Evangelische Superintendentur A. B. Böhmen

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Evangelische Superintendentur A. B. Böhmen
Diözesangebiet Böhmen (ohne das Ascher Ländchen)
Pfarrgemeinden 28

Die Evangelische Superintendentur A. B. Böhmen war eine Diözese der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich, die von 1784 bis 1900 bestand.

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Superintendentur umfasste bis zu 28 Pfarrgemeinden in Böhmen, allerdings ohne das Ascher Ländchen, dessen Gemeinden in der Evangelischen Superintendentur A. B. Asch zusammengeschlossen waren. Der Amtssitz des Superintendenten war nicht festgelegt. Die böhmische Superintendentur war zunächst in drei Seniorate gegliedert: das Prager Seniorat, das Nördliche Seniorat und das Südliche Seniorat.[1] Später erfolgte eine Zweiteilung nach nationalen Gesichtspunkten, mit einem tschechischsprachigem Östlichen Seniorat und einem deutschsprachigen Westlichen Seniorat.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Evangelische Superintendentur A. B. Böhmen wurde wie die Evangelische Superintendentur A. B. Mähren und Schlesien 1784 unter Kaiser Joseph II. eingerichtet.

Die Superintendenten von Böhmen waren (Amtszeit in Klammern):

Vor dem Hintergrund des Nationalitätenkonflikts kam es im 19. Jahrhundert zu einer Verschärfung der Gegensätze zwischen deutschen und tschechischen Lutheranern. Im Jahr 1900 wurde die Evangelische Superintendentur A. B. Böhmen zweigeteilt, wobei das tschechischsprachige Östliche Seniorat zur Evangelischen Superintendentur A. B. Ostböhmen und das deutschsprachige Westliche Seniorat zur Evangelischen Superintendentur A. B. Westböhmen erhoben wurde.[5]

Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfarrgemeinde Gründungsjahr Seniorat Kirchengebäude Bild
Aussig 1878 (1873 als Filialgemeinde von Teplitz) Westliches Apostel-Paulus-Kirche; Jesuskirche in Türmitz (Predigtstelle) Apostel-Paulus-Kirche
Černilow 1785 Östliches Evangelisch-lutherische Kirche in Černilow; Toleranzbethaus in Bohuslawitz (Filialgemeinde), Friedhofskapelle in Schonow (Filialgemeinde) Evangelische Kirche Černilov
Deutsch-Gablonz 1838 (1820 als Filialgemeinde von Krschischlitz) Westliches Evangelische Kirche in Deutsch-Gablonz Evangelische Kirche Deutsch-Gablonz
Eger 1862 Westliches Evangelische Friedenskirche in Eger; St. Peter und Paul in Franzensbad (Filialgemeinde) Evangelische Kirche Cheb
Fleißen 1834 (1563 als Filialgemeinde von Brambach in Sachsen) Westliches Evangelische Kirche in Fleißen evangelische Kirche
Friedland in Böhmen 1898 Westliches Erlöserkirche in Friedland in Böhmen Erlöserkirche in Friedland in Böhmen
Görkau-Rotenhaus 1858 (1824 als Filialgemeinde von Haber) Westliches Evangelische Kirche in Görkau-Rotenhaus Evangelische Kirche in Görkau-Rotenhaus
Haber 1784 Westliches Evangelische Kirche in Haber; Evangelische Kirche in Tetschen (Filialgemeinde) Evangelische Kirche in Tetschen
Hermannseifen 1783 Westliches Toleranzkirche in Hermannseifen; Evangelische Kirche in Johannisbad (Diasporagemeinde) Evangelische Kirche in Johannisbad
Humpoletz 1782 Östliches Evangelische Kirche in Humpoletz, Toleranzbethaus in Humpoletz Toleranzbethaus in Humpoletz
Karlsbad 1866 (1860 als Filialgemeinde von Fleißen) Westliches Peter-und-Paul-Kirche in Karlsbad Peter-und-Paul-Kirche in Karlsbad
Komotau 1878 (1849 als Filialgemeinde von Görkau-Rotenhaus) Westliches Gustav-Adolf-Kirche in Komotau Gustav-Adolf-Kirche Komotau
Kowanetz um 1781 Östliches Evangelische Kirche in Kowanetz Evangelische Kirche in Kowanetz
Kreuzberg 1782 Östliches Evangelische Kirche in Kreuzberg
Krschischlitz 1782 Östliches Toleranzbethaus in Krschischlitz Toleranzbethaus in Krschischlitz
Liebstadtl 1867 (zuvor Filialgemeinde von Krschischlitz) Östliches Lutherisches Toleranzbethaus in Liebstadtl Evangelische Kirche in Liebstadtl
Lipkowitz 1782 Östliches Evangelische Kirche in Lipkowitz Evangelische Kirche in Lipkowitz
Marienbad 1881 (zuvor Diasporagemeinde von Eger) Westliches Corpus-Christi-Kirche in Marienbad Evangelische Kirche in Marienbad
Opatowitz 1793 Östliches Toleranzbethaus in Opatovice; Friedhofskapelle in Zwiestowitz (Filialgemeinde; Gebäudenutzung gemeinsam mit der Gemeinde H. B. in Čáslau)
Pilsen 1872 (1862 als Filialgemeinde von Prag) Westliches Evangelische Kirche in Pilsen Ev. Kirche Pilsen
Prag (böhmisch) 1782 Östliches Salvatorkirche in Prag Salvatorkirche in Prag
Prag (deutsch) 1791 Westliches Michaeliskirche in Prag Michaeliskirche in Prag
Reichenberg 1861 (zuvor Filialgemeinde von Deutsch-Gablonz) Westliches Christuskirche in Reichenberg Christuskirche Reichenberg
Rosendorf 1863[6] (zuvor Filialgemeinde von Haber) Westliches Evangelische Kirche in Rosendorf evangelische Kirche Rosendorf
Rumburg 1860/1861 (zuvor Filialgemeinde von Haber) Westliches Evangelische Kirche in Rumburg Evangelische Kirche in Rumburg
Rybnik 1854 (1782 als Filialgemeinde von Prag) Östliches Toleranzbethaus in Rybnik Toleranzbethaus in Rybnik
Teplitz 1852 (1845 als Filialgemeinde von Haber) Westliches Bartholomäuskirche in Teplitz Bartholomäuskirche in Teplitz
Ternawka 1782 Östliches Evangelische Kirche in Ternawka Evangelische Kirche in Ternawka

