Eberhard Ulich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. September 2016 um 16:46 Uhr durch Neverdull (Diskussion | Beiträge) (→‎Ehrungen: Korrektur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eberhard Ulich

Eberhard Ulich (* 29. November 1929 in Greifswald) ist ein deutscher Arbeitspsychologe.

Ulich ist einer der prominentesten Vertreter der deutschsprachigen Arbeitspsychologie[1], der sich der humanen gesunderhaltenden Gestaltung der Arbeit widmet, den arbeitenden Menschen in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit stellt[2] und die Psychologie in die Wirtschaft, die Schule, in Krankenhäuser und zu Wirtschafts- und Sozialpolitikern trägt[3].

„Ulichs Arbeit trägt dazu bei, die Einheit unseres Faches (der Arbeitspsychologie, A.d.R.) deutlicher zu machen, zu begreifen, dass Lehren wie auch Heilen Arbeit ist und Gesetzmäßigkeiten dieses Bereiches gehorcht und dass Arbeiten psychisch krank machen oder heilen kann.[3]

Während 25 Jahren (1972 bis 1997) lehrte und forschte er als Ordinarius für Arbeits- und Organisationspsychologie an der ETH Zürich und leitete als Direktor das Institut für Arbeitspsychologie (ifap). Seit 1997 ist er Seniorpartner des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung (iafob), seit 2000 wissenschaftlicher Leiter des Europäischen Unternehmensnetzwerks ‘Enterprise for Health‘ sowie seit 2003 Präsident der Stiftung Arbeitsforschung.

Leben und beruflicher Werdegang

Ulich lebt in Zürich.[4][5]

Forschung und Werk

Kernanliegen von Eberhard Ulichs Forschung und Werk ist es, zur menschengerechten Gestaltung von Arbeit beizutragen. Hierzu hat er das Zusammenspiel von Menschen, Technologien, organisationalen und gesellschaftlichen Bedingungen im Hinblick auf die Erfüllung von Arbeitsaufgaben theoretisch ergründet, empirisch untersucht und durch die Entwicklung von Methoden und Instrumenten gestalterisch umgesetzt.

So wurde während seiner Zeit an der ETH Zürich ein Modell zur Entstehung von Arbeitszufriedenheit entwickelt, das durch die differenzierte Betrachtung der Dynamik von individuellen Ansprüchen und betrieblicher Realität Theorie sowie Praxis nachhaltig beeinflusst hat. In den 1980er und 1990er Jahren wurde das von ihm geleitete Institut für Arbeitspsychologie der ETH Zürich vor allem durch den Mensch-Technik-Organisations-Ansatz bekannt, der das CIM-Aktionsprogramm des Bundes, diverse Forschungsinitiativen bundesweit und an der ETH Zürich die Forschung zur arbeitsorientierten Gestaltung automatisierter Produktionssysteme wesentlich geprägt hat.[6]

Zu den konkreten Forschungsfragen, mit denen sich Eberhard Ulich auseinandersetzte, zählten Forschungsprojekte über alternative Arbeitsformen in Industrie und Verwaltung, computerunterstützte Büroarbeit und rechnerunterstützte Produktion, Arbeitszufriedenheit, persönlichkeitsförderliche Arbeitsgestaltung, Zeitstrukturen und Schichtarbeit, beschäftigungswirksame Arbeitszeitmodelle, teamorientierte Entlohnungskonzepte, Arbeitsbedingungen im Gesundheits- und Bildungsbereich oder Gesundheitsmanagement in Unternehmen.

Seit seiner Emeritierung 1997 und als Seniorpartner des von ihm mitbegründeten Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung gilt Ulichs Hauptarbeit der Umsetzung von Psychologie in der Wirtschaft und im Gesundheits- und Bildungswesen. Diese Umsetzung ist von theoretischen Aufarbeitungen in mehreren Büchern begleitet, z.B. in „Unternehmen arbeitspsychologisch bewerten“ (mit Oliver Strohm, 1997), in „Arbeitspsychologie im Krankenhaus“ (2003) oder in „Gesundheitsmanagement im Unternehmen“ (mit Marc Wülser, 2004). Sein Standardlehrbuch „Arbeitspsychologie“ ist 2005 in überarbeiteter und erweiterter 6. Auflage erschienen. Eine ausgewählte Bilanz der Arbeit des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung enthält das im Rahmen des 10-jährigen Jubiläums herausgegebene Buch „Unternehmensgestaltung im Spannungsfeld von Stabilität und Wandel“ (2008).[7]

Ulichs Kernanliegen ist es, „Psychologie (…) als einen wirkungsstarken wissenschaftlich fundierten Beruf weiter zu entwickeln, der es den Berufsvertretern ermöglicht, ethischen Prinzipien der Gestaltung menschenwürdigen Lebens und Arbeitens als der besseren wirtschaftlichen Option zu folgen“.[3] Eberhard Ulich entwickelt eine wissenschaftlich fundierte Psychologie der Gestaltung des Alltagslebens, zu dem Arbeiten gehört. Dabei geht es ihm nicht in erster Linie um das Bereitstellen neuer Erkenntnisse für den innerwissenschaftlichen Nutzer vom Fach. Ulich geht weiter, er sucht Erkenntnisse, Vorgehensweisen und Konzeptionen, um sich einzumischen, um mitzuwirken am menschengerechten Gestalten von Lebens- und Arbeitsumständen.

Ehrungen

Schriften

Herausgeberschaften

  • Schriften zur Arbeitspsychologie (Bern: Huber)
  • Schriftenreihe „Mensch – Technik – Organisation“ (Zürich: vdf Hochschulverlag) mit Werken wie Unternehmen arbeitspsychologisch bewerten (Bd. 10, 1997) und Beschäftigungswirksame Arbeitszeitmodelle (Bd. 29, 2001)
  • Mitherausgeber: Psychosozial

Editorial Boards

  • The European Journal of Work and Organizational Psychology
  • International Journal of Human Factors in Manufacturing
  • Zeitschrift für Arbeitswissenschaft
  • Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mensch - Technik - Organisation - vdf Verlag
  2. Auszug aus dem Grusswort von Hannelore Weber anlässlich der Verleihung der Hugo-Münsterberg-Medaille des Berufsverbandes Deutscher Psychologen, 2005
  3. a b c Auszug aus der Laudatio, gehaltenen von Winfried Hacker, anlässlich der Verleihung der Hugo-Münsterberg-Medaille des Berufsverbandes Deutscher Psychologen, 2005
  4. Eberhard Ulich - Psychologie Chronik
  5. Das iafob Team auf www.iafob.ch
  6. in Anlehnung an ETHistory des Instituts für Arbeitspsychologie
  7. Jubiläumsbuch auf www.iafob.ch
  8. Ehrendoktoren der Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften der TU Dresden
  9. Eberhard Ulich - Psychologie Chronik