Dreilinden

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Dreilinden ist die Bezeichnung eines Forstes im Berliner Südwesten. Der Name ging in der Folge auf ein Jagdschloss im heutigen Ortsteil Wannsee und eine Kolonie auf dem Gebiet der Gemeinde Kleinmachnow südlich der Berliner Stadtgrenze über. Dreilinden wurde auch zum Namensgeber des West-Berliner Kontrollpunkts (auch als Checkpoint Bravo bekannt) an der Transitautobahn durch die DDR.

Geschichte

Name und Jagdschloss

Jagdschloss mit der persönlichen Kriegsbeute Friedrich Karls im Vordergrund, dem Hærulfstein. Zeichnung um 1880

Der Name Dreilinden geht auf das Jahr 1833 zurück, in dem das Forsthaus Heidekrug in Forsthaus Dreilinden umbenannt wurde. Friedrich (Wilhelm Heinrich) Bensch beantragte die Namensänderung für das 1820 mit der Heinersdorfer Heide (Forst) erworbene Forsthaus. Die Regierung genehmigte dies am 21. Juli 1833. Seitdem hieß der Waldkomplex und die Ackerflächen, die Bensch 1820 von Leutnant Mumm erworben hatte, Forstbezirk Dreilinden.

Im Jahr 1838 erfolgte die Einweihung der Berlin-Potsdamer Eisenbahn, deren Trasse durch den Forst Dreilinden verlief (Stammbahn); sie verläuft dort südlich der heutigen Stadtgrenze parallel zur dieser. 1856 verkaufte Bensch den Forst für 70.000 Taler an den Berliner Destillateur Josef Aloys Gilka. Dass Bensch an seinem Gut hing, zeigt der Umstand, dass er im Kaufvertrag eine Grabstelle hinter dem Forsthaus für sich behielt – die heute noch zu sehen ist. Gilka veräußerte den Besitz 1859 für 95.000 Taler an den Neffen des Königs, Prinz Friedrich Karl von Preußen. 1869 wurde von einem Baumeister Nabbath das Jagdschloss in der Nähe des Forsthauses im Schweizerstil erbaut mit drei namenstiftenden Linden.[1]

„Dieser Name Dreilinden war übrigens keine Neuschöpfung und existiert bereits seit 1833, in welchem Jahre das uralte schon eingangs erwähnte Forstetablissement Heidekrug, mit Rücksicht auf drei alte, vor seiner Tür stehende Linden, die Bezeichnung Forsthaus Dreilinden erhalten hatte. Bald danach empfing auch die Forst selber ebendiese Bezeichnung, so dass wir seitdem, ein und demselben Namen dreifach begegnend, eine Forst von Dreilinden, ein Forsthaus von Dreilinden und endlich drittens ein Jagdhaus von Dreilinden unterscheiden müssen. Die Forst spricht für sich selbst, das Forsthaus ist Försterei, das Jagdhaus aber prinzliche Villa.“

Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg[2]

Als „prinzliche Villa“ bezeichnet Fontane das 1869 errichtete Jagdschloss Dreilinden, das Lieblingsaufenthalt des Prinzen Friedrich Karl war. „Jeder […] kannte das Schloß […] aus den Hofnachrichten, in denen es in bestimmten Abständen hieß: ,Seine Königliche Hoheit kam heute von Dreilinden herein in die Stadt und kehrte gegen Abend dahin zurück‘“.[3] Im fünften Wanderungsband Fünf Schlösser aus dem Jahr 1889 widmet Fontane Dreilinden und dem Prinzen Friedrich Karl eigene, ausführliche Kapitel.

Bekannter noch als der Prinz selbst ist seine Tafelrunde von Dreilinden geworden, die in regelmäßigen Abständen im Jagdschloss stattfand. Mit dem Tod des Prinzen erlosch auch die Tafelrunde. Sein Sohn Prinz Friedrich Leopold verkaufte von 1894 bis 1900 rund 600 Morgen an die Heimstätten Aktiengesellschaft und danach einzelne Grundstücke von 507 Hektar an Privatpersonen. Das restliche Land verkaufte er 1927 für elf Millionen Mark (inflationsbereinigt in heutiger Währung: rund 48 Millionen Euro) an die Stadt Berlin.