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Julius A. Kolatschek: Die evangelische Kirche Oesterreichs in den deutsch-slavischen Ländern. Eine Darstellung des Arbeitsfeldes des evangelischen Vereins der Gustaf Adolf-Stiftung in den genannten Ländern und zugleich ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen Protestantismus. Selbstverlag des wiener Hauptvereins der Gustaf Adolf-Stiftung, Wien 1869, Kap. IX. Böhmen, S. 50–92.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Victor Hornyánsky: Die Evangelische Kirche in Oesterreich, ihre Geschichte, Verfassung und Statistik, nebst einem Verzeichnisse der evangel. Superintendenzen, Seniorate und Gemeinden in der Monarchie mit ihrer Seelenzahl; dann dem kaiserlichen Patente vom 1. September 1859; und der Verordnung des Ministers für Cultus und Unterricht vom 2. September 1859. Carl Ostermann, Pest 1859, S. XXIV.
  2. Gustav Frank: Das Toleranz-Patent Kaiser Joseph II.: Urkundliche Geschichte seiner Entstehung und seiner Folgen. Säcular-Festschrift des k. k. evangelischen Oberkirchenrathes A. C. und H. C. in Wien. Wilhelm Braumüller, Wien 1882, S. 156–157.
  3. R. Ričan: Molnár, Daniel Bohumil d. Ä.. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 356.
  4. Edith Bergler: Die deutsche evangelische Kirchen- und Schulgemeinde A. B. der Friedenskirche Eger 1862–1946. In: Eger und Egerland. Hermann Stock, abgerufen am 16. Oktober 2013.
  5. Barbara Schmid-Egger: Klerus und Politik in Böhmen um 1900 (= Wissenschaftliche Materialien und Beiträge zur Geschichte und Landeskunde der böhmischen Länder. Heft 21). Lerche, München 1974, S. 20.
  6. Die Gemeinden der DEKiBMS. Verzeichnis der Pfarrgemeinden, Zweiggemeinden und Predigtstellen der Deutschen Evangelischen Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien. Johannes-Mathesius-Gesellschaft – Evangelische Sudetendeutsche e.V., 27. Mai 2011, abgerufen am 16. Oktober 2013.