Farley Mowat

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Farley Mowat

Farley McGill Mowat OC (* 12. Mai 1921 in Belleville, Ontario, Kanada; † 6. Mai 2014 in Port Hope, Ontario, Kanada) war ein kanadischer Schriftsteller, dessen Bücher in mehr als 50 Sprachen übersetzt wurden. Viele seiner erfolgreichsten Werke handeln von Erinnerungen an seine Kindheit, an seinen Militärdienst und an seine Arbeit als Naturforscher.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Farley Mowats Vater war Bibliothekar und nebenher weitgehend erfolglos als Schriftsteller tätig. Sein Urgroßonkel war der Politiker Oliver Mowat. Während seine Familie in den Jahren 1930–1933 in Windsor lebte, begann Farley mit dem Schreiben. Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise zog die Familie dann nach Saskatoon in Saskatchewan um.

Als Junge war Mowat fasziniert von der Natur und den Tieren. Im Alter von 13 Jahren schrieb er für eine Zeitung und kümmerte sich um Vögel, die im Winter nicht in den Süden flogen. Im Jahr 1935 reiste er mit 15 Jahren gemeinsam mit seinem Großonkel Frank, einem Vogelkundler, zum ersten Mal in die Arktis.[1]

Während des Zweiten Weltkriegs kämpfte Mowat als Offizier in einem kanadischen Bataillon gegen das nationalsozialistische Deutschland. Am 10. Juli 1943 war seine Einheit an der Landung der alliierten Truppen auf Sizilien beteiligt.[2]

Nach dem Krieg kehrte Mowat nach Kanada zurück und studierte Biologie an der Universität von Toronto. Während einer Exkursion in die Arktis erfuhr er von der Not der Inuit. Diese Erlebnisse verarbeitete er 1952 in seinem ersten Roman People of the Deer, durch den er zu einer literarischen Berühmtheit wurde. Das Werk trug dazu bei, das Verhältnis der kanadischen Regierung zu den Inuit zu verbessern. Im Jahr 1956 folgte das preisgekrönte Kinderbuch Lost in the Barrens.

Nach dem Ende seines Studiums war Mowat in Regierungsauftrag als Biologe in der Arktis tätig. Aufgrund von Befürchtungen, dass Wölfe die riesigen Karibuherden dezimieren könnten, erwog die kanadische Regierung damals, die Wölfe zu töten. Nach monatelangen Beobachtungen kam Mowat jedoch zu dem Schluss, dass die Wölfe sich vor allem von Lemmingen ernährten und nur alte oder kranke Karibus töteten. Seine Erkenntnisse schrieb er 1963 in dem Buch Never Cry Wolf nieder, das weltweite Verbreitung fand (deutsch: Ein Sommer mit Wölfen, 1971). 1983 verfilmte Walt Disney das Buch, der Film wurde in Deutschland unter dem Titel Wenn die Wölfe heulen gezeigt.[3]

Mowat lebte acht Jahre lang in Burgeo auf Neufundland. Dort schrieb er weitere Bücher und setzte sich gegen den Walfang ein. 1981 war er Co-Autor für einen Film mit Peter Strauss und Richard Widmark. Als ihm 1985 auf einer Werbetournee für sein neuestes Buch die Einreise in die USA verweigert wurde, erregte der Fall weltweit Aufmerksamkeit.

Mowat unterstützte die Grüne Partei von Kanada. In seinem Haus hielt Mowat Vögel und einen Alligator. Er war verheiratet mit der Autorin Claire Mowat (* 1933).

Erfolge und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mowats Engagement richtete die Aufmerksamkeit auf die schwere Situation der Inuit und die grandiose Natur des Nordens. Seine Werke wurden bislang in 52 Sprachen übersetzt, bisher wurden mehr als 17 Millionen Bücher verkauft. Er war Mitglied im internationalen Leitungsgremium der Umweltschutzorganisation Sea Shepherd Conservation Society, deren Flaggschiff ihm zu Ehren im Jahr 2002 erstmals Farley Mowat getauft wurde; nach dessen Versenkung durch Kanada hieß ein weiteres Schiff so.[4] 1970 erhielt er den Vicky Metcalf Award; 1981 wurde er als Officer in den Order of Canada aufgenommen.[5]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Biologen wurde Mowat für seine eher unkonventionellen Forschungsmethoden kritisiert. Laut John Goddard sind Mowats Erlebnisberichte eine Mischung aus Beobachtungen, Berichten und Wunschdenken. Auch seine Behauptungen, zwei Winter und einen Sommer mit Wolfsbeobachtungen zugebracht zu haben, werden als übertrieben bezeichnet; stattdessen habe er nur 90 Stunden lang die Wölfe erforscht. Nach der Veröffentlichung dieser Kritik im kanadischen Magazin Saturday Night entbrannte eine heftige Diskussion um den Realitätsgehalt von Mowats Berichten.[6]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Romane und Erzählungen

