Gradac (Slowenien)

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Gradac
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Gradac (Slowenien) (Slowenien)
Gradac (Slowenien) (Slowenien)
Basisdaten
Staat Slowenien Slowenien
Historische Region Bela krajina
Statistische Region Jugovzhodna Slovenija
Gemeinde Metlika
Koordinaten 45° 37′ N, 15° 15′ OKoordinaten: 45° 36′ 51″ N, 15° 14′ 44″ O
Höhe 140 m. i. J.
Einwohner 950 (2005)
Postleitzahl 8332
Kfz-Kennzeichen Novo mesto
Struktur und Verwaltung
Gliederung Gradac, Klošter, Okljuka

Gradac (historische Namen: Graecz, Gretz, Gradez, Gradecz) ist eine Ortschaft mit circa 950 Einwohnern der Gemeinde Metlika. Sie liegt am Fluss Lahinja in der Region Bela krajina im Süden Sloweniens nahe der Grenze zu Kroatien.

Beschreibung

Gradac (ausgesprochen: Gradetz) liegt auf einer Höhe von 140 Meter über Adria am Berührungspunkt aller drei Gemeinden der slowenischen Region Bela krajina: Črnomelj, Semič und Metlika. Es gibt drei Ortsteile: Gradac, Klošter, und Okljuka, die alle an der Lahinja liegen. Der Ort Gradac ist nach dem gleichnamigen Schloss Gradac benannt worden. Das Schloss mit großer Parkanlage liegt direkt im Zentrum des Ortes an einer Schleife des Flusses Lahinja. In Gradac wurde am 18. Juni 1944 das Rote Kreuz Sloweniens gegründet.[1] Gradac hat einen Personen- und Güterbahnhof (früher: Gradac-Podzemelj), ein Postamt, ein kleines Gewerbegebiet, und traditionell viele Handwerksbetriebe (Steinmetze, Schreiner, Wagner, Töpfer).

Gradac war früher ein Markt und bis zum Jahre 1955 eine eigenständige Gemeinde. Seitdem gehört der Ort zur Gemeinde Metlika. Kirchenrechtlich gehört Gradac zur Pfarre Podzemelj. Die Kirche steht im Ortsteil Klošter, in Gradac selbst gab es im Schloss eine Kapelle. Während des Zweiten Weltkrieges wurde von den italienischen Besatzern eine Kapelle auf dem Hauptplatz hinter dem heutigen Partisanendenkmal errichtet, die nach dem Krieg zerstört wurde, was im Laufe der Jahre immer wieder zu Kritik geführt hat.

Kultur

Gradac hatte bis in die 1980er Jahre ein kulturelles Angebot, das den Karnevalsverein Gradaški mački (deutsch: "Die Gradazer Kater"), Theatervorführungen im Kulturhaus, Dorffest im Schlosspark, Verein der Freiwilligen Feuerwehr, Sportverein umspann.

Im März 2014 wurde in einem längeren Zeitungsartikel in Dolenjski list an diesen äußerst aktiven und erfolgreichen Karnevalsverein erinnert. Erwähnt wurde, dass man bereits im Jahre 1960 in Kulturhaus Faschingsfeiern abhielt. Ab dem Jahre 1964 fanden Umzüge statt. Die Umzugswagen wurden von Stieren und Pferden gezogen bzw. vom einzigen im Ort vorhandenen Traktor. Zu Beginn der neunzehnsechziger Jahre war die Eroberung des Weltalls ein beliebtes Thema bei diesen Umzügen. Hierzu baute man im Jahre 1966 sogar eine 12 m lange Raketenattrappe, die bemannt an Seilen über die Lahinja zum Schloss "flog". Selbstverständlich wurden auch alle möglichen Ereignisse im damaligen Jugoslawien satirisch aufs Korn genommen, wozu ein gewisser Mut notwendig war. Als es im Ort immer weniger Nutztiere gab wurden übergroße Figuren gebastelt, welche ein Pferd, eine Kuh, einen Stier, ein Schwein und einen Puter darstellten. Im Jahre der olympischen Winterspiele in Sarajevo (1984) wurden die Spiele dargestellt: mit olympischem Feuer, Lift, Klinik, Eiskunstläuferin, Bobs mit Schweinen als Besatzung und einer Schneefabrik, die den Schneemangel in Sarajevo zu Beginn der Spiele karikierte. Die Umzüge fielen im Jahre 1980 wegen der Krankheit Titos und einer zu hohen Schneedeckes aus sowie im Jahre 1984 als im Schloss, das Lagergebäude mit der Karnevalsausrüstung niederbrannte. Im Jahre 1985 fand daher der letzte Umzug statt. Zu jedem Umzug kamen mehrere Tausend Besucher. Er inspirierte Bewohner anderer Orte in der Bela krajina eigene Faschingsgesellschaften zu gründen, z.B in Semič "Die Piraten" (Gusarji) oder in Vranoviči "Die Dachse" (Jazbeci) die auch in Gradac an den Umzügen teilnahmen. Der Name der "Gradazer Kater" soll übrigens daher kommen, dass Arbeiter aus Gradac zur Faschingszeit vom Haus Muc (deutsch: der Kater) die Flagge mit der Abbildung eines Katers stahlen. Zur damaligen Zeit hatte man in Metlika die Tradition, zu Fasching Flaggen mit verschiedenen Symbolen zu hissen.[2]

