Doretta (Hausgans)
Doretta (später auch Schröder genannt; * Juni 2000 in Mecklenburg; † Mai 2009 in Berlin) war ein Ganter, der als vorgesehene Weihnachtsgans des damaligen deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder bekannt wurde.[1]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Doretta schlüpfte Anfang Juni 2000 auf einem Biohof in Mecklenburg. Als Gerhard Schröder im August 2000 unter anderem Brandenburg bereiste, bestellte er die vermeintliche Gans in Lenzen, wo sie zusammen mit 700 weiteren Tieren auf einer Weide der Landschaftspflege GmbH gemästet wurde. Sie wog 7,5 Kilogramm, als sie im Dezember 2000 auf einem ökologisch geführten Hof in Gladebeck (Niedersachsen) geschlachtet werden sollte.[2]
Angeblich auf Intervention der damals neunjährigen Tochter seiner Frau Doris Schröder-Köpf entschied Schröder, Doretta nicht schlachten zu lassen. Jedoch hatten Boulevardzeitungen zuvor appelliert, dem Tier Gnade zu erweisen und sich den US-Präsidenten Bill Clinton zum Vorbild zu nehmen, der auf einen Truthahn zu Thanksgiving verzichtet und jeweils einem Truthahn das Leben geschenkt hatte.[2] Doretta kehrte aus Niedersachsen nach Lenzen zurück. Schröder und seine Familie besuchten den Ganter dort nicht.[3] Stattdessen widerfuhr ihm dort ein Journalistenansturm.[4] 2001 stellte sich heraus, dass Doretta keine Gans, sondern ein Ganter war.[5]
Schröder finanzierte bis 2005 seinen Unterhalt, indem er jährlich einen Verrechnungsscheck schickte.[6] Die Pflege war nur für die Dauer der Kanzlerschaft vereinbart worden.[7][8] Für Schröders Nachfolgerin im Kanzleramt, Angela Merkel, war Doretta kein Thema.[9] Die Zuständigkeit übernahm der Berliner Verein „Leben mit Tieren“.[10]
Im Juni 2006 zog Doretta nach Berlin um und wurde im Tiergehege eines Seniorenpflegeheims in Zehlendorf untergebracht.[11] Dort benannten die Bewohner Doretta in „Schröder“ um.[12][13][14] Als einziger Ganter des Geheges war das Tier unglücklich, deswegen wurde ihm eine Gans zur Gesellschaft gegeben, die von den Heimbewohnern „Angela“ getauft wurde.[15] Der Ganter starb im Mai 2009 an einem Lebertumor.[16][17] Seine Gefährtin bekam einen anderen Ganter als Gesellschaft, der den Namen „Tyson“ nach dem US-amerikanischen Boxer Mike Tyson erhielt.[18]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wolfgang Frühwald: Gans wie Gerd (PDF; 11,5 MB) In: Forschung und Lehre, Ausgabe 1/2007, S. 24–26
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ „Doretta“ ist tot auf der Website von n-tv vom 11. September 2009
- ↑ a b Schröders Weihnachtsgans: Der Kanzler begnadigt Doretta In: Der Tagesspiegel online vom 16. Dezember 2000
- ↑ Keine Angst vor Weihnachten ( vom 23. Juli 2012 im Internet Archive) In: stern.de vom 4. Dezember 2004
- ↑ Sebastian Knauer: Die Qual der Weihnachtsgänse – VIP-Gans „Doretta“ überlebt auch dieses Weihnachten In: Spiegel Online vom 12. Dezember 2006
- ↑ Kanzler-Gans „Doretta“ ist ein Ganter In: Rheinische Post online vom 16. April 2001
- ↑ Was wird aus der Kanzler-Gans? In: Blick online vom 18. Dezember 2005
- ↑ Matthias Schröter: Kanzlergans Doretta auf dem Altenteil ( vom 4. September 2012 im Webarchiv archive.today) In: Netzeitung vom 16. Dezember 2005
- ↑ Kanzler-Gans belustigt Senioren In: Focus Online vom 15. Dezember 2005
- ↑ Doretta ist Waise In: n-tv online vom 23. Dezember 2005
- ↑ Gerhard Schröder trennt sich von Doretta In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 27. Dezember 2005, S. 8 (vollständiger Zugriff nur für Abonnenten)
- ↑ Jens Blankennagel: Kanzlergans im Altenheim In: Berliner Zeitung online vom 23. Juni 2006
- ↑ Kanzlergans „Doretta“ an Krebs gestorben In: Die Welt online vom 12. September 2009
- ↑ Doretta heißt „Herr Schröder“ In: Berliner Morgenpost online vom 3. Juni 2008 (vollständiger Zugriff nur für Abonnenten)
- ↑ Küchenfertig gefrostet In: Süddeutsche Zeitung online vom 23. Dezember 2006
- ↑ Gerds Ganter heiratet In: n-tv online vom 23. Dezember 2007
- ↑ Kanzlergans „Doretta “ist tot In: Handelsblatt online vom 11. September 2009
- ↑ Kanzlergans Doretta ist tot In: Süddeutsche.de vom 11. September 2009
- ↑ Kanzlergans „Doretta“ an Krebs gestorben In: Die Welt online vom 12. September 2009