Diskoinsel

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Diskoinsel
Satellitenbild
Satellitenbild
Gewässer Diskobucht (Baffinbai)
Geographische Lage 69° 48′ N, 53° 21′ WKoordinaten: 69° 48′ N, 53° 21′ W
Diskoinsel (Grönland)
Diskoinsel (Grönland)
Länge 160 km
Fläche 8 578 km²
Höchste Erhebung 1919 m
Einwohner 892 (2015)
<1 Einw./km²
Hauptort Qeqertarsuaq (Godhavn)
Karte der Diskoinsel
Karte der Diskoinsel

Die Diskoinsel (Kalaallisut: Qeqertarsuaq, deutsch „große Insel“) mit einer Fläche von 8578 km² (zum Vergleich: Mallorca 3640 km², Korsika: 8680 km²) liegt etwa 60 Kilometer westlich von Ilulissat (Jakobshavn) vor der Westküste von Grönland in der Diskobucht (Qeqertarsuup Tunua). Sie ist vom grönländischen Festland durch den Vaigat-Sund getrennt.

Geographie

Die vor 55 bis 65 Millionen Jahre entstandenen Bergzüge sind aus rötlichem Basalt, die höchste Erhebung misst 1919 Meter, die durchschnittliche Höhe beträgt 975 Meter.[1] Der Permafrostboden der Insel lässt nur Tundra-Vegetation zu, landwirtschaftliche Nutzflächen und Bäume gibt es nicht. Das Innere der Diskoinsel bedeckt zu einem beachtlichen Teil der 918 km² große Sermersuaq (d. h. „Großer Gletscher“). Die Bræpasset-Eiskappe erstreckt sich über 254 km². Oberhalb von Qeqertarsuaq liegt der kleinere Lyngmarksgletscher. Insgesamt sind 19 % der Inselfläche vergletschert.[2]

An der Westküste liegen drei große Fjorde, das sind von Nord nach Süd:

  • Nordfjord (Kangersooq)
  • Mellemfjord (Akulliit)
  • Diskofjord (Kangerluk).

Die Diskoinsel ist sehr dünn besiedelt, es gibt nur zwei ständig bewohnte Orte. Die größte Ansiedlung ist Qeqertarsuaq (Godhavn) mit 871 Einwohnern (Stand 2015) im Süden. Etwa 35 Kilometer nördlich davon liegt die noch sehr ursprüngliche Inuit-Siedlung Kangerluk mit 21 Einwohnern (Stand 2015),[3] die von der Jagd und dem Fischfang leben. Bis in die 1970er Jahre gab es im Nordosten noch die zu einer Kohlegrube gehörende Bergarbeitersiedlung Qullissat. Nach Schließung des Bergwerks wurden die Bewohner jedoch nach Ilulissat und Qeqertarsuaq umgesiedelt.

Interessant ist die Diskoinsel wegen ihrer mit Fossilien durchsetzten geologischen Formationen. In mineralogischer Hinsicht stellt die Insel eine Berühmtheit dar, da sie einer der wenigen Fundorte für terrestrisches gediegenes Eisen ist. Ein Basalt auf der Insel, der die tertiären Braunkohlenflöze durchschlagen hat, enthält das Eisen in Form von großen Massen bis hinunter zu kleinen Flittern. Die größte bekannte Eisenmasse hat ein Gewicht von ca. 25 Tonnen.[4]

Geschichte

Bei Qeqertarsuaq wurden Spuren der Paläo-Eskimos und der Dorset-Kultur gefunden, ob jedoch bereits zu dieser Zeit ein permanenter Siedlungsplatz bestand, ist noch umstritten. In unmittelbarer Nähe, bei Ilulissat, wurde der bedeutende Siedlungsplatz Sermermiut der Saqqaq-Kultur ausgegraben. Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass in prähistorischer Zeit Proto-Inuit-Völker die Diskoinsel regelmäßig aufsuchten.

Als erster Europäer, der die Diskoinsel sah, gilt Erik der Rote. Nördlich des Polarkreises gab es keine permanenten Siedlungen der grönländischen Wikinger, sie besuchten jedoch den Bereich um die Diskobucht in den Sommermonaten für die Jagd und nannten die Region Norðrsetur.

Auf der Suche nach der legendären Nordwestpassage ankerten am 4. Juli 1845 die Schiffe HMS Erebus und HMS Terror der Expedition Sir John Franklins in der Bucht vor Qeqertarsuaq, um noch einmal Frischwasser aufzunehmen. Bis auf eine kurze Sichtung durch einen Walfänger auf hoher See, nur wenige Tage später, war dies das letzte Mal, dass die 138 Expeditionsteilnehmer lebend gesehen wurden.

Die dänische ARKTISK-Forschungsstation wurde 1906 als wissenschaftliche Basisstation errichtet und gehört seit 1956 zur Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Kopenhagen. Der dänische Botaniker Morten Pedersen Porsild war bis 1946 ihr erster Leiter.

Einzelnachweise

  1. Disko/Qeqertarsuaq auf der Homepage der Arktisstation der Universität Kopenhagen, abgerufen am 17. September 2015
  2. Jacob C. Yde: Greenland Glaciers outside the Ice Sheet. In: Vijay P. Singh, Pratap Singh, Umesh K. Haritashya (Hrsg.): Encyclopedia of Snow, Ice and Glaciers. Springer, Dordrecht 2011, ISBN 978-90-481-2641-5, S. 479 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Statistics Greenland (Hrsg.): Greenland in Figures 2015. 2015, ISBN 978-87-998113-0-4, ISSN 1602-5709, S. 9 (stat.gl [abgerufen am 18. September 2015]).
  4. Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 397 (Erstausgabe: 1891).

Weblinks

Wiktionary: Diskoinsel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen