Fritz Beindorff

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. August 2016 um 23:46 Uhr durch Altsprachenfreund (Diskussion | Beiträge) (→‎Bewertung heute). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Fritz Beindorff (* 29. April 1860 in Essen; † 2. Juni 1944 in Celle) war ein deutscher Fabrikant, Konsul und Kommerzienrat.

Leben

Beindorff besuchte zunächst in Essen, dann in Düsseldorf die Oberrealschule. Dem folgte eine kaufmännische Lehre in Köln und Brüssel. Nach der Lehre erhielt er eine Anstellung in einem Schreibwarenladen in Hagen. Ab dem 16. September 1881 war er Handelsvertreter für die Firma Günther Wagner, aus der die Firma Pelikan hervorging. Als guter Kenner des Südostens erschloss er durch seine Geschäftsreisen die Märkte Südeuropas und des Balkans, so dass das Unternehmen in das damalige Österreich-Ungarn expandierte.

Unterschrift von Fritz Beindorff als Präsident der Handelskammer zu Hannover, Wolfeel, von Roon auf Notgeld über 25 Pfennig zu Beginn der Weimarer Republik;
1919 gedruckt von J. C. König & Ebhardt
Fritz-Beindorff-Brunnen am Rand des Stadtwalds Eilenriede in Hannover

Anschließend wurde er in die Leitung der Firma berufen, in der er ab 1887 Prokurist war. Am 12. Mai 1888 ehelichte er Elisabeth Wagner, die älteste Tochter des Firmeninhabers, und wurde am 1. Januar 1894 Teilhaber der Firma, 1895 dann Alleininhaber. Er führte die erfolgreiche Firmenpolitik seines Schwiegervaters weiter und machte aus Pelikan eine weltweit bekannte Marke. Da er sich sozial sehr engagierte und als Förderer der Kunst galt, erhielt er zahlreiche Ehrenämter. 1907 wurde er Senator der Stadt Hannover. Zudem wurde er 1913 zum preußischen Kommerzienrat und später zum Generalkonsul von Rumänien ernannt.

Beindorff ließ zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Gut Auermühle bei Steinhorst (Niedersachsen) (in der heutigen Samtgemeinde Hankensbüttel) im Süden der Lüneburger Heide erbauen. In einem Wald, ganz in der Nähe des Gutes, befindet sich auch das Mausoleum der Familie Beindorff.

Im später hannoverschen Stadtteil Kirchrode[1] ließ sich die Familie ein heute denkmalgeschütztes Gebäudeensemble am Bünteweg 3 in einer von dem hannoverschen Gartendirektor Julius Trip gestalteten Parkanlage errichten.[2]

Fritz Beindorff stand als Meister vom Stuhl von 1923 bis 1930 der Freimaurerloge Zum Schwarzen Bär vor, in die er 1898 aufgenommen worden war.[3]

Im November 1932 gehörte er zu den Unterzeichnern einer Eingabe von Industriellen und Bankiers an Paul von Hindenburg, die die Kanzlerschaft Hitlers forderte.[4]

Als die in Hannover ansässige Kestner-Gesellschaft durch die Nationalsozialisten von der Schließung bedroht war, setzte sich deren Mitbegründer Fritz Beindorff in seiner Position als Senator der Stadt Hannover zunächst für deren Weiterbestehen ein. Nachdem ein Verbot nicht mehr zu verhindern war, tat er doch sein Möglichstes, um die Interessen des Vereins zu schützen.

Fackelträgersäule am Maschsee

Am nördlichen Ufer des Maschsees stiftete Beindorff anlässlich der Eröffnung eine fast 20 Meter hohe Säule mit einem Fackelträger auf der Spitze.

Ehrungen

1930 verlieh die Technische Hochschule Hannover Fritz Beindorff die Ehrendoktorwürde (Dr.-Ing. E.h.). In Hannover wurde er am 27. April 1940 zum Ehrenbürger ernannt und im Stadtteil List ist die Fritz-Beindorff-Allee nach ihm benannt. Unmittelbar an ihr liegt der Fritz-Beindorff-Brunnen am Rand der Eilenriede. Diesen Brunnen zieren zwei bronzene Pelikane.

Bewertung heute

2014 berief die Stadt Hannover einen Beirat zur Überprüfung, ob es bei Personen als Namensgeber für Straßen „eine aktive Mitwirkung im Nazi-Regime oder schwerwiegende persönliche Handlungen gegen die Menschlichkeit gegeben hat“. Er regte die Umbenennung der nach Beindorff benannten Straße an. Er habe als Inhaber von Pelikan „zwei Zwangsarbeiterlager mindestens geduldet“, in denen die Gestapo Häftlinge gequält habe. Nachfahren Beindorffs und die Firma Pelikan fordern – auch unter Hinweis auf die Demenz am Lebensende – eine Verstrickung Beindorffs zunächst zu erforschen, bevor eine Entscheidung getroffen werde.[5][6]

Literatur

Weblinks

Commons: Fritz Beindorff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Klaus Mlynek: Eingemeindungen, in: Stadtlexikon Hannover, S. 153
  2. Wolfgang Neß: Bünteweg, in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 2, Band 10.2, ISBN 3-528-06208-8, S. 19f., sowie Kirchrode im Addendum Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand 1. Juli 1985, Stadt Hannover. Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, S. 19
  3. Simon Benne: Die Arbeit am rauen Stein. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 10. Mai 2010, S. 13
  4. Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2. Oktober 2015, S. 18
  5. Diese zehn Straßen sollen umbenannt werden in: Onlineausgabe Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2. Oktober 2015, abgerufen am 3. Oktober 2015
  6. Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2. Oktober 2015, S. 18