Emil Odebrecht

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Emil Odebrecht

Emil Odebrecht (* 29. März 1835 in Jacobshagen, Pommern; † 6. Januar 1912 in Blumenau, Brasilien) war ein deutscher geodätischer Ingenieur und Kartograf.[1]

Leben

Im Jahre 1856 wanderte der junge Student der Universität Greifswald Emil Odebrecht im Alter von 23 Jahren mit seinen Studienfreunden Heinrich Kreplin und Gustav Mellenthin nach Brasilien aus und ließ sich in der deutschen Kolonie Blumenau im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina, südlich von São Paulo, nieder. Als Vorfahre des brasilianischen Firmengründers Norberto Odebrecht, der knapp hundert Jahre später, 1944 in Salvador da Bahia eines der größten Bauunternehmen weltweit gründen sollte, wurde Emil Odebrecht in ganz Brasilien berühmt.[2] Dort lernte er den aus Hessen stammenden Apotheker Hermann Blumenau kennen. Er war Gründer der deutschen Kolonisation in Santa Catarina und riet Emil Odebrecht nach Greifswald zurückzukehren, um seine Studien abzuschließen. Nach seiner „Rückkehr“ nach Südamerika wurde er zu einem Pionier der deutschen Einwanderung in Santa Catarina und in Paraná.

Zunächst betätigte er sich im Strassenbau und bei der Festlegung von Grundstücken im Itajaítal. 1883 „entdeckte“ Emil Odebrecht die Iguazú-Wasserfälle im Dreiländereck Paraguay-Argentinien-Brasilien. Die gigantischen Wasserfälle spielen heute eine wichtige Rolle bei der Stromerzeugung Brasiliens. Die Eisenbahnverbindung von Rio de Janeiro nach Porto Alegre, sowie bei der Einrichtung von Telegraphenlinien in Santa Catarina und Paraná hat er maßgeblich mit erschaffen.

Am 10. Februar 1864 heiratete Emil Odebrecht Bertha Bichels und sie bekamen 15 Kinder zusammen.[3] Aus dieser Nachkommenschaft gibt es heute über 1300 Personen gleichen Namens in Brasilien. Bis in die heutige Zeit gibt es regelmäßige Sippschaftstreffen der Odebrechts. Viele dieser Nachkommen spielen auch heute in der brasilianischen Wirtschaft eine wichtige Rolle. Entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg der Odebrechts war aber ihr Umzug 1918 von Blumenau in den unterentwickelten Nordosten nach Salvador da Bahia, einstige Kolonialhauptstadt. Hier gründete Emílio Odebrecht jr. (1894–1962), ein Enkel Emil Odebrechts des Auswanderers, eine Baufirma und führte die Stahlbetontechnik ein – ein entscheidender Schritt für eine Weiterentwicklung Brasiliens im modernen Brücken-, Städte- und Wohnungsbau.

Firmengründung

Ein Sohn des Firmengründers Emílio und Urenkel von Pionier Emil Odebrecht, Norberto Odebrecht (1920–2014), gründete 1944 die derzeitige Odebrecht-Firmengruppe mit Sitz in Salvador da Bahia. Den kriegsbedingten Ausfall der europäischen Zulieferer nützte Norberto Odebrecht um eine eigene Bauinfrastruktur im Land aufzubauen. 1953 wurde die staatliche brasilianische Ölfirma Petrobras Kunde der Odebrecht-Gruppe. So entstand später eine eigene Baufirma für Petrochemie.

Die Organisation Odebrecht S.A. steht seit 2008 unter der Leitung von Marcelo Odebrecht. Sie ist in mehr als 50 Ländern tätig. Das Unternehmen ist eines der größten Baukonzerne weltweit geworden und beschäftigt knapp 125.000 Menschen. Die Firmenphilosophie, basiert bis heute zum heutigen Tag auf einer ethischen Grundhaltung, die der aus Deutschland stammende Pastor Otto Arnold, damals Pfarrer der lutherischen Gemeinde in Salvador do Bahia, dem Pionier Emílio Odebrecht mit auf den Weg gab und die zum Grundsatz seines Geschäftsgebarens wurde: „Moralische Gesundheit ist die Basis für materielle Gesundheit, ohne Ethik gibt es keinen gesunden Wohlstand.“ Als Folge dieser Grundhaltung hat es das Unternehmen, trotz massiven politischen Drucks von Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva, vor wenigen Jahren abgelehnt, an der Ausschreibung für einen riesigen Staudamm am Rio Xingu mitzuwirken. Nach Ansicht der Odebrecht-Gruppe wären zu wenig umweltpolitische Belange berücksichtigt und zudem die Rechte der Ureinwohner missachtet worden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geneall.net: Daten der Familie, Kinder
  2. Preußische Allgemeine Zeitung: Von Pommern über Brasilien in die Welt aufgerufen 26. Juli 2011
  3. Geneall.net: Nachkommen der Familie