Georgische Sprache

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Georgisch
ქართული
Kartuli

Gesprochen in

Georgien, Armenien, Aserbaidschan, Griechenland, Iran, Russland, Türkei
Sprecher 4 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Georgien Georgien
Sprachcodes
ISO 639-1

ka

ISO 639-2 (B) geo (T) kat
ISO 639-3

kat

Die georgische Sprache (Eigenbezeichnung ქართული ენა kartuli ena, auch Grusinisch oder Gruzinisch) ist die Amtssprache in Georgien und wird dort von etwa 4 Millionen Menschen gesprochen (Stand 2013).

Das Georgische gehört mit Mingrelisch, Lasisch und Swanisch zu den südkaukasischen Sprachen. Zur Schreibung der georgischen Sprache wird die Alphabetschrift Mchedruli verwendet, die 33 Buchstaben besitzt.

Phonologie

Georgisch hat fünf vokalische und 28 konsonantische Phoneme, darunter auch Ejektive. Die Konsonanten können sehr große Konsonantencluster bilden (z. B. der Name der georgischen Stadt Mzcheta, oder, als Extrembeispiel, der georgische Zungenbrecher „ihr pellt uns“: gwprzkwnit). Jedes Phonem wird durch je einen bestimmten georgischen Buchstaben dargestellt.

Die Betonung ist sehr schwach und nicht bedeutungsunterscheidend. Bei zwei- und dreisilbigen Wörtern liegt sie meistens auf der ersten, bei viersilbigen auf der zweiten Silbe. Ja-Nein-Fragen werden – anders als im Deutschen – mit einer steigend-fallenden Intonation realisiert. Jedes georgische Nomen im Nominativ endet mit einem Vokal.

Grammatik

Für die georgische Sprache ist sowohl die Agglutination als auch die Wurzelflexion kennzeichnend. Eine Besonderheit ist das Fehlen des grammatischen Geschlechts (Genus) und das Substantiv kennt weder einen bestimmten noch einen unbestimmten Artikel.

Statt der zum Beispiel im Deutschen üblichen Präpositionen verwendet das Georgische Postpositionen, die entweder allein stehen oder an das Nomen angefügt werden können. Ein deutsches Beispiel für eine Postposition ist „den Fluss entlang“. Georgisch hat 7 Fälle (Nominativ, Dativ, Genitiv, Instrumental, Adverbial (Essiv und Translativ), Vokativ und Ergativ). Der Ergativ tritt als Subjektkasus mit bestimmten Verbformen auf, nämlich beim Aorist und Optativ transitiver Verben. Georgisch ist also eine Split-Ergativsprache. Wie in den meisten flektierenden Sprachen ist die Wortstellung relativ frei. Die konjugierten Formen des Verbs markieren einen Bezug sowohl zum Subjekt als auch zum direkten oder indirekten Objekt des Satzes. Es gibt also nicht nur eigene Formen für „ich sehe“ (vxedav), „du siehst“ (xedav) usw., sondern auch für „ich sehe dich“ (gxedav), „ich sehe euch“ (gxedavt), „du siehst mich“ (mxedav), „du siehst uns“ (gvxedav), „du siehst ihn“ ((h)xedav) usw.

Während sich die indogermanischen Sprachen verschiedener Zeiten bedienen, um Gegenwärtiges, Vergangenes, Zukünftiges und Mögliches darzustellen, kommen im Georgischen elf sogenannte mtskrivi (Reihe) zum Einsatz. Auch sie ordnen der Zeit des Geschehens eine bestimmte Verbform zu, jedoch tritt durch Agglutination nicht nur eine Änderung des Verbes auf, sondern auch Subjekt und Objekt des Satzes ändern den Fall, in dem sie stehen. Beispielsweise steht bei den Formen der Präsens- und Futurgruppe das Subjekt meist im Nominativ, bei den Formen der Aoristgruppe teils im Nominativ, teils im Ergativ (abhängig von der Transitivität des Verbs) und bei den Formen der Perfektgruppe im Dativ; ähnlich ändert sich der Kasus des Objekts. Auch die hohe Anzahl unregelmäßig flektierter (insbesondere suppletiver) Verben ist auffällig. Zum Beispiel das Verb für "sagen", das mehrere Stämme hat: eubneba (Präsens) „er sagt es ihm“, et'q'vis (Futur) „er wird es ihm sagen“, utxra (Aorist) „er sagte es ihm/hat es ihm gesagt“, utkvams (Perfekt) „er hat es ihm (offensichtlich) gesagt“.

Wortschatz

Das Georgische hat zahlreiche Lehnwörter aus dem Altgriechischen, Lateinischen, Persischen, Arabischen, Armenischen, Russischen und (in den letzten Jahren) Englischen übernommen.

Zahlwörter

Das georgische Zahlensystem ist bis 100 gemischt dezimal-vigesimal. z. B.:

30
ოცდაათი (in Duden-Transkription – „ozdaati“) = wörtlich zwanzig und zehn.
35
ოცდათხუთმეტი (in Duden-Transkription – „ozdatchutmeti“) = wörtlich zwanzig und fünfzehn.
40
ორმოცი (in Duden-Transkription – „ormozi“) = wörtlich zwei mal zwanzig.
45
ორმოცდახუთი (in Duden-Transkription – „ormozdachuti“) = wörtlich zwei mal zwanzig und fünf.
50
ორმოცდაათი (in Duden-Transkription – „ormozdaati“) = wörtlich zwei mal zwanzig und zehn.
55
ორმოცდათხუთმეტი (in Duden-Transkription – „ormozdatchutmeti“) = wörtlich zwei mal zwanzig und fünfzehn.
60
სამოცი (in Duden-Transkription – „samozi“) = wörtlich drei mal zwanzig.
65
სამოცდახუთი (in Duden-Transkription – „samozdachuti“) = wörtlich drei mal zwanzig und fünf.
70
სამოცდაათი (in Duden-Transkription – „samozdaati“) = wörtlich drei mal zwanzig und zehn.
75
სამოცდათხუთმეტი (in Duden-Transkription – „samozdatchutmeti“) = wörtlich drei mal zwanzig und fünfzehn.
80
ოთხმოცი (in Duden-Transkription – „otchmozi“) = wörtlich vier mal zwanzig, vgl. franz. quatre-vingts.
85
ოთხმოცდახუთი (in Duden-Transkription – „otchmozdachuti“) = wörtlich vier mal zwanzig und fünf.
90
ოთხმოცდაათი (in Duden-Transkription – „otchmozdaati“) = wörtlich vier mal zwanzig und zehn.
95
ოთხმოცდათხუთმეტი (in Duden-Transkription – „otchmozdatchutmeti“) = wörtlich vier mal zwanzig und fünfzehn.

Familiennamen

Viele georgische Familiennamen können anhand ihrer Endungen bestimmten Regionen des Landes zugeordnet werden, sie enden u. a. auf -dse (altgeorgisch „Sohn“, westgeorgische Familiennamen), -schwili („Kind“, ostgeorgische Familiennamen), -ia, -awa oder -ua (mingrelische Familiennamen), -(i)ani (swanische Familiennamen), -uri (chewsurische Familiennamen).

Josef Stalins ursprünglicher Name war Dschughaschwili, bekannt ist auch der ehemalige Präsident Eduard Schewardnadse, der zuvor unter Gorbatschow Außenminister der Sowjetunion war.

Literatur

  • Lia Abuladze u. Andreas Ludden: Lehrbuch der georgischen Sprache. 2., überarb. Auflage. Buske, Hamburg 2011, ISBN 978-3-87548-620-9. (inklusive Audio-CD)
  • Marcello Cherchi: Georgian. LINCOM Europa, München/ Newcastle 1999, ISBN 3-89586-119-7.
  • Farshid Delshad Georgica et Irano-Semitica, Studies on Iranian and Semitic Loanwords in Classical Georgian, Philological Approaches towards Historical-Comparative Linguistics, Deutscher Wissenschafts-Verlag (DWV) Baden-Baden 2009.
  • Chotiwari-Jünger, Steffi/Damana Melikischwili/Lia Wittek: Georgische Verbtabellen. Buske, Hamburg 2010, 160 S., ISBN 978-3-87548-510-3.
  • Georgij A. Klimov: Einführung in die kaukasische Sprachwissenschaft. aus dem Russischen von Jost Gippert. Buske, Hamburg 1994, ISBN 3-87548-060-0.
  • Michael Jelden: Deutsch-Georgisches Wörterbuch. Buske, Hamburg 2001, ISBN 3-87548-234-4.
  • Yolanda Marchev: Deutsch-georgisches Wörterbuch. Kaukasus-Verlag, Freudenstadt 1999.
  • Heinz Fähnrich: Kurze Grammatik der georgischen Sprache. 3. Auflage. Langenscheidt u. Verlag Enzyklopädie, Leipzig u. a. 1993.
  • Heinz Fähnrich: Kartwelische Wortschatzstudien. Friedrich-Schiller-Universität, Jena 2002, ISBN 3-9808569-1-7.
  • Heinz Fähnrich: Linguistische Termini Georgisch-Deutsch. Shaker Verlag, Aachen 2003, ISBN 3-8322-7231-3.
  • Kita Tschenkéli: Einführung in die georgische Sprache. Band 1: Theoretischer Teil. Bd. 2: Praktischer Teil. Amirani, Zürich 1958, ISBN 3-85521-001-2.
  • Kita Tschenkéli: Georgisch-deutsches Wörterbuch. (3 Bde.). Zürich 1965–74. (Neuauflage: 2007, ISBN 978-3-85521-002-2)
  • Lia Abuladze, Andreas Ludden: Grundwortschatz Georgisch. Buske, Hamburg 2011, ISBN 978-3-87548-550-9.

Weblinks