Enocean

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Enocean bezeichnet einen vor allem in der Überwachung und Steuerung von Haus- und Gebäudetechnik genutzten herstellerübergreifenden Standard für batterielose Funksensorik und unterscheidet sich von anderen in der Gebäudeautomation genutzten Funksensorik – Systemen wie z. B. ZigBee und Z-Wave vor allem durch das Prinzip des „energy harvesting“, bei dem die Sensoren und Schalter überwiegend batterielos arbeiten. Die Enocean-Technologie wurde 2012 im internationalen Standard ISO/IEC 14543-3-10 (Information technology – Home Electronic Systems (HES) – Part 3-10: Wireless Short-Packet (WSP) protocol optimized for energy harvesting – Architecture and lower layer protocols).[1][2] geregelt. Der Erfinder der Grundlagentechnologie und Halter von entsprechenden Patenten ist die 2001 gegründete EnOcean GmbH, Oberhaching, ein durch Venturekapital finanziertes Spin-off der Siemens AG. Zur Fortentwicklung der Enocean-Technologie wurde im April 2008 die Non-Profit-Organisation Enocean Alliance gegründet, ein Zusammenschluss von zwischenzeitlich mehr als 250 Unternehmen. Sitz der Enocean Alliance ist San Ramon, USA. In Deutschland wird die Enocean-Technologie von einigen Anbietern von Einfamilienhäusern unter eigenen Markennamen vertrieben, u.a. als Weberlogic von Weberhaus und als Wohnen 2.0 von Viebrockhaus.

Technologie

Enocean Ingredient Logo (Technologie-Logo)

Die Idee der Enocean-Technologie beruht darauf, dass für das Senden von kurzen Funksignalen nur geringe Mengen an Energie benötigt werden. Die Sender nutzen daher die Piezoelektrizität von Schaltern (Energy Harvesting), die Energie von Solarzellen oder Peltier-Elementen oder auch die Bewegungsenergie mittels elektrodynamischer Energiewandler. Diese Energie reicht aus, um Sender batterielos und somit wartungsarm zu betreiben. In einigen Anwendungsfällen sind jedoch weder gute Lichtverhältnisse noch mechanische Betätigungen zu erwarten, sodass in seltenen Fällen auch Batterien als Energiequelle eingesetzt werden.

ECO 200 – Energiewandler für lineare Bewegung

Das Funkprotokoll ist darauf ausgerichtet, Informationen energiearm mit hoher Zuverlässigkeit zu übertragen. Dafür werden in Europa die Frequenz 868,3 MHz, in Japan die Frequenz 928 MHz, und in Nordamerika die Frequenzen 315 MHz (vorrangig) sowie 902 MHz verwendet[3]. Im März 2012 hat die International Electrotechnical Commission (IEC) mit ISO/IEC 14543-3-10 den EnOcean-Funk als internationalen Standard ratifiziert. Der Standard umfasst die Schichten 1 bis 3 des OSI (Open Systems Interconnection)-Modells, also den Physical, Data Link und Networking Layer. Der komplette Name des Standards ist: ISO/IEC 14543-3-10 Information Technology – Home Electronic Systems (HES) – Part 3-10: Wireless Short-Packet (WSP) Protocol optimized for Energy Harvesting – Architecture and Lower Layer Protocols. Die Funkreichweite liegt bei bis zu 300 m in freiem Gelände bzw. bis zu 30 m in Gebäuden und der Datendurchsatz beträgt 125 kbit/s.[4]

STM 310 mit Solarzelle – Batterieloses Funksensormodul

Es existiert kein Mechanismus zur Vermeidung von Kollisionen; es wird versucht, diese durch die Beschränkung auf möglichst kleine und dadurch kurze Datenpakete gar nicht erst auftreten zu lassen. Zur Funkmodulation kommt die Amplitudenumtastung zum Einsatz, die sich elektronisch einfach und energiesparend umsetzen lässt.[5]

ECT 310 – Ultra-Low-Power-DC/DC-Wandler für Thermoenergie

Erweiterte Sicherheitskonzepte wie Verschlüsselung der Funkdaten und Rolling Code verhindern es, die Datenpakete von Enocean-Sendern unbemerkt abzugreifen. Zudem wird das Senden eines Datenpaketes von den originären Enocean-Komponenten nur unter Verwendung festgelegter 32bit großer IDs erlaubt[6], sodass die Manipulation eines Enocean-gestützten Systems von außen nur bedingt möglich ist. Einen Schutz gegen Signale einer eigenen Implementierung des relativ simplen Funkstandards gibt es jedoch nicht.

In Smart-Home-Anwendungen müssen beispielsweise bei älteren Produkten, die noch ohne Remote-Management-Funktionen auskommen, alle Lampen, die über eine Hausautomatisierungssoftware geschaltet werden sollen, neben dem normalen Schalter auch auf ein entsprechendes Gateway eingelernt werden.

Die Enocean-Komponenten der so genannten Dolphin-Plattform arbeiten bidirektional und bieten sowohl Sende- als auch Empfangsmöglichkeiten. Die Geräte werden in Sensoren (Schalter, Temperaturfühler, Bewegungsmelder, Helligkeitssensoren, digitale und analoge Eingänge, etc.) und Aktoren (Relais, digitale und analoge Ausgänge, Dimmer, etc.) eingeteilt.

Im Gegensatz zu anderen Gebäudeautomatisierungstechnologien ist eine Bestätigung des Empfangs eines Datenpaketes in der Spezifikation vorgesehen.[7] Mittlerweile sind auch kommerzielle Geräte verfügbar, die die Feststellung ermöglichen, ob ein Steuerbefehl erfolgreich ausgeführt wurde.

Produkte

Enocean ist Entwicklungspartner und Zulieferer von energieautarken Funkmodulen (Sende-, Empfangs-, Transceivermodule und Energiewandler) für über 50 Systemintegratoren, die Endprodukte für die Gebäudeautomation (Licht, Beschattung, Heizung/Klima/Lüftung), die Industrieautomatisierung sowie für andere Anwendungsfelder wie Smart Home, Transport und Logistik entwickeln und fertigen.

Zu den wichtigsten Partnern zählen Unternehmen wie Siemens, Eltako Electronics, MSR-Solutions GmbH, Telefunken Smart Building GmbH, Viessmann, Zumtobel, Omnio, Wieland Electric, Peha (Honeywell-Gruppe), Somfy, Thermokon Sensortechnik, Wago, Kieback&Peter, Texas Instruments und Jäger Direkt.

Hausautomatisierungssoftware mit Enocean-Unterstützung

Verbreitete Hausautomatisierungssoftware auf Enocean-Basis sind die Systeme MyHomeControl von der BootUp GmbH, Remigen, Schweiz sowie das auch in verschiedenen OEM-Varianten (u.a. Eltako GVS und OPUS Vitoo) angebotene BSC-BoSe von der BSC Computer GmbH, Allendorf (Eder). Ferner unterstützen die unter einer GPL-Lizenz verfügbaren Software – Projekte FHEM und ago control[8] das Enocean-Protokoll.

Auszeichnungen

Im Juni 2002 wurde das Unternehmen mit dem Bayerischen Innovationspreis 2002[9] für seine Technologie ausgezeichnet, zuletzt auch als Technology Pioneer 2006[10] des Weltwirtschaftsforums (WEF) und im Januar 2007 mit dem Gütesiegel TopJob als Top-Arbeitgeber[11][12].

Einzelnachweise

  1. EnOcean Equipment Profiles v2.0,. Abgerufen am 8. August 2010.
  2. EnOcean Eintrag in der englischsprachigen Wikipedia
  3. Enocean – Products. Abgerufen am 15. Dezember 2015.
  4. Technische Referenzangaben der Enocian Alliance
  5. PTM 230 User Manual. Abgerufen am 8. März 2011.
  6. TCM 120 Transceiver Module User Manual. (PDF; 1,5 MB) Abgerufen am 8. März 2011.
  7. SMART ACK – Bi-directional Thermostat with Displa. Abgerufen am 8. März 2011.
  8. Website des Open Source Hausautomationsprojektes ago control
  9. Der Bayerische Innovationspreis. Preisträger und Projekte 2002. Fa. EnOcean GmbH, Oberhaching. Abgerufen am 23. April 2007.
  10. 2006 Tech Pioneers in Energy. Abgerufen am 23. April 2007.
  11. EnOcean GmbH. In: TopJob. Abgerufen am 23. April 2007.
  12. „Arbeitgeber des Jahres“: Bayerns Mittelstand ganz vorn dabei. In: Merkur Online. 20. Januar 2007, archiviert vom Original am 30. September 2007; abgerufen am 23. April 2007.

Weblinks