Eukryptit

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Eukryptit
Bräunliche Eukryptitkörner, eingebettet in Albit aus dem Steinbruch Branchville, Fairfield County (Connecticut); (Gesamtgröße der Probe: 9,3 × 7,0 × 2,8 cm)
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen
  • Tief-Eukryptit[1]
  • Lithionnephelin
Chemische Formel LiAl[SiO4] (auch α-LiAl[SiO4][2])
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate - Inselsilikate (Nesosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/A.01
9.AA.05
51.01.01.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol trigonal-rhomboedrisch; 3[3]
Raumgruppe (Nr.) R3[2] (Nr. 148)
Gitterparameter a = 13,47 Å; c = 9,00 Å[2]
Formeleinheiten Z = 18[2]
Häufige Kristallflächen {1010}, {1120}, {0001}[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,657 bis 2,666; berechnet: 2,654 bis 2,661[4]
Spaltbarkeit nach {0001} und {1010}[4]
Bruch; Tenazität muschelig; spröde
Farbe farblos, weiß, rosa, bräunlich
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,570 bis 1,573
nε = 1,583 bis 1,587[5]
Doppelbrechung δ = 0,013[5]
Optischer Charakter einachsig positiv
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale rosa bis rote oder orange Fluoreszenz bei kurzwelligem UV-Licht

Eukryptit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung LiAl[SiO4], ist also ein Lithium-Aluminium-Silikat, das strukturell zu den Inselsilikaten (Nesosilikaten) gehört.

Eukryptit kommt meist in Form feinfaseriger oder grobkörniger bis massiger Mineral-Aggregate vor, bildet aber selten auch idiomorphe Kristalle von bis zu drei Zentimeter Größe aus, deren Oberflächen einen glasähnlichen Glanz aufweisen. In reiner Form ist Eukryptit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund der meist polykristallinen Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine rosa oder bräunliche Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Euktyptit im Steinbruch „Fillow“ bei Branchville im Fairfield County des US-Bundesstaates Connecticut und beschrieben 1880 durch George J. Brush und Edward S. Dana, die das Mineral nach den altgriechischen Worten εὐ [eu] für „gut“ oder „schön“ und κρυπτός [kryptós] für „verborgen“ oder „geheim“ benannten. Der Name nimmt Bezug auf die Tatsache, dass Eukryptit meist innig mit Albit verwachsen auftritt und daher nur schwer zu analysieren ist.

Klassifikation

Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Eukryptit zur Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“, wo er zusammen mit Phenakit und Willemit die „Phenakit-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/A.01 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Eukryptit ebenfalls in die Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Inselsilikate ohne weitere Anionen; Kationen in tetraedrischer [4] Koordination“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Phenakit, Willemit sowie zusätzlich mit Xingsaoit die „Phenakitgruppe“ mit der System-Nr. 9.AA.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Eukryptit in die Abteilung der „Inselsilikatminerale“ ein, wo er zusammen mit Phenakit und Willemit in der „Phenakitgruppe“ mit der System-Nr. 51.01.01 innerhalb der Unterabteilung „Inselsilikate: SiO4-Gruppen nur mit Kationen in [4]-Koordination“ zu finden ist.

Kristallstruktur

Eukryptit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3 (Raumgruppen-Nr. 148) mit den Gitterparametern a = 13,47 Å und c = 9,00 Å sowie 18 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Eigenschaften

Unter kurzwelligem UV-Licht zeigen manche Eukryptite eine rosa bis rote oder orange Fluoreszenz, ähnlich der von neonfarbenen Textmarkern.

Eukryptit in der Modifikation β-Eukryptit besitzt einen negativen thermischen Ausdehnungskoeffizienten, eine hohe chemische und thermische Stabilität und eine gute Lithiumionenleitfähigkeit.[6]

Bildung und Fundorte

Rosafarbenes, derbes Eukryptit-Aggregat aus der „Harding Mine“, Picuris Pueblo, Taos County, New Mexico, USA (Größe: 4,0 × 2,0 cm)

Eukryptit bildet sich in lithiumreichen granitischen Pegmatiten, wo er meist in verwittertem Spodumen zu finden ist. Er kann allerdings auch primär entstehen und bis zu 30 Zentimeter große Massen bilden.[1] Weitere Begleitminerale sind unter anderem Albit, Amblygonit, Lepidolith, Petalit und Quarz.

Als seltene Mineralbildung konnte Eukryptit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2013) rund 30 Fundorte als bekannt gelten.[7] Neben seiner Typlokalität, dem Steinbruch „Fillow“ bei Branchville trat das Mineral in den Vereinigten Staaten noch bei White Picacho und der „Independence Mine“ im Yavapai County von Arizona, bei Collins Hill nahe Portland im Middlesex County von Connecticut, am Parker Mountain im Strafford County von New Hampshire, in der „Harding Mine“ bei Picuris Pueblo im Taos County von New Mexico, bei Hiddenite und Kings Mountain im Alexander County von North Carolina sowie in der „Etta Mine“ bei Keystone im Pennington County von South Dakota auf.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Ägypten, Australien, China, Finnland, Kanada, Namibia, Portugal, Russland, Schweden, Simbabwe, Spanien und Südafrika.[8]

Verwendung

Eukryptit ist aufgrund speziellen physikalischen Eigenschaften ein wichtiger Grundstoff zur Herstellung von Glaskeramik sowie von Superionenleitern.

Siehe auch

Literatur

  • G. J. Brush, E. S. Dana: On the mineral locality at Branchville, Connecticut: Fourth paper. In: American Journal of Science. (1880), Band 120, S. 258–285 (PDF 2,5 MB; S. 4–5)
  • K. F. Hesse: Crystal structures of natural and synthetic α-eucryptite, LiAlSiO4. In: Zeitschrift für Kristallographie. 1985, Band 172, S. 147–151 (PDF 676,4 kB)
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 551.

Weblinks

Commons: Eucryptite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 662 (Erstausgabe: 1891).
  2. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 535.
  3. Webmineral - Eucryptite
  4. a b c Eucryptite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF kB)
  5. a b Mindat - Eucryptite
  6. Natalia Dietrich: Herstellung und Charakterisierung von β-Eukryptit- und modifizierten Eukryptit-Keramiken LiAl1-yMySiO4 (M = Cr, Mn, Fe) für die Verwendung als Hochleistungswerkstoffe. Dissertation unter Prof. Horst Philipp Beck 2008 (online verfügbar bei der Uni Saarland, zuletzt abgerufen 27. September 2013)
  7. Mindat - Anzahl der Fundorte für Eukryptit
  8. Fundortliste für Eukryptit beim Mineralienatlas und bei Mindat