og som hemmer tanker og følelser med sine dogmer og normer. Vi vil arbeide for livssynfrihet og motarbeide livssyndiskriminering. Spesielt vil vi motarbeide Den norske kirke og andre religiøse maktorganisasjoner.”
„Die norwegische Heidengesellschaft will sich für die Erkenntnis der Eigenwertigkeit und Zusammengehörigkeit der Menschen einsetzen. Wir wollen für die Befreiung von autoritären Religionen und Glaubensrichtungen kämpfen, welche die Menschen beschränken und entzweien, und die behaupten, dass unser Menschenwert von unserem Verhältnis zu einem Gott entschieden wird, und die Gedanken und Gefühle der Menschen mit ihren Dogmen und Normen hemmen. Wir wollen für die Weltanschauungsfreiheit und gegen die Diskriminierung vom Weltanschauungen kämpfen. Insbesondere werden wir gegen die Norwegische Kirche und andere religiöse Machtorganisationen ankämpfen.“[2]
Geschichte
Die Idee zur Hedningsamfunn hatten im Januar 1973 die zwei Autoren der gegenkulturellen Zeitschrift „Ett Blad“ Sigurd Hasle und Espen S. Ore in Oslo. Am 20. Januar 1973 reichten sie dazu einen Antrag beim Justizministerium ein, um den Namen Det norske Hedningsamfunn als ersten Schritt zur von ihnen geplanten Gemeinschaft eintragen zu lassen. Da zu dem damaligen Zeitpunkt noch keine Mitglieder und auch kein Glaubensinhalt genannt werden konnten, lehnte das Ministerium die Eintragung ab, woraufhin Hasle und Ore ihre Bemühungen um die DnH bis zum Frühjahr 1974 unterbrachen. 1974 gaben die beiden Gründer eine Pressemitteilung heraus, in der sie die Gründung der „Hedningsamfunn“ mitteilten, auch wenn dies formell noch nicht stattgefunden hatte. Am 2. November 1974 fand dann mit rund 60 Mitgliedern die erste Sitzung statt. Zu den wichtigsten Mitgliedern gehörten damals Kjetil Wiedswang, Terje Olerud (jetzt Tjere Emberland) und Audun Eckhoff. Der erste Vorsitzende wurde Auduns Bruder Dagfinn Eckhoff. Der Vater der beiden, der Übersetzer und Norsk rikskringkasting-Mitarbeiter Erik Eckhoff, war von 1974 bis 2000 Pressesprecher der Organisation. Die Organisation beruht stark auf der Arbeit der Familie Eckhoff, in deren Wohnhaus sich auch das Büro der DnH befindet.[3]
Aktionen
- 1975: Proteste gegen die norwegische Kirche, nachdem bekannt wurde, dass sie Exorzismus durchgeführt hatte.
- 1977: Proteste gegen die Missionsstiftung Troens Bevis, deren Gründer Aril Edvardsen, und sympathisierenden Politikern.
- 1978: Protest/Störung eines Gottesdienstes in der Slottskapellet. Dies wurde getan, um den Studenten Jan P. Hagberg mit seinen Aussagen zu konfrontieren, die er in der norwegischen Studentenzeitung Universitas getätigt hatte.
- 1980 und 81: Untersuchung unter der Leitung der DnH um die niedrigen Besucherzahlen der Gottesdienste in der norwegischen Kirche nachzuweisen.
- 1989: Beim Papstbesuch in Oslo veranstaltete die DnH eine „Katolsk varemesse“, wo sie Reliquien verkauften.
- 1995: Bei den Feierlichkeiten zum 1000-Jährigen Jubiläum der Christianisierung Norwegens in der ältesten Steinkirche Norwegens, der Moster gamle kirke störte die DnH den Gottesdienst und Trug eine Fahne in die Kirche mit der Aufschrift «1000 år er mer enn nok!» (dt.: 1000 Jahre sind mehr als genug!). Diese Aktion sorgte für großes Aufsehen.