  • The Last Husky. (zuerst: Saturday Evening Post, 1955)
    • Arnuk, in Moderne Erzähler der Welt: Kanada. Übers. Walter E. Riedel. Horst Erdmann, Tübingen 1976 u.ö., S. 233–251
  • Das Geheimnis im Norden. Hoch, 1961 (Lost in the Barrens 1956)
  • Die Schwarze Seekuh: Schmuggler vor Neufundland. Herder, 1967 (The Black Joke 1962)
  • The Curse of the Viking Grave. (1966)
  • Übers. Elisabeth Schnack: Der Schneewanderer. Zehn Erzählungen. Unionsverlag, Zürich 1997, ISBN 3-293-20104-0 (The Snow Walker 1975)
    • zuerst als: Innuit. Vom Mut der Eskimo. (gleiche Übersetzerin) Albert Müller, Rüschlikon 1977; wieder 1992

Erlebnisberichte

  • Gefährten der Rentiere. Deutsche Verlags-Anstalt, 1954 (People of the Deer 1952)
  • Der Hund, der mehr sein wollte. Europa, 1959 (The Dog Who Wouldn’t Be 1957)
  • Chronik der Verzweifelten. Der Untergang der Karibu-Eskimos. VEB Brockhaus, Leipzig 1962 (The Desperate People 1959)
  • Coppermine Journey. (1958)
  • Ordeal by Ice. (1960)
  • Wol und Wieps, zwei listige Strolche. Engelbert, 1973 ISBN 3-536-00360-5 (Owls in the Family 1961)
  • Ein Sommer mit Wölfen. Engelbert, 1971 (Never Cry Wolf 1963); wieder als Rowohlt TB
  • Westviking: The Ancient Norse in Greenland and North America. 1965 ISBN 978-0771066924
  • Im Banne der Arktis. Das Ringen um den Pol. Schweizer Verlagshaus, Zürich 1975, ISBN 3-7263-6158-8 (The Polar Passion 1967)
  • Canada North. 1967
  • This Rock Within the Sea: A Heritage Lost. 1968
  • Das Boot, das nicht schwimmen wollte. Busse-Seewald, Herford 1978, ISBN 3-87120-805-1 (The Boat Who Wouldn't Float 1969)
  • Sibirien: ein Reisebericht. Rüschlikon 1972, ISBN 3-275-00469-7 (Sibir: My Discovery of Siberia 1970)
  • Moby Joe darf nicht sterben. Albert Müller, 1973 (A Whale for the Killing 1972; 1981 verfilmt unter dem Titel Walmord mit Peter Strauss und Richard Widmark)
  • Tundra. (1973)
  • Canada North Now: The Great Betrayal. (1976)
  • And No Birds Sang. (1979)
  • Virunga. (1987)
  • Das Ende der Fährte: Die Geschichte der Dian Fossey und der Berggorillas in Afrika. Schweizer Verlags-Haus, 1988 ISBN 3-7263-6569-9 (Woman in the mists: The Story of Dian Fossey and the mountain gorillas of Africa 1989)
  • Der Untergang der Arche Noah. Vom Leiden der Tiere unter den Menschen. Rowohlt, 1987 ISBN 3498042971 (Sea of Slaughter 1984).
  • Verlorene Wege: das Schicksal einer Inuit-Familie. Goldmann, 2002 ISBN 3-442-71176-2 (Walking the Land 2000)

Verfilmungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Harris: Farley and Claire : a love story : an intimate portrait of Claire and Farley Mowat, Vancouver ; Berkeley ; London : Greystone Books ; David Suzuki Institute, 2023, ISBN 978-1-77164-977-3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Farley Mowat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. online reader
  2. And No Birds Sang. S. 7.
  3. Farley Mowat bei IMDb
  4. Farley Mowat. In: The Canadian Encyclopedia. 19. September 2019; (englisch, français).; vgl. Farley Mowat (Schiff, 1957) sowie Farley Mowat (Schiff, 1992)
  5. econet (Memento vom 21. September 2008 im Internet Archive)
  6. Kurzbiographie von Farley Mowat im Webarchiv mit besonderer Würdigung der Diskussion um die Authentizität seiner Berichte und seiner Stellung als kanadische Berühmtheit.