Im April 1879 ging die Wetzlarer Bahn in Betrieb, die gegenüber der Station Wannsee der Wannseebahn einen Bahnhof erhielt, der den Namen Dreilinden erhielt. Wenige Jahre später wurden beide Bahnhöfe unter dem Namen Wannsee zu einer gemeinsamen Station zusammengefasst.[4]

Im Jahr 1954 wurde das Jagdschloss abgerissen, an seiner Stelle befindet sich heute die Revierförsterei Dreilinden. In der Nähe findet man auch den Grabstein von Friedrich (Wilhelm Heinrich) Bensch.

Mit der Bildung von Groß-Berlin 1920 kam der Teil des Waldgebietes nördlich des Königswegs zur Stadt Berlin.

Weitere Entwicklung

Am 11. März 1909 wurde die Kolonie Dreilinden GmbH gegründet, die 200 Morgen Forst am 30. Oktober 1909 von den Rittergutsbesitzern Georg und Dietloff von Hake erwarb. Das gekaufte Gelände wurde im Norden von der Bahnlinie Berlin–Potsdam, im Süden vom Teltowkanal und im Osten und Westen von Linien begrenzt, die zu der projektierten Verbindungsbahn Wannsee–Stahnsdorf ungefähr parallel verliefen.

Im Jahr 1913 wurde von der Terraingesellschaft mit dem Bau der Friedhofsbahn begonnen. Der Bahnbau wurde am 5. Juni 1914 beendet und der Gesellschaft jährlich 5000 Mark zur Verfügung gestellt, um die beiden Eisenbahnbeamten zu bezahlen. In den 1920er Jahren wurde die S-Bahn-Linie elektrifiziert. Später sollte am Treffpunkt zwischen der Stammbahn und der Friedhofsbahn noch ein großer Umsteigebahnhof entstehen.

Das Gebiet um die Kolonie Dreilinden war ein beliebtes Ausflugsziel der Berliner. Zu dieser Zeit gab es deshalb zwei Gaststätten, die Bahnhofsgaststätte und das Dreimäderlhaus am Kanal gelegen. Die Terraingesellschaft begann 1922 mit der Parzellierung. Damals war Dreilinden nur eine Wochenendsiedlung, bis 1933 die ersten festen Gebäude erbaut wurden.

Der Autobahn-Zubringer der Reichsautobahn 51 von der AVUS zum Berliner Ring wurde 1940 eingeweiht (jetzt A 115). Er führte kurz hinter dem Autobahnkreuz Zehlendorf durch den Forst Dreilinden und die Parforceheide. Die Bahnstrecke Richtung Potsdam (Stammbahn) wurde, nach Sprengung der Teltowkanalbrücke durch die Wehrmacht, 1945 von der Roten Armee stillgelegt. Die Gleise gingen als Reparation in die Sowjetunion.

Im Londoner Protokoll vom 12. September 1944 einigten sich die Siegermächte, das besiegte Deutsche Reich und Berlin in Sektoren aufzuteilen. Der größte Teil des Forstes blieb auf Berliner Gebiet, die Siedlung Dreilinden lag in der Sowjetischen Besatzungszone. Vorerst gab es aber keine wesentlichen Einschränkungen beim Grenzübergang. Kontrollposten interessierten sich für Schieber und Hamsterer. Die Berlin-Blockade begann am 24. Juni 1948 mit der Sperrung der Transitstrecken durch die Sowjets. Der Güterverkehr über Dreilinden musste eingestellt werden. Die Versorgung Berlins wurde über eine Luftbrücke sichergestellt. Lediglich der Personenverkehr ins Umland blieb vorerst gestattet. Am 12. Mai 1949 folgte das Ende der Berlin-Blockade.

Grenzkontrolle Drewitz-Dreilinden, 1972
Grenzübergangsstelle Drewitz, 1986

Der Kontrollpassierpunkt (KPP) NOWAWES wurde nach Befehl Nr. 73/49 des Präsidenten Fischer der „Deutschen Verwaltung des Innern“ (DVdI) der SBZ am 28. Juli 1949 eröffnet. Am 7. Oktober 1949 erfolgte die Gründung der DDR. Der KPP NOWAWES wurde am 23. Oktober 1950 in KPP Drewitz umbenannt. Er befand sich bis 1969 nördlich der Autobahn-Anschlussstelle Potsdam-Babelsberg, das Gelände wurde nach 1990 zu den Parkplatz-Anlagen Am Stern und Parforceheide umgestaltet. Die Kontrollen fanden im Freien und in Baracken statt. Der West-Berliner Kontrollpunkt Dreilinden lag in der Siedlung Albrechts Teerofen südlich des Teltowkanals. Am 13. August 1961 war der Beginn der Abriegelung West-Berlins durch die DDR. Die Grenzanlagen wurden deutlich ausgebaut. In Berlin begann der Bau der Mauer. Die S-Bahn-Strecke Wannsee–Dreilinden–Stahnsdorf wurde geschlossen und später demontiert.

Bis Oktober 1969 wurde seitens der DDR eine neue Autobahntrasse angelegt, um die unkontrollierte Durchfahrung von DDR-Gebiet zwischen der Kontrollstelle Dreilinden und dem endgültigen Erreichen West-Berliner Gebietes an der Königswegbrücke beenden zu können. Der DDR-Kontrollpunkt Drewitz wurde an den neugeschaffenen Autobahnabschnitt auf dem Gemeindegebiet von Kleinmachnow verlegt, behielt jedoch seinen Namen. Der West-Berliner Kontrollpunkt Dreilinden, bisher an der Autobahnbrücke über den Teltowkanal bei Albrechts Teerofen gelegen, wurde an den Autobahnabschnitt unmittelbar nördlich des Grenzverlaufs an der Königswegbrücke verlegt. Die Amerikaner etablierten die Büroräume des Allied Checkpoint Bravo auf einer Brücke über den Schlagbäumen, direkt über der Autobahn. Bis 1970 passierten 5,9 Millionen Personen und ca. 2,5 Millionen Kraftfahrzeuge Dreilinden. Zu Ferienbeginn wurden pro Tag 2000 bis 2200 Pkw in Richtung Westen und rund 2400 Pkw nach West-Berlin abgefertigt. Dazu kamen noch um die 140 Lkw und 25 Omnibusse in jede Richtung.

Am 9. November 1989 erfolgte die Öffnung der innerdeutschen Grenze. Tausende von Fahrzeugen mit Bürgern der DDR passierten unkontrolliert Dreilinden. Am 10. November um 0:30 Uhr wurde auf der Grundlage eines telefonischen Befehls an den Zugführer in Drewitz (DDR), Major Meike, die Grenzübergangsstelle für alle DDR-Bürger geöffnet. Der Ansturm über Dreilinden erreichte Rekordausmaße. Im Juli 1990 wurde der West-Berliner Kontrollpunkt Dreilinden stillgelegt. Auf dem Gelände der ehemaligen Grenzübergangsstelle Drewitz wurde der Europarc Dreilinden mit Geschäftsgebäuden und Hotels aufgebaut, darunter die eBay-Zentrale Deutschland.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde Flächen auf Brandenburger Gebiet im Grenzstreifen, im Bereich der alten Autobahn bis zum Teltowkanal den Berliner Forsten übertragen und werden wieder von der Försterei Dreilinden bewirtschaftet.[5]

Sonstiges

Direkt hinter dem Autobahnkreuz Zehlendorf sind sowohl die Dreilinden-Grundschule,[6] als auch das Dreilinden-Gymnasium[7] beheimatet. Eröffnet wurden diese beide 1939 noch als eine Oberschule und im Jahr 1978 offiziell in seine heutige Form getrennt.[8]

Literatur

Weblinks

Commons: Checkpoint Drewitz-Dreilinden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Harry Nehls: Italien in der Mark – Zur Geschichte der Glienicker Antikensammlung (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins Heft 63), Berlin/Bonn: Westkreuz, 1987
  2. Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Band 5. (Fünf Schlösser) „Dreilinden“ – 2. Kapitel: Dreilinden, Historisch-Topographisch (Ende des Kapitels).
  3. Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Band 5. (Fünf Schlösser) „Dreilinden“ – 1. Kapitel: Erster Besuch in Dreilinden (erster Absatz)
  4. Jürgen Meyer-Kronthaler, Wolfgang Kramer: Berlins S-Bahnhöfe / Ein dreiviertel Jahrhundert. be.bra verlag, Berlin 1998. ISBN 3-930863-25-1, S. 323.
  5. Flyer der Försterei Dreilinden.
  6. Dreilinden-Grundschule. In: www.dreilinden-grundschule.de. Abgerufen am 28. September 2016.
  7. Dreilinden Gymnasium Berlin. Abgerufen am 28. September 2016.
  8. Schulgeschichte. In: www.dreilinden-grundschule.de. Abgerufen am 28. September 2016.

Koordinaten: 52° 24′ 25″ N, 13° 11′ 15″ O