- 2000: Eine offizielle Erlaubnis von den Dächern der Statt „Gott existiert nicht“ zu rufen bekam die Organisation im Jahr 2000 durch die Osloer Stadtverwaltung, da diese auch einer Moschee der World Islamic Mission erlaubt hatte, den Adhān auszurufen.[4] Die Aktion sorgte sowohl im In- als auch im Ausland für große Aufmerksamkeit.
Veröffentlichungen
Die Hedningsamdunn veröffentlicht in regelmäßigen Abständen die interne Zeitung Oss Hedninger Imellom (dt.: „Zwischen uns Heiden“). Zwischen 1975 und 1987 veröffentlichte sie auch die externe Zeitung „Tro DET“. Zusammen mit dem Religionskritisk Forlag veröffentlichten sie 1982 die satirische, blasphemische Comicserie Jesus Kristus & Co, welche jedoch nur vier Ausgaben umfasste. Für die Comics wurde die DnH vom Frauenzweig der Kristelig Folkeparti angeklagt. Inge Lønning, der zu dem Fall ein Gutachten verfasst hatte, bezeichnete die Comics zwar als große Gotteslästerung, riet aber von einer Aufrechterhaltung der Anklage ab, da eine Verurteilung dem Verlag und der DnH nur helfen würde ihre „höhnischen und kränkenden Schriften“ weiterzuverbreiten. Die Anklage wurde daher wenig später wieder fallen gelassen.[5]
Vorsitzende
Die Liste gibt die Vorsitzenden der DnH von der Gründung bis heute wieder:
- 1974–78: Dagfinn Eckhoff
- 1978–79: Terje Sværd
- 1979–80: Tom Egil Berland
- 1980–83: Harald Fagerhus
- 1983–91: Dagfinn Eckhoff
- 1991–92: kein Vorsitzender
- 1992–93: ? (Stellvertretender Vorsitzender: Erlend Bronken)
- 1993–94: Harald Fagerhus
- 1994–97: Halvor Raknes Johansen
- 1997–99: Harald Fagerhus
- 1999–02: Alastair Grant Mackenzie
- 2002–03: kein Vorsitzender
- 2003–07: Harald Fagerhus
- 2007–08: Morten Rølling
- 2008: Dagfinn Eckhoff (Übergangsvorsitzender durch eine Abstimmung im Mai)
- seit 2008: Dagfinn Eckhoff
Ehrenmitglieder
Aktuell sind folgende fünf Personen Ehrenmitglieder bei der Dnh:
Auszeichnungen
Die DnH vergibt zwei Auszeichnungen an Personen die sich den Auszeichnungskriterien als würdig erwiesen haben.
„Kristendummen“
Seit 1994 verleiht die Organisation den Anti-Preis „Kristendummen“ (dt. etwa: „der Christendummkopf“). Der Preis wird in unregelmäßigen Abständen an Personen verliehen, die durch besonders positive Äußerungen über das Christentum auf sich aufmerksam machten.
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„Æreshedninger“
Im Jahr 2007 führte die Organisation den Preis des „Æreshedninger“ (dt.: Ehrenhedninger = Ehrenheide) ein. Er wird an Personen verliehen, die auf sich in besonderem Maße religionskritisch äußeren, ohne selbst Mitglied der Hedningsamfunn zu sein.
Im selben Jahr, 2007, wurde der Preis an die Produzenten der religionskritischen Sendung De syv dødssyndene, Kristopher Schau, Øystein Karlsen und Morten Ståle Nilsen verliehen.[6]
Einzelnachweise
- ↑ Einführung in die Ziele von DnH
- ↑ Hedning.no, Formålsparagraf (Zweckparagraf)
- ↑ Kort om Hedningsamfunnets historie 1974-2004 Oppstarten
- ↑ Oslo's rooftoop religious rivalry In: BBC News, 30. März 2000. Abgerufen im 17. Mai 2007
- ↑ Astrid Meland: Jezzus! De tegner oss In: Magasinet, Dagbladet, 17. Januar 2006. Abgerufen im 17. Mai 2007 (norwegisch).
- ↑ Website der Det Norske Hedningesamfunn. Abgerufen am 27. Februar 2008