Evangelische Kirche Borken (Ostpreußen)

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Evangelische Kirche Borken (Ostpreußen)
(Kościół Ewangelicki w Borkach)
Ruinenreste der Evangelischen Kirche Borken, Ostpreußen
Ruinenreste der Evangelischen Kirche Borken, Ostpreußen

Ruinenreste der Evangelischen Kirche Borken, Ostpreußen

Baujahr: 15. Jahrhundert
Turm: 1685/88
Stilelemente: Backsteinbau
Lage: 54° 15′ 34,5″ N, 20° 43′ 11,7″ OKoordinaten: 54° 15′ 34,5″ N, 20° 43′ 11,7″ O
Standort: Borki
Ermland-Masuren, Polen
Zweck: Evangelisch-lutherische Pfarrkirche
Gemeinde: keine

An die Evangelische Kirche Borken (Ostpreußen) erinnern heute nur noch die Ruinenreste eines Backsteinbaus aus dem 15. Jahrhundert. Bis 1945 war sie das Gotteshaus des evangelischen Kirchspiels Borken im ostpreußischen Kreis Preußisch Eylau und liegt heute im Gebiet der Gmina Bartoszyce (Landgemeinde Bartenstein) in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Borki (deutsch Borken) liegt in der nördlichen Mitte der Woiwodschaft Ermland-Masuren, sechs Kilometer nordwestlich der Stadt Bartoszyce (Bartenstein). Das Dorf ist von der Woiwodschaftsstraße 512 aus auf einer Nebenstraße in Richtung Pilwa (Pillwen) zu erreichen. Die Kirchenruine steht in der Ortsmitte.

Blick in das Innere der Turmruine
Mauerreste des Kirchenschiffs

Kirchengebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Borkener Kirche[1] handelt es sich um einen chorlosen verputzten Backsteinbau.[2] Das Bauwerk aus dem 15. Jahrhundert ruht auf einem Feldsteinfundament. An der Ostseite befand sich ein siebenteiliger Giebel. Der Westturm wurde erst in den Jahren 1685 bis 1688 angebaut.

Im Innenraum befand sich eine Holzdecke.[2] Der Sockel und die Flügel des Altarschreins sowie die Kanzel wurden 1618 angefertigt. Die Kreuzigungsgruppe im Obergeschoss wurde um 1715 eingefügt. Die Christusfigur von Bertel Thorvaldsen ersetzte eine Marienfigur des Schreins aus der Zeit um 1430. Aus der Werkstatt der Kreuzigungsgruppe stammt der um 1715 erstellte Taufengel.

Im Jahre 1843 erhielt die Kirche eine Orgel. Das Geläut bestand aus nur einer Glocke aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Die Borkener Kirche brannte 1945 in den Kriegswirren ab. Ihre Ruine steht heute unter Schutz eines Denkmals niederer Kategorie.

Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung der Kirche in Borken erfolgte bereits vor 1400.[3] Die Reformation fasste hier nach 1525 Fuß, und die Zahl der Kirchengemeindeglieder stieg bis 1925 auf 1.150.

Bis zum Jahr 1945 war die Kirchengemeinde Borken in den Kirchenkreis Preußisch Eylau (die Kreisstadt liegt heute in der russischen Oblast Kaliningrad und heißt jetzt Bagrationowsk) eingebettet und unterstand dem Superintendenturbezirk Landsberg (heute polnisch Górowo Iławeckie).

Die zerstörte Kirche sowie Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung setzten der evangelischen Gemeinde in Borken ein Ende. Die heute hier lebenden evangelischen Kirchenglieder gehören zur Kirchengemeinde in der Stadt Bartoszyce (Bartenstein), die ihrerseits eine Filialgemeinde der Johanneskirche in Kętrzyn (Rastenburg) ist und zur Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen gehört.

Kirchspielorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Kirchspiel der evangelischen Kirche Borken gehörten bis 1945:[3][4]

Deutscher Name Polnischer Name Deutscher Name Polnischer Name
Ardappen Ardapy Paulienen Pawłówka
*Borken Borki Pillwen Pilwa
Groß Wolla
1938–1945 Großwallhof
Wola Schonklitten Wysieka
Klein Wolla
1938–1945 Kleinwallhof
Wólka *Spittehnen Spytajny
Lengen Łęg *Tolks (Dorf)[5]
mit Neu Sorge
Tolko

Pfarrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1532 und 1945 amtierten an der Kirche Borken die evangelischen Geistlichen:[6]

  • Nicolaus Napps, 1532–1533
  • NN.
  • Christoph Selig, 1580–1604
  • Georg Gramm, 1610–1632
  • Abraham David Lüneburg
  • Johann Seli
  • Johann Täschner, 1655/1668
  • Daniel Haase, 1678–1707[7]
  • Johann Jacob Kusch, 1704–1729
  • Wilhelm Christoph Hasselbach, 1730–1732
  • Gottfried Schwenkner, 1732–1750
  • Christian Zeidler, 1736–1750
  • Johann Richard Bock, 1750–1776
  • Georg Wilhelm Rhenius, 1776–1806
  • Georg Karl Fleischer, 1804–1807
  • Friedrich Theodor Weichert, 1808–1816
  • Adolf Reinhard Ziegner, 1816–1823
  • Johann Benjamin Felskau, 1823–1866
  • Heinrich Theodor Meier, 1866–1885
  • Friedrich Wilhelm Hermoneit, 1886–1891
  • Carl Ferdinand Blazejewski, 1892–1900[8]
  • Johannes Urbschat, 1901–1913
  • Bruno Otto L. Zippel, 1913–1945[9]

Kirchenbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den Kirchenbüchern der Pfarrei Borken sind erhalten und werden bei der Deutschen Gesellschaft für Genealogie (DZfG) in Leipzig aufbewahrt:

  • Taufen: 1678 bis 1695 und 1715 bis 1874
  • Trauungen: 1678 bis 1695 und 1730 bis 1874
  • Begräbnisse: 1678 bis 1695 und 1730 bis 1874.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ruine der lutherischen Kirche in Borki – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Historische Aufnahmen der Kirche befinden sich im Bildarchiv Ostpreußen: Slideshow Borken
  2. a b Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2 Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen 1968, S. 68, Abb. 233
  3. a b Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 468
  4. Der * verweist auf Schulorte
  5. Das Gut gehörte zur Kirche Reddenau
  6. Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im MJahre 1945, Hamburg 1968, S. 25
  7. Helmut Ramm: Das Dorf Borken (Pr. Eylau) und sein Pfarrer um 1690 - Aufzeichnungen des Pfarrers Haase über Verfehlungen seiner Gemeindemitglieder - Teil I, in: Genealogie-Tagebuch
  8. Pfarrer Blazejewski (1862–1900) gilt als Träger der deutschen Gemeinschaftsbewegung in Westpreußen und war Gründer eines Diakonissenhauses in Borken, siehe auch: Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens (I), Göttingen 1968, S. 312
  9. Pfarrer Zippel wurde beim Einbruch der Russen in Ostpreußen von Rote-Armee-Soldaten erschossen