Erna von Hoeßlin

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Erna Liebenthal, auch Erna von Hoeßlin und Erna von Hoeßlin-Liebenthal (* 13. November 1889 in Berlin; † 25. September 1946 in Sète[1]), war eine deutsche Schauspielerin, Opern-, Lied- und Konzertsängerin (Mezzosopran/Alt). Sie war eine gefeierte Wagner- und Strauss-Sängerin.

Leben

Erna Liebenthal war die Tochter des Prokuristen Louis Liebenthal und dessen Ehefrau Cilly, geb. Silberstein. Nach Abschluss der üblichen Schulbildung für Mädchen ihres Standes nahm Erna Liebenthal Schauspielunterricht. Ihr erstes Engagement erhielt sie in Bromberg. Es folgten weitere Auftritte in Danzig, Wien und am Nationaltheater Mannheim, wo schließlich ihre Gesangsstimme entdeckt wurde. In Mannheim lernte sie ihren späteren Ehemann, den Komponisten und Dirigenten Franz von Hoeßlin, kennen. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor.

Erna Liebenthal setzte ihr Gesangsstudium, mit Unterstützung ihres Ehemanns, in Berlin fort, wo sie große Erfolge als Lied- und Konzertsängerin feierte. Dem folgten Engagements an den Musikbühnen von Dessau, Basel, London, Monte Carlo und Breslau. In letztgenannter Stadt war ihr Mann als Generalmusikdirektor tätig. Zu Liebenthals Rollenrepertoire zählten u. a.: Erda, Fricka und Waltraute in Der Ring des Nibelungen, Eboli in Don Carlos, Ulrika in Un Ballo in Mascera, Santuzza in Cavalleria rusticana, Carmen in Carmen, Octavian in Der Rosenkavalier, Klytämnestra in Elektra, Herodias in Salome, Amme in Die Frau ohne Schatten, Dritte Dame in Die Zauberflöte, Cherubino Le nozze di Figaro, Maddalena in Rigoletto, Suzuki in Madama Butterfly und Idamante in Idomeneo. Ihr umfangreiches Oratorien-, Lied- und Konzertrepertoire umfasste Werke von Johann Sebastian Bach, Johann Christoph Bach, Johannes Brahms, Ludwig van Beethoven, Georg Friedrich Händel, Gustav Mahler, Richard Strauss, Richard Wagner, Franz Schubert, Robert Schumannu.a.m.

Bald nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten erhielt die Sängerin wegen ihrer jüdischen Abstammung Auftrittsverbot. Die Künstlerin durfte sich in der Öffentlichkeit nicht mehr zeigen und musste den Judenstern tragen.[2] Dieses Vorgehen erboste ihren Mann derart, dass er bei einem Staatsakt nach dem Deutschlandlied den Taktstock niederlegte und das Horst-Wessel-Lied, die quasi offizielle zweite Nationalhymne, das Orchester allein spielen ließ.[3] 1936 emigrierte die Künstlerin mit ihrer Tochter nach Florenz. Die Sängerin litt schwer unter der Ausgrenzung und war viel krank.[4] Ihr Mann versuchte vergeblich, ihr durch einen Befreiungsantrag eine Rückkehr zu ermöglichen. Die von Hoeßlin lebten ab Herbst 1943 in Genf. Die Sängerin überlebte als einzige der drei Geschwister ihrer Familie die Nazi-Diktatur.

Erna von Hoeßlin-Liebenthal kam gemeinsam mit ihrem Mann bei einem Flugzeugabsturz in Südfrankreich ums Leben.

Literatur

  • Karl-Josef Kutsch und Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Ergänzungsband II, Bern 1994, Sp 503.
  • Hans-Joachim Koppitz: Franz von Hößlin und sein Abgang aus Breslau. Seine Ehe mit der jüdischen Sängerin Erna Liebenthal brachte dem Dirigenten die Ächtung ein. In: Schlesischer Kulturspiegel, 2010, 45. Jhg, Heft 3, Juli -September, S. 70–71. [1] (PDF, 1.6 MB).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.geneall.net/D/per_page.php?id=1673834
  2. Koppitz 2010, S. 71
  3. Koppitz 2010, S. 71.
  4. http://www.musik-druener.de, Katalog 64, S. 137