Enrico Lübbe

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Enrico Lübbe (* 9. April 1975 in Schwerin) ist ein deutscher Theaterregisseur und Intendant.

Werdegang

Enrico Lübbe wurde 1975 in Schwerin geboren. Er spielte als 11-jähriger in der sechsteiligen DDR-Fernsehserie Alfons Zitterbacke die Titelrolle. Lübbe absolvierte 1993 das Abitur am Goethe-Gymnasium Schwerin und studierte anschließend von 1993 bis 1999 Kommunikations-, Medien- und Theaterwissenschaften an der Universität Leipzig. Danach begann er als Regieassistent am Schauspiel Leipzig. 1999 folgte dort sein Regiedebüt, nachdem er ab 1998 am Schauspiel Leipzig mit Regisseuren wie Wolfgang Engel, Armin Petras und Thomas Bischoff zusammengearbeitet hatte. In Leipzig war er zwischen 2000 und 2004 als fester Hausregisseur tätig. Seit 2001 inszenierte er als Gast unter anderem am Schauspiel Köln, Schauspiel Magdeburg und seit 2004 regelmäßig am Staatstheater Stuttgart und Staatstheater Nürnberg. 2010 feierte er mit der Inszenierung von Gerhart Hauptmanns "Rose Bernd" am Residenztheater des Bayerischen Staatsschauspiels sein Münchendebüt. 2011 eröffnete er die Spielzeit am Schauspiel Frankfurt mit Schillers "Die Räuber", 2012 gab er am Berliner Ensemble mit "Geschichten aus dem Wiener Wald" von Ödön von Horváth sein Hauptstadtdebüt, wurde hierfür für den Friedrich-Luft-Preis nominiert und zu den Ruhrfestspiele Recklinghausen 2013 eingeladen. 2013 inszenierte Lübbe die Deutsche Erstaufführung von Manfred Trojahns "Orest" an der Staatsoper Hannover.

Enrico Lübbe arbeitet kontinuierlich zusammen mit dem Dramaturgen/Regiemitarbeiter Torsten Buß und den Ausstattern Hugo Gretler, Sabine Blickenstorfer, Michaela Barth, Henrik Ahr und Etienne Pluss, sowie dem Bühnenmusiker Bert Wrede. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und zu nationalen und internationalen Festivals eingeladen.

Von 2008 bis 2013 war Enrico Lübbe Schauspieldirektor in Chemnitz. Unter seiner Leitung verzeichnete das Schauspiel Chemnitz eine steigende überregionale Beachtung und erhöhte Besucherzahlen. So wurde das Chemnitzer Schauspiel zu den Mülheimer Theatertagen und Autorentheatertagen in Berlin eingeladen und von den Kritikerjahresumfragen der Fachzeitschriften Theater heute und Die Deutsche Bühne mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Nominierung zum "Theater des Jahres" 2010 und 2012. Der neugegründete Theaterjugendclub wurde sowohl zum ZDF-Festival Schüler spielen Sturm und Drang als auch zum Berliner Theatertreffen der Jugend 2010 und erneut zum Berliner Theatertreffen der Jugend 2011 eingeladen. 2012 gastierte das Schauspiel Chemnitz bei den slowenischen Theatertagen in der europäischen Kulturhauptstadt 2012 Maribor.

Seit der Spielzeit 2013/14 ist Enrico Lübbe Intendant am Schauspiel Leipzig. Auch hier steigerten sich seit dem Beginn seiner Intendanz die Zuschauerzahlen.[1] Das Schauspiel Leipzig wurde unter Lübbe zu den bedeutendsten deutschen Festivals für zeitgenössische Dramatik eingeladen: zum Heidelberger Stückemarkt 2014 & 2015, zu den Autorentheatertagen Berlin 2014, zum Festival "Radikal Jung" 2015 sowie zu den Mühlheimer Theatertagen „Stücke 2014“ und "Stücke 2016", wo der Dramatiker Wolfram Höll für die Leipziger Uraufführungen seiner Stücke Und dann sowie Drei sind wir mit dem Mülheimer Dramatikerpreis 2014 und 2016 ausgezeichnet wurde. Die Sächsische Zeitung lobte Lübbes Intendanten-Leistung als "Das Leipziger Autorenwunder" [2], DeutschlandRadio Kultur ergänzte: "Wie sonst keine andere deutsche Bühne hat sich das Leipziger Schauspielhaus unter Enrico Lübbe als Autorentheater hervorgetan."[3] Sein Regiedebüt als Leipziger Intendant gab Enrico Lübbe mit "Emilia Galotti", 2014 inszenierte Lübbe die Welturaufführung von Richard Yates' "Zeiten des Aufruhrs"[4]. 2015 eröffnete er die Spielzeit mit dem vielbeachteten Aischylos/ Jelinek-Doppelprojekt "Die Schutzflehenden/ Die Schutzbefohlenen" [5], das zu den 70. Ruhrfestspielen nach Recklinghausen eingeladen wurde und in der Auswahl des Berliner Theatertreffens 2016 stand.[6]

Im Juni 2016 verlängerte die Stadt Leipzig den Intendantenvertrag von Enrico Lübbe vorfristig bis 2023.[7]

Die „Süddeutsche Zeitung“ (Ausgabe vom 12. Juli 2010, S. 11) beschrieb den Stil des Regisseurs Enrico Lübbe wie folgt: Er habe „ein Faible für ganz und gar unfröhliche Stoffe, er ist ein präziser Schauspieler-Regisseur.“ Die Fachzeitschrift Theater heute (Ausgabe Oktober 2010, S. 53) ergänzte: "Enrico Lübbe ist ein Schauspielerregisseur, der weiß, wie mit Reduktion Wirkung zu erzielen ist (...), der sich wohltuend auf Wesentliches konzentriert, nicht auf starke Gefühle verzichtet und dabei auch noch Unruhe im Hirn erzeugt." Und der Berliner Tagesspiegel schrieb zur Inszenierung "Geschichten aus dem Wiener Wald": "Der Zauberer, der eben kein Zauberer, sondern ein genauer Beobachter und Menschenkenner ist und ein sogenannter Schauspieler-Regisseur mit dem Mut zur Stille, heißt Enrico Lübbe. (...) Nun hat er bei seiner ersten Inszenierung in Berlin mit Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ das Berliner Ensemble wachgeküsst."

Inszenierungen (Auswahl)

Schauspiel Leipzig

Schauspiel Köln

Staatstheater Stuttgart

Staatstheater Nürnberg

Schauspiel Chemnitz

Bayerisches Staatsschauspiel München

Schauspiel Frankfurt

Berliner Ensemble

Staatsoper Hannover

Literatur

  • Anke Roeder, C. Bernd Sucher (Hrsg.): Radikal jung : Regisseure: Porträts, Gespräche, Interviews. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2004, ISBN 3-934344-48-8
  • Ute Grundmann: Mehr Licht für's Schauspiel. In: Die Deutsche Bühne. 4/ 2008, S. 18f.
  • Irene Bazinger: Regieführung ist die wahre Gewalt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. Oktober 2008.
  • Klaus Dermutz: Zurück ins Zentrum. Enrico Lübbes fulminanter Start am Schauspiel Chemnitz. In: Süddeutsche Zeitung vom 25. November 2008.
  • Jenny Zichner: Aufbruch mit Fleiß und Ehrgeiz. Das Chemnitzer Schauspiel gewinnt mit Enrico Lübbe als neuem Chef an Format und ist erstmals zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. In: Sächsische Zeitung vom 22. April 2009.
  • Rita Nikolow: Kindsmörderinnen-Drama: Dorfschönheit auf dornigen Wegen. In: Spiegel-Online vom 3. Juli 2010.
  • Egbert Tholl: Auf der schiefen Bahn. Weckruf am Residenztheater: In 'Rose Bernd' zeigt Enrico Lübbe einsame Viecher voll spröder Wucht. In: Süddeutsche Zeitung vom 12. Juli 2010.
  • Tereza Grenzmann: Rose Bernd: Großartige Schmerzensstudien. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. Juli 2010.
  • Joachim Lange: Enrico Lübbes neue Wut an einem alten Stück. Chemnitzer Schauspielchef überzeugt in Frankfurt mit Schillers ‘Räuber’. In: Freie Presse vom 7. Oktober 2011.
  • Andreas Schäfer: Still leben. Enrico Lübbe küsst das Berliner Ensemble wach. In: Der Tagesspiegel vom 24. Juni 2012.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Webseite Schauspiel Leipzig
  2. [1]
  3. [2]
  4. Schauspiel Leipzig: Zeiten des Aufruhrs (UA). In: www.schauspiel-leipzig.de. Abgerufen am 8. Juni 2016.
  5. [3]
  6. Berliner Festspiele: Berliner Festspiele - Theatertreffen: Inszenierungen in der Diskussion. In: www.berlinerfestspiele.de. Abgerufen am 8. Juni 2016.
  7. Vertrag mit Enrico Lübbe soll bis 2023 verlängert werden - Stadt Leipzig. In: www.leipzig.de. Abgerufen am 8. Juni 2016.