Ehm Welk

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Datei:Stamps of Germany (DDR) 1974, MiNr 1943.jpg
Briefmarke der Deutschen Post der DDR aus der Serie Bedeutende Persönlichkeiten

Ehm Welk, eigentlich: Emil Welk, Pseudonym: Thomas Trimm (* 29. August 1884 in Biesenbrow; † 19. Dezember 1966 in Bad Doberan), war ein deutscher Journalist, Schriftsteller, Volkshochschulgründer und Professor. Bekannt wurde er vor allem durch sein Werk Die Heiden von Kummerow.

Leben und Werk

Ehm Welk wurde als Sohn eines Bauern in Biesenbrow (heute Ortsteil von Angermünde) geboren. Nach dem Besuch der Dorfschule verließ er mit 16 Jahren das Elternhaus. Von 1900 bis 1905 lebte er in Stettin, wo er eine kaufmännische Ausbildung in einer Weingroßhandlung absolvierte. Die kaufmännische Arbeit machte Welk wenig Freude, und er wandte sich dem Journalismus zu. 1904 wurde er zunächst Volontär bei der „Stettiner Abendpost“, später Mitarbeiter bei den liberalen „Stettiner Neuesten Nachrichten“. Später arbeitete er journalistisch für verschiedene Zeitungen in Norddeutschland, u. a. 1909 für drei Monate als Chefredakteur der „Stolper Neusten Nachrichten“. Ab 1910 lebte er in Braunschweig, wo er von 1910 bis 1919 Chefredakteur des „Braunschweiger Allgemeinen Anzeigers“ war. Anschließend arbeitete er für die „Braunschweiger Morgenzeitung“.

Während dieser Zeit erlebte er unmittelbar die Novemberrevolution in Braunschweig mit. Seine Erlebnisse bildeten später die Grundlage für den Roman Im Morgennebel, der in wenig verschlüsselter Form reale Ereignisse und Personen im Braunschweig jener Zeit schildert. Der Roman, an dem Welk lange arbeitete, lag schließlich 1940 als Manuskript vor, wurde aber erst 1953 in der DDR veröffentlicht.

1922 reiste er in die USA und nach Lateinamerika. Ein Jahr später kehrte er nach Deutschland zurück und arbeitete als Schriftsteller und Journalist vor allem in Berlin und Umgebung.

Zwei revolutionäre Dramen, Gewitter über Gottland (1926) und Kreuzabnahme (1927), lösten Skandale aus und mussten – trotz ihres Erfolges beim Publikum – vom Spielplan genommen werden.

Ein Jahr nach der Machtergreifung Hitlers veröffentlichte Ehm Welk am 29. April 1934 unter dem Pseudonym Thomas Trimm in der Grünen Post einen Offenen Brief, in dem er sich über die zynische These Joseph Goebbels', die schreibende Zunft in Deutschland solle doch einfach etwas mutiger sein, anstatt über die NS-Zensur zu jammern, mit der Bemerkung „Herr Reichsminister, bei aller Aufforderung von Ihnen, ich weiß nicht so recht“ lustig machte. Der Schriftsteller wurde daraufhin verhaftet und kurzzeitig im KZ Oranienburg interniert. Nach seiner Freilassung (die vor allem auf massive Proteste von Journalistenkollegen aus dem Ausland zurückgeführt werden kann) wurde er mit bedingtem Berufsverbot belegt.

Der Literat siedelte 1935 mit seiner ebenfalls schriftstellernden Frau Agathe Lindner-Welk (bekannt durch den Roman Juliane Wied) – er war von 1924 bis zu seinem Tode mit ihr verheiratet – nach Lübbenau/Spreewald über und begann erneut mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit, verfasste allerdings nur noch (mindestens scheinbar) „unpolitische Bücher“. 1940 zog Ehm Welk nach Neuenkirchen bei Stettin, wo er die Protektion des Landeskulturverwalters für Pommern, Kuno Popp, genoss. Seit 1935 entstanden die Erfolgsromane Die Heiden von Kummerow (1937), Die Lebensuhr des Gottlieb Grambauer (1938) und Die Gerechten von Kummerow (1943), die mit viel Humor das Leben in norddeutschen Dörfern schildern. Man nimmt heute an, dass in der Person des Martin Grambauer autobiografische Züge des Autors verarbeitet sind. In der Figur des Gottlieb Grambauer setzte er seinem Vater Gottfried Welk ein literarisches Denkmal. In seinen Schilderungen des Dorflebens „hält Welk mit seiner realistischen und kritischen Sicht“ deutlichen Abstand zum NS-Regime und wird daher zu den Autoren einer „Inneren Emigration“ während der Zeit des Nationalsozialismus gezählt.[1]

1945 musste Welk infolge der Vertreibung Neuenkirchen, das zu Polen kam, verlassen und ging im Juli 1945 zunächst nach Ueckermünde. Ab Februar 1946 lebte er in Schwerin. Er verließ für ein paar Jahre seine literarische Laufbahn und gründete in Mecklenburg sechs Volkshochschulen. 1946 wurde er Direktor der Volkshochschule in Schwerin. Zur Erinnerung an den Neugründer wurde der Volkshochschule Schwerin 1986 der Name „Ehm Welk“ verliehen.[2]

1950 zog er nach Bad Doberan und wandte sich wieder dem Schreiben zu. Er erhielt verschiedene Auszeichnungen der DDR (u. a. 1961 den Nationalpreis der DDR), wurde Ehrenbürger der Städte Bad Doberan und Angermünde. 1956 wurde er Ehrendoktor und 1964 Professor an der philosophischen Fakultät der Universität Greifswald.

Geburtshaus von Ehm Welk (2012)
Grab auf dem Friedhof Bad Doberan
Ehm Welk-Haus in Bad Doberan
Relief „Die Heiden von Kummerow“ vor dem Ehm Welk-Haus Bildhauer Reinhard Schmidt

Ehm Welk starb 1966 in Bad Doberan.

Sein Wohnhaus in der Dammchaussee 23 wurde auf seinen Wunsch hin 1979 als kulturelle Begegnungsstätte der Öffentlichkeit übergeben. Teile des Ehm Welk-Hauses dienen heute als Ausstellungsräume und werden für Lesungen oder kleine Konzerte genutzt.

Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde Ehm Welk oft mit Wilhelm Raabe, dem Schöpfer des „Hungerpastors“ verglichen, aber auch mit Gustav Freytag.

In der DDR blieben vor allem Die Heiden von Kummerow und Die Gerechten von Kummerow bis zuletzt populär; sie galten dort als deutsches Gegenstück zu Giovannino Guareschis Erzählungen über Don Camillo und Peppone. Der Film Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche war 1967 eine der wenigen Gemeinschaftsproduktionen von DDR und BRD. Die DEFA verfilmte 1982 den Roman Die Gerechten von Kummerow.

Die übrigen Werke Welks wurden in der DDR nach seinem Tode zum Teil stark verändert neu aufgelegt. Hierbei bleibt unklar, inwieweit Ehm Welk selbst Zugeständnisse aus der NS-Zeit rückgängig machen wollte, einer Selbstzensur als Zugeständnis an die neue Diktatur unterlag oder DDR-Lektoren Änderungen vornahmen. In den „Heiden von Kummerow“ fallen im Vergleich zur Erstauflage nicht nur antimilitaristisch gemeinte Streichungen oder Änderungen einzelner Wörter (wie „König“ statt ursprünglich „General“, „hottentotisch“ statt ursprünglich „polnisch“) auf, sondern wesentliche inhaltliche und/oder leitmotivische Veränderungen weg von christlichen und biblischen Elementen hin zu revolutionär-klassenbewussten (z. B. wird die ursprünglich christlich motivierte Demutshaltung Krischans bei der Ausweisung aus dem Dorf durch eine selbstbezichtigende ersetzt: er wirft sich vor, einen Seemannsaufstand nicht unterstützt zu haben).

Werke (Auswahl)

  • Gewitter über Gottland (Drama, 1927)
  • Kreuzabnahme (Drama, 1927)
  • Michael Knobbe oder Das Loch im Gesicht (Komödie, 1931)
  • Die schwarze Sonne. Leben, Schaffen u. Sterben dt. Kolonialhelden. U.a. eine Biographie Emin Paschas, Ullstein, Berlin 1933.
  • Der deutsche Wald – Sein Leben und seine Schönheit. Ein Führer durch die Wälder unserer Heimat. Hrsg, Ullstein, Berlin 1935
  • Die Heiden von Kummerow. Ullstein, Berlin 1937. In vielen Auflagen erschienen. (Zahlreiche Ausgaben für die Wehrmacht als Feldausgabe für die deutschen Soldaten, die sich in vielen Ländern Europas im Krieg befanden).
  • Die Lebensuhr des Gottlieb Grambauer. Berichte eines einfältigen Herzens. Roman mit Textzeichnungen von Alfred Finsterer, Deutscher Verlag, Berlin 1938. zahlreiche neue Ausgaben in der DDR bei Hinstorff. Als Lizenz auch in der BRD. Zuletzt als Hörbuch ungekürzt vorgelesen von Hans Jochim Schmidt, Vorleser Schmidt Hörbuchverlag, Schwerin 2010, ISBN 978-3-941324-26-8.
  • Der hohe Befehl – Opfergang und Bekenntnis des Werner Voß. Deutscher Verlag, Berlin 1939. (Historischer Roman aus dem Ersten Weltkrieg über deutsche Kriegsgefangene in Russland)
  • Die wundersame Freundschaft – Das Buch von Tier u. Mensch. Mit Unterstützung v. Walter Hofstaetter. Reclam, Leipzig 1940. (Zahlreiche Ausgaben für die Wehrmacht als Feldausgabe für die deutschen Soldaten, die sich in vielen Ländern Europas im Krieg befanden).
  • Die Fanfare im Pariser Einzugsmarsch. Eine preußische Novelle. Mit 17 Zeichnungen von Fritz Busse, Deutscher Verlag, Berlin 1942. (Zahlreiche Ausgaben für die Wehrmacht als Feldausgabe für die deutschen Soldaten, die sich in vielen Ländern Europas im Krieg befanden).
  • Trommel-Lied: es rührt ein Ruf mit leiser Hand. Text zu dem Op. 73 des Komponisten Willy Richartz, Bearbeitung E. Gutzeit, Bote & Bock, Berlin 1943. Gesamttitel: Walhalla; Nr. 787
  • Die Gerechten von Kummerow. Roman. Deutscher Verlag, Berlin 1943. ( Zahlreiche Ausgaben für die Wehrmacht als Feldausgabe für die deutschen Soldaten, die sich in vielen Ländern Europas im Krieg befanden).
  • Die stillen Gefährten – Gedanken über das Leben mit Tieren. Limpert, Berlin 1943
  • Der Nachtmann – Geschichte einer Fahrt zwischen hüben und drüben (1949)
  • Mein Land, das ferne leuchtet (Roman, 1952)
  • Im Morgennebel (Roman über die Novemberrevolution in Braunschweig, 1953)
  • Kein Hüsung (Filmdrehbuch, 1954)
  • Mutafo (Groteske Seefahrergeschichten, 1955)
  • Der Hammer will gehandhabt sein (Erzählungen, 1958)
  • Der wackere Kühnemann aus Puttelfingen (Satirischer Roman, 1959)
  • Geschichte einer armen Liebe (hochdeutsche Nacherzählung von Reuters Kein Hüsung, Carl-Hinstorff-Verlag 1960)

Literatur

  • Matthias Friske: Kummerow im Bruch hinterm Berge. Ehm Welks Biesenbrower Land, Lukas, Berlin 2002, ISBN 3-931836-91-6, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage 2010, ISBN 978-3-931836-91-7.
  • Ingeborg Gerlach: Ehm Welk: „Im Morgennebel“. Entstehung und Rezeption des Romans. In: Braunschweigisches Jahrbuch. Band 75. Braunschweig 1994.
  • Konrad Reich: Ehm Welk – Stationen eines Lebens. Hinstorff Verlag, Rostock 1976.
  • Reinhard Rösler, Monika Schürmann (Hrsg.): Die Geschichte war ein Anfang. Neue Beiträge zu Ehm Welks „Heiden von Kummerow“.. Edition M, 2005.
  • Reinhard Rösler, Monika Schürmann (Hrsg.): … damit ich nicht noch mehr als Idylliker abgestempelt werde. Ehm Welk im literarischen Leben Mecklenburg-Vorpommerns nach 1945. Hinstorff/PRO, 1998.
  • Monika Schürmann: Der Hammer will gehandhabt sein. Untersuchungen zum literarischen Nachkriegsschaffen Ehm Welks (1945–1966). Europäische Hochschulschriften, Band 1798. Frankfurt am Main 2001.
  • Elsbeth Vahlefeld: Das irdische Paradies hat in Vorpommern gelegen. Auf den Spuren Ehm Welks in Pommern. In: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte. Heft 1/2009, ISSN 0032-4167, S. 39–42.
  • Bernd-Rainer Barth: Welk, Ehm. In: Wer war wer in der DDR? 5. AusgabeBand 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.

Film

  • Christian Lehmann: „Im Bruch hinterm Berge – Ehm Welk und Biesenbrow“, Dokumentarfilm, DEFA, 1978.

Einzelnachweise

  1. dtv-Atlas zur deutschen Literatur. Tafeln und Texte, herausgegeben von Horst Dieter Schlosser, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994 (6. Auflage; 1. Auflage 1983), S.260-263, ISBN 3-423-03219-7
  2. http://www.schwerin.de/?internet_navigation_id=443&internet_pressemitteilungen_id=3022

Weblinks

Wikiquote: Ehm Welk – Zitate
Commons: Ehm Welk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien