Gentechnisch veränderter Organismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. September 2016 um 23:46 Uhr durch Chaddy (Diskussion | Beiträge) (→‎Einleitung: typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Datei:GloFish.jpg
GloFish: das erste gentechnisch veränderte Tier, ein Zebrabärbling, das als Haustier in den USA verkauft wird.
Links und rechts je eine transgene Maus mit grün fluoreszierendem Protein. Die GFP-Färbung ist besonders an den Augen, der Schnauze und am Schwanz gut zu erkennen. In der Mitte eine Maus ohne GFP.[1]
„Gendoping“ im Labor:
Bei der rechten Maus wurde das für Myostatin codierende Mstn-Gen abgeschaltet. Myostatin hemmt das Muskelwachstum. Durch das fehlende Myostatin ist die Muskelmasse der transgenen rechten Maus um den Faktor vier höher als bei dem Wildtyp (links)

Gentechnisch veränderte Organismen (GVO), auch gentechnisch modifizierte Organismen, englisch genetically modified organism (GMO), seltener genetically engineered organism (GEO), sind Organismen, deren Erbanlagen mittels gentechnischer Methoden (z. B. durch Transgenetik) gezielt verändert worden sind. Diese Methoden unterscheiden sich von Kreuzen, Mutation, Rekombination und anderen Methoden herkömmlicher Züchtung.[2] Der Begriff „gentechnisch veränderter Organismus“ wird in Deutschland durch das Gentechnikgesetz (GenTG) definiert.[3]

Zur Genmodifikation zählen die gezielte Abschaltung einzelner Gene sowie das gezielte Einbringen arteigener oder artfremder Gene. GVOs, in die Gene aus anderen Arten eingeschleust wurden, werden auch als transgene Organismen bezeichnet, die eingeschleusten Gene als Transgene. So werden beispielsweise Gene zwischen verschiedenen Arten übertragen, um Tieren oder Pflanzen bestimmte Eigenschaften zu vermitteln, die mit herkömmlicher Züchtung nicht oder schwerer zu erreichen wären.

Bei der Entwicklung von GVO und gentechnischen Arbeiten mit ihnen müssen Sicherheitsmaßnahmen beachtet werden, die in Deutschland durch das Gentechnikgesetz festgelegt und durch die Gentechnik-Sicherheitsverordnung näher ausgeführt sind. So erfolgt das Arbeiten unter einer bestimmten Sicherheitsstufe (S1 bis S4). Dies betrifft den Labor- oder Produktionsbereich (beispielsweise in der Biotechnologie), aber auch Gewächshäuser und Tierhaltungsräume.

Die Begriffe grüne (an Pflanzen), rote (an Mensch und Wirbeltieren) und weiße (an Mikroorganismen) Gentechnik werden verwendet, um die jeweiligen Bereiche anschaulich bezeichnen zu können. Daneben gibt es aber weitere Gebiete, wie beispielsweise die gentechnische Veränderung von Insekten. In der Medizin werden rechtlich nur nicht-menschliche Organismen als GVOs angesehen. Ansonsten müssten Patienten, die sich beispielsweise einer Gentherapie unterzogen haben, als entsprechende Organismen behandelt werden.

Pflanzen

Transgene Nutzpflanzen haben seit ihrer Erstzulassung im Jahr 1996 weltweit rapide an Bedeutung gewonnen und wurden 2009 in 25 Ländern auf 134 Millionen Hektar (ca. 9 % der globalen Landwirtschaftsfläche) angebaut. Dabei handelt es sich insbesondere um Pflanzen, die aufgrund von gentechnischen Veränderungen tolerant gegenüber Pflanzenschutzmitteln oder giftig für bestimmte Schadinsekten sind.

Gentechnisch veränderte Zierpflanzen wie die blaue Rose haben einen geringen Marktanteil.

Tiere

Transgene Tiere wurden zunächst für Forschungsarbeiten hergestellt, um die Funktion von Genen zu untersuchen. Hierbei wurden verschiedene Tierarten eingesetzt, die sich für die Analyse biologischer Prozesse besonders eignen. So werden zum Beispiel niedere Organismen wie die Hydra als Modellorganismus eingesetzt, da viele der Gene, die auch im menschlichen Körper für die Entwicklung und auch zur Abwehr von Krankheiten wichtig sind, bei diesem Organismus vorkommen. Transgene Hydren erlauben daher Funktionsuntersuchungen, die in komplizierten Organismen und auch beim Menschen nicht so leicht möglich sind.

Besonders attraktiv ist die Fruchtfliege Drosophila melanogaster bei der durch klassische genetische Untersuchungen die Regulation der Gene sehr weitgehend erforscht ist. Um die Funktionsweise bestimmter Gene zu erfassen, werden Vektoren, die das gewünschte Fremdgen enthalten, in befruchtete Eizellen eingebracht. Die erhaltenen Nachkommen sind mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit transfiziert und werden nach dem Fremdgen (Transgen) gescreent. Bezüglich des Fremdgens positive Nachkommen werden etabliert und der Einfluss des Fremdgens analysiert.

Als höhere Lebewesen zur Analyse von Genfunktionen haben sich insbesondere Labormäuse etabliert, bei denen nicht nur durch das Einbringen von Fremdgenen wichtige Erkenntnisse erhalten werden können, sondern ebenso durch Ausschalten von Genen (Gen-Knockout). Mit neueren Techniken ist es auch möglich Gene in präzis vorausbestimmbare Genorte einzubringen (Knock-in) oder die Aktivität bestimmter Gene gezielt zu drosseln (Knock-down).

Basierend auf diesen Grundlagenforschungen wurden in der Folge auch Genveränderungen an Nutztieren vorgenommen, um deren Eigenschaften für eine bessere Nutzung zu erhöhen. Ein weiteres Anwendungsfeld ist die genetische Veränderung von Insekten, um sie ohne Insektizide zu bekämpfen. Vergleiche hierzu Gentechnisch veränderte Tiere.

Mikroorganismen

Seit 1999 wird ein sogenanntes Humaninsulin, das mit gentechnisch veränderten Bakterien hergestellt wird (siehe Insulinpräparat), zur Behandlung bei Diabetes eingesetzt. Es wird an transgenen Milchsäurebakterien geforscht, die beispielsweise die Herstellung von Käse beschleunigen können. Enzyme aus Pflanzen oder Tieren könnten durch genetische Modifikation auch von Mikroorganismen produziert werden. Ein weiterer Forschungsbereich sind transgene Hefen, die beispielsweise in der Produktion eines kalorienärmeren Biers eingesetzt werden können.[4] 2012 gelang es an der TUM, gentechnisch veränderte Hefen zu erzeugen, die unter anderem Koffein und den Süßstoff Thaumatin produzieren. [5]

Einzelnachweise

  1. I. Moen, C. Jevne, J. Wang, K. H. Kalland, M. Chekenya, L. A. Akslen, L. Sleire, P. O. Enger, R. K. Reed, A. M. Oyan, L. E. Stuhr: Gene expression in tumor cells and stroma in dsRed 4T1 tumors in eGFP-expressing mice with and without enhanced oxygenation. In: BMC cancer. Band 12, 2012, S. 21, ISSN 1471-2407. doi:10.1186/1471-2407-12-21. PMID 22251838. PMC 3274430 (freier Volltext).
  2. Artikel 2 Richtlinie 2001/18/EG (Freisetzungsrichtlinie)
  3. GenTG auf bundesrecht.juris.de [1]
  4. Genetically Modified Microorganisms and Food Production. biotopics.co.uk
  5. Bier aus dem Reagenzglas