Georg Wurth
Georg Wurth (* 1972 in Remscheid) ist ein deutscher Lobbyist und Aktivist. Er ist Inhaber eines Unternehmens, das unter der Bezeichnung Deutscher Hanfverband als Interessensvertretung der Hanfbewegung in Deutschland auftritt.[1] Bekannt wurde er durch seine Teilnahme an der Pro7/Sat1 TV/Online-Castingshow Millionärswahl, bei der er mit seinem Vorhaben der Cannabislegalisierung am 25. Januar 2014 den ersten Platz belegte und eine Million Euro gewann.[2] Er stand zudem als Sachverständiger mehrmals bei Anhörungen in Ausschüssen des Bundestags[3][4] und im Berliner Senat Rede und Antwort.
Leben und Ausbildung
Georg Wurth studierte nach dem Abitur und Zivildienst 1992 als Beamter im gehobenen Dienst Steuerrecht und machte seinen Abschluss als Diplom-Finanzwirt (FH). Im Jahr 1996 zeigte sich Wurth selbst wegen Besitz von 4 Gramm Hanfblüten im Rahmen einer politischen Aktion an. Dabei verknüpfte er seine Anzeige mit der Forderung nach Cannabis-Legalisierung.[5] Nach der Selbstanzeige war er Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Drogenpolitik der Bündnis 90/Die Grünen in NRW, des Grüne Jugend Fachforums Drogenpolitik[6] und des Bundesnetzwerkes Drogenpolitik bei den Grünen. Er verfasste das „Drogenpolitische Grundsatzprogramm“ der Grünen Jugend mit. Von 1997 bis 2000 war er bei Bündnis 90/Die Grünen in Remscheid politisch aktiv und u.a. Fraktionsvorsitzender. 1998 trat er bei der Bundestagswahl für die Grünen im Wahlkreis 71 in Solingen als Direktkandidat an und erreichte 3,85 % der Erststimmen.[7][8] Seit 2002 leitet er den Deutschen Hanfverband.[9] Georg Wurth ist alleinerziehender Vater von drei Kindern und lebt in Berlin.[10]
Deutscher Hanfverband
Deutscher Hanfverband
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Rechtsform | Einzelunternehmen |
Gründung | 2002 |
Sitz | Berlin |
Leitung | Georg Wurth |
Mitarbeiterzahl | 5 |
Branche | Hanf |
Website | www.hanfverband.de |
Stand: 20. Februar 2014 |
Wurth ist seit 2002 Geschäftsführer beim Deutschen Hanfverband (DHV) und seit 2004 dessen Inhaber. Als Interessenvertretung sowohl der Hanfbranche, als auch der Legalisierungsbefürworter hat der DHV, der als Einzelunternehmen von Georg Wurth geleitet wird, zahlreiche deutsche Headshops, Growshops und Firmen aus der Hanfbranche wie die Zeitschriften Grow! und hanfjournal oder Sensi Seeds als Mitglieder und über 2000 „Privatsponsoren“.[11] Der Deutsche Hanfverband ist die größte Lobbyorganisation der Hanfbewegung in Deutschland. Das Hauptziel des DHV ist „die Legalisierung von Hanfprodukten als Genussmittel unter verbraucherfreundlichen Bedingungen“. Außer für die Legalisierung von Cannabis als Rauschmittel[12] setzt sich der DHV auch für Hanf als Arzneimittel[13] und das Verwenden von Nutzhanf ein. Der DHV hat seinen Sitz in Berlin.
Einrichtung von Cannabis Social Clubs
Georg Wurth unterstützt die Einrichtung von Cannabis Social Clubs (CSC). Wurth startete 2010 die Petition „Entkriminalisierung von Cannabis-Konsumenten“ an den Deutschen Bundestag.[14] Die Petition erreichte über den Mitzeichnungszeitraum 21.309 Unterschriften.[15] Er war im Ausschuss für Gesundheit des Deutschen Bundestages als Sachverständiger für die Anhörung zum Antrag „Legalisierung von Cannabis durch Einführung von Cannabis-Clubs“ der Fraktion die Linke geladen.[16] Die Fraktion der Grünen in Kassel hat 2013 auf Initiative von Wurth ebenfalls einen entsprechenden Antrag im Kommunalparlament eingereicht.[17][18] Die Hanffreunde Münster gründeten sich in Folge eines CSC-Bürgerantrages auf Basis einer DHV-Mustervorlage.[19] Über den Münsteraner Antrag vom 4. April 2014 wird (Stand: 25. Juli 2015) frühestens am 16. September 2015 entschieden.[20]
Zukunftsdialog mit Angela Merkel
2011/12 bekam die Frage von Georg Wurth zur Legalisierung von Cannabis in Angela Merkels Zukunftsdialog die meiste Unterstützung.[21] Merkel antwortete auf die Fragen.[22][23] Nach Meinung Georg Wurths und des Hanfverbandes zeigte sie sich uninformiert.[24]
Millionärswahl
Georg Wurth nahm im Januar 2014 an der Millionärswahl von der ProSiebenSat.1 Media teil. Im Vorfeld wurde Wurth bereits als Favorit gehandelt.[25] Er gewann am 25. Januar 2014 in seiner Funktion als Geschäftsführer des DHV die Castingshow und damit eine Million Euro. Unterstützer wurden mobilisiert, indem im Vorfeld Parallelen zum Colorado Amendment 64, das kurz zuvor, am 1. Januar, in Kraft getreten ist, propagiert wurden. Obwohl die Sendung ein Quotendesaster für die Sender war, löste seine Teilnahme eine kontroverse Diskussion aus.[26][27] Der Gewinn der Show floss in den Ausbau des DHV – mehr Mitarbeiter, neues Büro und Videoraum – sowie in Kampagnen, um das Thema „Legalisierung von Cannabis“ verstärkt an die Öffentlichkeit zu bringen. Die größte Kampagne sollte dabei die Ausstrahlung der ersten deutschen Werbespots zur Legalisierung von Cannabis werden.
Werbespots zur Legalisierung von Cannabis
Im November 2014 präsentierte der Deutsche Hanfverband Werbespots für die Legalisierung von Cannabis. Die drei Spots behandeln die Themen Cannabis als Medizin, Entkriminalisierung der Konsumenten und Legalisierung bzw. Regulierung des bestehenden Cannabis-Marktes. Obwohl sich alle angefragten TV-Sender weigerten, die Spots auszustrahlen, und sie nur im Kino und auf Youtube verbreitet werden, fanden sie großes mediales Interesse.[28][29][30]
Ortsgruppen
Der DHV veröffentlichte im Januar 2015 ein Ortsgruppenkonzept für ehrenamtliche Unterstützer.[31] Zurzeit (Stand 25. Juli 2015) gibt es 12 DHV-Ortsgruppen: Ansbach, Berlin, Erfurt, Göttingen, Kempten (Allgäu), Memmingen, München, Münster, Rhein-Neckar, Rostock, Stuttgart, Ulm.[32]
Schildower Kreis
Wurth ist zusammen mit mehreren Professoren u.a. Lorenz Böllinger, Gundula Barsch und Horst Bossong Mitglied im Schildower Kreis, einem Netzwerk von Experten, das auf die schädlichen Folgen der Drogenprohibition aufmerksam machen und legale Alternativen zur repressiven Drogenpolitik aufzeigen will.
Veröffentlichungen
- Mit Steffen Geyer: Rauschzeichen – Cannabis: Alles, was man wissen muss. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008, ISBN 978-3-462-03999-3.
- Mit Harry Luck: Der Dicke: Eine seltsame Familie. Gerhard Hess Verlag, 1995, ISBN 3-87336-214-7.
- Die Reform-Konferenz und Medical Marijuana Dispensaries in Kalifornien. In: Ralf Gerlach, Heino Stöver (Hrsg.): Entkriminalisierung von Drogenkonsumenten – Legalisierung von Drogen. Mit einem Geleitwort von Tom Koenigs. Fachhochschulverlag, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-943787-03-0, S. 277–286.
Siehe auch
- Rechtliche Aspekte von Cannabis
- Marijuana Policy Project, ähnliche Organisation in den USA
- NORML, ähnliche Organisation in den USA
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hanfverbandschef bei der „Millionärswahl“: Gebt das Hanf frei, taz, 25. Januar 2014
- ↑ Cannabis-Aktivist Georg Wurth gewinnt die Million, Die Welt, 26. Januar 2014
- ↑ Protokoll des Ausschusses für Gesundheit – 9. Mai 2012: Zugang zu medizinischem Cannabis. (PDF)
- ↑ Protokoll des Ausschusses für Gesundheit – 28. September 2011: „Drugchecking“. (PDF)
- ↑ Toby Leo Link: „Der Wandel ist greifbar“ – ein Gespräch mit Hanfverbandgeschäftsführer Georg Wurth. In: freiheitsliebe.de. 20. März 2012.
- ↑ Es bleibt noch viel zu tun. Die rot-grüne Drogenpolitik – eine Bilanz von Georg Wurth und Max Plenert. Grüne Jugend, 1. Juni 2002.
- ↑ Ergebnis im Wahlkreis 71 bei der Wahl 1998 solingen.de
- ↑ Georg will die Million, damit Hanf legal wird, Remscheider-Generalanzeiger, 9. Januar 2014
- ↑ Über die Autoren, Georg Wurth, rauschzeichen.de
- ↑ http://www.zeit.de/2015/13/cannabis-legalisierung-lobbyist-georg-wurth/seite-2
- ↑ Firmenmitglieder des Deutschen Hanf Verbandes. In: https://www.youtube.com/channel/UCNJxn7JS4saCHPsnD91yf9Q.
- ↑ Christina Sticht: Cannabis-Entzug bei Jugendlichen: Klettern statt Kiffen. In: Spiegel Online. 17. Juni 2013.
- ↑ Astrid Viciano: US-Show Silver Tour: Marihuana für Oma. In: Spiegel Online. 6. Februar 2013.
- ↑ Entkriminalisierung von Cannabis-Konsumenten. In: CannabisPetition.de. 21. Oktober 2010.
- ↑ Suchtgefahren – Entkriminalisierung von Cannabis-Konsumenten. In: epetitionen.bundestag.de. 21. Oktober 2010.
- ↑ Legalisierung von Cannabis durch Einführung von Cannabis-Clubs. Antrag. Deutscher Bundestag, Drucksache 17/7196, 28. September 2011.
- ↑ Bald ein Kiffer-Club in Kassel? In: Indymedia. 18. September 2013.
- ↑ Nicklas Wolf: Legale Joints in Kassel? In: hr-online.de. 29. Oktober 2013.
- ↑ https://hanffreundems.wordpress.com/2014/04/28/erster-post-willkommen-auf-der-seite-der-munsteraner-hanffreunde/
- ↑ https://www.facebook.com/Hanffreundems/posts/865666913526089?comment_id=866189116807202&reply_comment_id=885931501499630&total_comments=2&comment_tracking=%7B%22tn%22%3A%22R%22%7D
- ↑ Florian Gathmann: Merkels Bürger-Dialog im Kanzleramt: „Insgesamt sind wir ja sehr tolerant durchgekommen“. In: Spiegel Online. 3. Juli 2012.
- ↑ Hanf-Frage auf Youtube: Merkel sagt „Nein“ zum Joint. In: Märkische Onlinezeitung. 23. November 2011.
- ↑ Die Kanzlerin antwortet – Teil 3, Bundesregierung, 18. November 2011
- ↑ Das Fazit von Georg Wurth (Hanfverband) zum Zukunftsdialog von Kanzlerin Merkel. Deutsche Hanfverband, 4. Juli 2012
- ↑ Gebt das Hanf frei. taz, 21. Januar 2014
- ↑ Cannabis-Fan erklärt, warum er die Mio. will, Bild.de 11. Januar 2014
- ↑ Georg Wurth siegt in zweiter Folge „Millionärswahl“: Cannabis-Lobbyist gewinnt, Quoten stürzen ab, Abendzeitung München, 11. Januar 2014
- ↑ Rainer Schmidt: Cannabis-Kampagne: Legal kiffen – dafür werben jetzt Kino-Spots, Die Welt, 25. November 2014
- ↑ Kampagne zur Cannabis-Legalisierung: Hanfverband setzt auf Schockvideo, N24, 24. November 2014
- ↑ Hannah Beitzer: Kinowerbung des Deutschen Hanfverbands: Kiffen, Kino, Kriminelle, Süddeutsche Zeitung, 25. November 2014
- ↑ https://hanfverband.de/nachrichten/news/dhv-ortsgruppen-in-ganz-deutschland-das-konzept
- ↑ http://hanfverband.de/aktiv-vor-ort
Personendaten | |
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NAME | Wurth, Georg |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Lobbyist |
GEBURTSDATUM | 1972 |
GEBURTSORT | Remscheid |