Die Toteninsel

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Die Toteninsel ist der Titel der wohl bekanntesten Gemälde von Arnold Böcklin. Der Titel stammt aus einem Brief von Böcklin selbst an den ersten Auftraggeber 1880.

Datei:Bocklin isle of the dead NY.jpg
Die Toteninsel: Zweite Version 1880

Inhalt der Gemälde

Böcklin malte insgesamt fünf Versionen dieses Sujets zwischen 1880 und 1886. Jede zeigt eine steil aus dem Meer emporragende Felseninsel, die mittig mit Trauerzypressen bewachsen ist. In die Felsen sind Nischen als Grabkammern eingelassen. Auf die Insel steuert ein Nachen zu, in dem sich eine schneeweiß verhüllte Gestalt, ein ebenfalls schneeweißer Sarg und der Ruderer befinden. Entsprechend der griechischen Mythologie wäre der Bootsführer Charon und das Gewässer der Totenfluss Acheron, über den Charon den weißgekleideten Verstorbenen zur Grablegung übersetzt. Optisches Vorbild Böcklins, der zur Zeit der Entstehung der ersten drei Versionen in Florenz lebte, sollen aber die Pontinischen Inseln, eine vulkanische Inselgruppe bei Capri, gewesen sein.

Datei:Arnold Boecklin - Island of the Dead, First Version.JPG
Die Toteninsel: Erste Version 1880
Die Toteninsel: Dritte Version 1883
Die Toteninsel: Fünfte Version 1886

Geschichte der fünf Versionen

Böcklin vollendete die erste Version im Mai 1880 auf Bestellung des Mäzens Günther Alexander, Böcklin behielt diese Version allerdings. Noch während der Arbeit an diesem Bild gab im April 1880 Marie Berna, spätere Gräfin von Oriola, den Auftrag eines „Bildes zum Träumen“. Böcklin fertigte ihr eine zweite Version der Toteninsel, anfangs noch ohne Sarg und die weiße Gestalt, die er aber bald in dieser und der ersten Version ergänzte. Er nannte diese Version auch „Die Gräberinsel“. Die dritte Version entstand 1883 für Böcklins Galeristen Fritz Gurlitt, der mit einer Radierung dieser Version von Max Klinger einen Verkaufserfolg erzielen wollte. 1933 wurde diese Version auf dem Kunstmarkt angeboten und von Adolf Hitler erworben, der das Werk bewunderte. Er hängte es zunächst auf dem Berghof am Obersalzberg auf, ab 1940 in der Berliner Neuen Reichskanzlei. Aufgrund von Geldnöten entstand 1884 die vierte Version des erfolgreichen Sujets. Sie wurde später von dem Kunstsammler Heinrich Baron Thyssen erworben und in seiner Berliner Bankfiliale aufgehängt. Dort verbrannte sie durch einen Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg. Es existiert noch eine Schwarzweiß-Fotografie. Die fünfte Version wurde 1886 vom Museum der bildenden Künste Leipzig bestellt, wo sie noch heute hängt.

Bedeutung

Das Bild ist stark autobiographisch geprägt, das Thema Tod spielte in Böcklins Leben als auch in seinen Werken immer eine bedeutende Rolle. Im Leben verlor er 8 seiner 14 Kinder; er selbst erkrankte an Typhus und erlitt einen Schlaganfall. Ab der dritten Version versah Böcklin eine der Grabkammern in den Felsen mit seinen Initialen. Einige sehen hierin auch einen Abgesang auf die europäische Kultur an der Schwelle zum technisierten 20. Jahrhundert. In seinen weiteren Bildern beschäftigt er sich z.B. im Portrait der sterbenden Kleopatra oder dem fiedelnden Tod mit diesem Thema.

Die morbide Atmosphäre der Toteninsel begründete schnell eine große Popularität im Fin de siecle, die bis heute angehalten hat. Die Bilder hatten darüber hinaus großen Einfluss auf spätere Maler, es gibt bis heute unzählige „Neuinterpretationen“.

Daten der fünf Versionen

1. 1880 – Öl auf Leinwand, 111 x 115 cm; seit 1920 Öffentliche Kunstsammlung, Kunstmuseum Basel.

2. 1880 – Öl auf Holz, 111 x 155 cm; seit 1926 Metropolitan Museum of Art New York.

3. 1883 – Öl auf Holz, 80 x 150 cm; seit 1980 Staatliche Museen zu Berlin.

4. 1884 – Öl auf Kupfer, 81 x 151 cm; zerstört in Berlin während des Zweiten Weltkrieges

5. 1886 -- 80 x 150 cm; Museum der bildenden Künste Leipzig.

Die Lebensinsel

1888 fertigte Böcklin ein Bild mit dem Titel Die Lebensinsel. Es stellt, möglicherweise als Gegenpol, ebenfalls eine kleine Insel dar, allerdings mit ausgelassen badenden Göttern, einigen Schwänen, einer Gruppe von Menschen auf der Insel und verschiedenartigstem Baumbewuchs dort (im Gegensatz zur Toteninsel an den Rändern). Es hängt, wie die erste Version der Toteninsel, im Kunstmuseum Basel.

Rezeption

Werke der klassischen Musik


Literatur

  • Heinrich Mann: Die Göttinnen. Die Insel wird hier beschrieben, allerdings wird der Name des Bildes nicht erwähnt und es handelt sich auch nicht um eine Bildbeschreibung.
  • Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker. Im Zimmer eines Verschwundenen hängt das besagte Bild. Es dient hier wie in unzähligen anderen Adaptionen als Vorbote von Unheil.
  • Thomas Lehr: Nabokovs Katze. Hier wird die Toteninsel in einem Krankenzimmer aufgehängt.


Film

Neben Kurzfilmen, die zumeist die Fahrt zur Toteninsel thematisieren, dient das Bild in I walked with a Zombie (1943) zur Verdeutlichung des oben genannten. Man sieht es sehr deutlich in einer Nachtszene über dem Bett der Hauptdarstellerin platziert.

Weblinks