Im Jahre 2009 beteiligten sich die Gradaški mački am Sommerkarneval auf de Kolpa mit einem Floß, um auf das verfallende Schloss aufmerksam zu machen.[3] Im Jahre 2010 zeigten sie auf ähnliche Weise auf die Infrastrukturprobleme des Ortes hin.[4]

Gasthäuser

Von den zahlreichen Gasthäusern (Mazele, Pance, Pri Dimu, Župančič, Rakar) existiert heute keines mehr.[5]

Geschichte

Eine Reihe von ehemaligen Bauernhöfen, Häusern und Gebäuden stehen unter Denkmalschutz[6]: zum Beispiel das Haus der Familie Baricin (der Gebäudekomplex hat im Grundriss die Form des Buchstaben "U"), das Haus der Familie Hanzel (im Treppenhaus gibt es eine Wandmalerei, in der die Trachten der Bela krajina dargestellt sind), das Macele-Haus (im Gebäude war bis in die 1980er Jahre das Postamt untergebracht; das im 19. Jahrhundert errichtete Gebäude trägt über dem Eingang die in Stein gemeißelte Jahresangabe 1889 zusammen mit dem Posthorn; im Verbindungstrakt zum Hanzel-Haus war ein Lebensmittelladen untergebracht) und das Anwesen der Familie Grof (darin befindet sich eine vollständig erhaltene Töpferei mit Ofen und weithin sichtbarem Schornstein).[7]

Schloss Gradac

Schloss Gradac

Das historisch bedeutendste bzw. auffälligste Bauwerk im Ort ist das Schloss Gradac. Das Schloss liegt im Zentrum des Ortes an einer Flussschleife des Flusses Lahinja. Sie ist geschichtlich für die Region Bela krajina bedeutsam, diente es doch als Wehrburg während der Zeit der osmanischen Überfälle. Sie ist fast vollständig erhalten. Als ein bedeutendes Kulturdenkmal Sloweniens steht sowohl die Burg als auch der zugehörige Park unter Denkmalschutz des Staates.[8]

Das Schloss sieht man, rechter Hand liegend, schon von der Hauptdurchgangsstraße Črnomelj–Metlika aus, sobald man sich der Brücke über die Lahinja nähert. Im Zentrum von Gradac führt rechts neben dem einzig verbliebenen Lebensmittelgeschäft ein Weg zum Schloss. Über eine Holzbrücke (ehemals Zugbrücke) gelangt man über den zugeschütteten Wassergraben in das Schloss.

Vom ersten kleineren Burghof gelangt man durch einen Durchgang in den großen Schlosshof. Von dort führt ein Weg in den Garten und weiter in den Park mit dem Mausoleum.

Eisenhütte

Die erste Eisenhütte der Region Bela krajina stand in Gradac und wurde nach dem Revolutionsjahr 1848 von Franz Ritter von Friedau gegründet, der in Donawitz (Leoben) bzw. in Vordernberg in der Obersteiermark bereits Eisenhütten besaß. Die Gründe dafür waren zum einen der steigende Bedarf an Eisen und Stahl für den Bau der Eisenbahnen. Zum anderen wurden im Zuge der Revolution Hindernisse abgeschafft, die vorher die Gründung von Eisenhütten erschwerten bzw. teilweise sogar unmöglich machten. Dazu gehörten langwierige Genehmigungsverfahren in Wien durch die zuständige kaiserliche Hofbehörde. Nach 1848 konnten sich der Wirtschaftsliberalismus und Kapitalismus in vollem Umfang entfalten. Unter anderem wurden die freie Berufswahl, Gewerbetätigkeit und Konkurrenz erlaubt. Da es in der Region sowohl Kohlevorkommen, Eisenerz als auch Holz (Wälder) für die Erzeugung von Holzkohle gab, entschied man sich in Gradac die Eisenhütte zu errichten.

Die Eisenhütte war von 1858 bis 1881 in Betrieb und hatte 50 Arbeiter, die dort angestellt waren. Insgesamt hatte sie mit Zulieferern (Kohleförderung und Forstbetrieb) etwa 300 Beschäftigte und 20-30 Kutscher. Neben Wirtschaftskrisen und der starken Konkurrenz durch den Zusammenschluss anderer Hütten führte auch die schlechte Verkehrsanbindung zum Konkurs der Hütte. Das hergestellte Eisen musste beispielsweise mühsam mit Pferdewagen bis zum nächstgelegenen Bahnhof Zidani Most in der damaligen Untersteiermark am Zusammenfluss der Save und der Savinja transportiert werden.[9]

Zweiter Weltkrieg

In Gradac wurde am 18. Juni 1944 das Rote Kreuz Sloweniens gegründet.

Im Haus der Familie Hanzl, direkt an der Hauptstraße von Gradac nach Metlika, unweit des Schlosses war seit Herbst 19944 eine Ambulanz eingerichtet, ebenso im Haus der Familie Potočnik. Dafür wurden die Räumlichkeiten der früheren Gaststätte verwendet, in welcher 12 Betten aufgestellt waren. Hier warteten Verwundete auf den Weitertransport zum Partisanenflughafen im nahen Otok, der mit Ochsenkarren oder Pferdefuhrwerken bewerkstelligt wurde. Verwundete waren auch im angrenzenden Haus der Familie Mazelle/Macele, in dem größere Räumlichkeiten vorhanden waren, die früher für Vorlesungen und Tanzveranstaltungen genutzt worden sind. Im Macele-Haus wurde die Verpflegung vorbereitet.[10]

Im Schloss war seit der Kapitulation Italiens eine Ambulanz eingerichtet, die von Dr. Zvezdana Mervin geleitet wurde. Pro Tag wurden ca. 48 Patienten aufgenommen. [11] Da sich in der Nähe von Gradac (Luftlinie ca. 2 km) drei Partisanenflugplätze befanden (Otok, Krasinec und Prilozje) und die Gegner vermutlich herausgefunden hatten, dass in Gradac Verwundete auf den Abtransport dorthin warten, wurde diese Ortschaft am 30. Januar 1945 nachmittags um 16 Uhr bombardiert. Insgesamt waren sechs oder sieben Flugzeuge am Angriff beteiligt. Fünf Personen wurden dabei getötet und acht verwundet. Neben der Säge wurden zwei Häuser sowie die neue Brücke über die Lahinja völlig zerstört. Weitere 14 Häuser wurden schwer beschädigt. Die sanitätsstelle arbeitet aber bis zur Auflösung der Flugplätze im Frühjahr 1945 weiter. Insgesamt sollen etwa 1500 Verwundete und Kranke sowie 2000 Frauen und Kinder und ältere Personen in der Ambulanz und den Sanitätsstellen versorgt worden sein.[12]

Berühmte Persönlichkeiten

Galerie

Quellen

  1. [1]
  2. M. Bezek-Jakše, Gradaški Mački – Gradčani leteli na Luno pred ZDA (deutsch: Die Gradazer Kater – Die Gradazer flogen bereits vor den USa auf den Mond), Dolenjski list, 6. März 2014, S.25
  3. Gradaški mački beim ersten Sommerkarneval auf der Kolpa (Podzemelj) im Jahre 2009
  4. Gradaški mački beim Sommerkarneval auf der Kolpa 2010
  5. Sprehod ob Lahinji in Krupi, Delo, Napovednik Lajf, S. 18, 30. April, 2009
  6. http://www.mk.gov.si/en/
  7. http://rkd.situla.org/
  8. http://www.metlika-turizem.si/De/turizem_kulturneznamenitosti_de.asp
  9. Ivan Mohorič in Kronika, časopis za slovensko krajevno zgodovino, 1953, letnik 1, številka 3, str. 183
  10. M. Bezek-Jakše "Le malo jih še ve, da so ranjence vozili iz Gradaca" (deutsch: Neur wenige wissen noch, dass man Verwundete aus Gradac transportierte), Dolenjski list, Novo mesto, 25.11.2010, S. 21
  11. M.B.-J."Gradac je vse sprejel gostoljubno" (deutsch: Gradac hat alle gastfreundlich empfangen), in Dolenjski list, Novo mesto, 27. November 2014, S. 8
  12. Zvonko Rus, "Partizanska letališča in spuščališča v Beli krajini" (deutsch: Partisanenflugplätze und Abwurfplätze in der Bela krajina), Učne delavnice, Ljubljana, 1979, S. 14 f.

Weblinks

Commons: Gradac – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien