Grau-Segge

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Grau-Segge

Grau-Segge (Carex canescens)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Gattung: Seggen (Carex)
Art: Grau-Segge
Wissenschaftlicher Name
Carex canescens
L.

Die Grau-Segge[1] (Carex canescens), auch Graue Segge genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Seggen innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Flora Batava, Volume 15
Habitus und Blütenstände
Fruchtstand von Carex canescens subsp. canescens

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Grau-Segge ist eine ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 20 bis 60 Zentimetern. Sie bildet oft ziemlich dichte Rasen. Der aufrechte Stängel ist scharf dreikantig und im oberen Teil rau; er ist im unteren Teil beblättert. Die Laubblätter sind flach, 2 bis 4 Millimeter breit und grau-grün.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der 3 bis 5 Zentimeter lange ährige Blütenstand enthält meist vier bis sechs (bis zu elf) sitzenden Ährchen. Das unterste Ährchen ist meist etwas abgesetzt, die anderen stehen dicht beieinander. Die bei einer Länge von etwa 5 Millimetern sowie einer Breite von 4 Millimetern länglich-elliptischen Ährchen enthalten ziemlich dicht angeordnet 7 bis 18 Blüten. Die Blüten am Grunde des Ährchens sind männlich, darüber kommen die weiblichen Blüten. Die gelb-grünen Spelzen sind bei einer Länge von 1,5 bis 2 Millimetern sowie einer Breite von etwa 1 Millimetern breit-eiförmig mit spitzem oberen Ende. Die aufrecht abstehenden Schläuche sind länger als die Spelzen, in einen sehr kurzen Schnabel verschmälert und besitzen auf beiden Seiten deutlich dunkler gefärbte Nerven. Es sind zwei Narben vorhanden.

Die Früchte sind gelb-braun.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 52, 54 oder 56.

Ökologie und Phänologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit der Grau-Segge reicht von Mai bis Juni.[2] Die reifen Früchte fallen rasch ab, meist schon im Juni, spätestens im Juli. Die Samen keimen fast zu 100 % innerhalb eines Monats nach der Aussaat. Die Art bildet keine Samenbank.[2]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Grau-Segge ist ein zirkumpolar-temperates bis subarktisches Florenelement. Ihr Areal erstreckt sich von den gemäßigten bis subarktischen Gebieten Eurasiens von Nordspanien und Irland im Westen bis nach Kamtschatka und Nord-Japan im Osten; in Europa kommt sie im Norden bis zum Nordkap, ferner bis Island und Grönland vor; in Südeuropa fehlt sie auf weiten Strecken, so in den südlichen Teilen von Spanien, in Italien und auf der Balkanhalbinsel; zerstreute Vorkommen gibt in Nordost-Anatolien, im Kaukasusraum, in den zentralasiatischen Gebirgen und im westlichen Himalaya; in Nordamerika erstreckt sich ihr Areal von Alaska bis Labrador, und es stößt in den Gebirgen auch weit nach Süden vor (bis Kalifornien, Arizona, Ohio und Virginia).[2] Auch in Südamerika kommt sie vor.[3]

In Deutschland kommt sie zerstreut bis verbreitet vor, fehlt aber in manchen Gebieten, z. B.[4] in den mitteleuropäischen Kalkgebieten.

Die Grau-Segge gedeiht in Mitteleuropa auf nassen, nur mäßig nährstoffreichen sauren Sumpf-Böden in Flach- und Hochmooren, in Torfstichen,[4] auf vernässtem Sandboden,[4] an Ufern, auch auf nassen Wiesen und in Waldsümpfen. Sie meidet hier stärker beschattete Stellen.[4] Sie ist eine Kennart des Caricetum fuscae aus dem Verband Caricion fuscae. Sie steigt in den Alpen bis in Höhenlagen von 2200 Meter auf.[5] In den Allgäuer Alpen steigt sie an der Höferspitze in Vorarlberg bis in eine Höhenlage von 1950 Meter auf.[6]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w+ (nass aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 2+ (unter-subalpin und ober-montan), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental), Salztoleranz = 1 (tolerant).[7]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung von Carex canescens erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, Seite 974.[8] Das Artepitheton canescens bedeutet „grau werdend“, „ergrauend“. Als Lektotypus wurde eine Abbildung aus Flora Prussica[9] von Johannes Loesel festgelegt.[10] Dadurch konnte die traditionelle Auffassung des Namens beibehalten werden und der zeitweise in Diskussion stehende Name Carex curta Good. verworfen werden.[10]

Synonyme für Carex canescens L. sind: Carex curta Gooden., Carex hylaea V.I.Krecz., Carex cinerea Pollich, Vignea cinerea (Pollich) Dostál, Carex richardii Thuill., Carex similis d’Urv., Carex skottsbergii Gand., Carex canescens var. alpicola Wahlenb., Carex canescens var. curta Macloskie, Carex canescens var. dubia L.H.Bailey, Carex canescens var. fallax Kurtz, Carex curta var. robustior (Kük.) B.Boivin[11][12] Das Homonym Carex canescens Leers ist ein Synonym von Carex leersiana. Das Homonym Carex canescens Huds. ist ein Synonym von Carex divulsa.[3]

Es gibt etwa zwei Unterarten:[10][3][13]

  • Carex canescens subsp. canescens: Ihr Verbreitungsgebiet deckt sich weitgehend mit dem der Art.
  • Carex canescens subsp. disjuncta (Fernald) Toivonen: Sie kommt im östlichen Nordamerika vor.[3] Sie unterscheidet sich von Carex canescens subsp. canescens durch 30 bis 90 Zentimeter Wuchshöhe, 6 bis 12, selten bis zu 15 Zentimeter lange Blütenstände mit deutlich voneinander entfernt angeordneten Ährchen[13]

2007 gab es noch eine Varietät:

  • Carex canescens var. robustior Blytt ex Andersson: Sie kommt im südlichsten Südamerika und auf den Falkland-Inseln vor.[3]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfram Schultze-Motel: Cyperaceae. In: Wolfram Schultze-Motel (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Band II. Teil 1: Angiospermae: Monocotyledones 2 (Cyperaceae – Juncaceae). Paul Parey, Berlin / Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4, S. 145–147 (erschienen in Lieferungen 1967–1980 – Lieferung 2, 1968).
  • Arthur Oliver Chater: Carex. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 5: Alismataceae to Orchidaceae (Monocotyledones). Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20108-X, S. 302 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – als Carex curta).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Carex canescens L., Grau-Segge. auf FloraWeb.de
  2. a b c Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 8: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklassen Commelinidae Teil 2, Arecidae, Liliidae Teil 2): Juncaceae bis Orchidaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1998, ISBN 3-8001-3359-8, S. 148–150.
  3. a b c d e R. Govaerts, D. A. Simpson: World Checklist of Cyperaceae. Sedges, 2007, S. 1–765. In: Datenblatt Carex canescens bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  4. a b c d Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Bände 1–5. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X, S. 264.
  5. Wolfram Schultze-Motel: Familie Cyperaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band II, Teil 1.Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4, S. 145–147.
  6. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching bei München 2001, ISBN 3-930167-50-6.
  7. Carex canescens L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 1. Oktober 2023.
  8. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 974, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D2%26issue%3D%26spage%3D974%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  9. Johannes Loesel: Flora Prussica, sive plantae in regno Prussiae sponte nascentes. Königsberg 1703, Tafel 32.
  10. a b c Heikki Toivonen 1981: Notes on the nomenclature and taxonomy of Carex canescens (Cyperaceae). In: Annales Botanici Fennici. Band 18, Nr. 2, 1981, S. 91–97, JSTOR:23725765.
  11. Carex canescens bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 3. Oktober 2023.
  12. P. Jiménez-Mejías, Modesto Luceño: Cyperaceae. Carex canescens In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.
  13. a b Peter W. Ball, A. A. Reznicek: Carex. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 23: Magnoliophyta: Commelinidae (in part): Cyperaceae. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2002, ISBN 0-19-515207-7, Carex canescens, S. 318 (englisch, online).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Grau-Segge (Carex canescens) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien