Gymnasium bei St. Stephan (Augsburg)
Gymnasium bei St. Stephan | |
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Schulform | Gymnasium |
Gründung | 1828 |
Adresse |
Gallusplatz 2 |
Ort | Augsburg |
Land | Bayern |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 48° 22′ 35″ N, 10° 53′ 57″ O |
Träger | Freistaat Bayern |
Schüler | etwa 700 |
Lehrkräfte | etwa 80 |
Leitung | Bernhard Stegmann (seit August 2015) |
Website | www.st-stephan.de |
Das Gymnasium bei St. Stephan im Augsburger Stadtbezirk Bleich und Pfärrle wurde 1828 gegründet und besitzt einen humanistischen und einen musischen Zweig.
Geschichte
Das Gymnasium wurde 1828 von König Ludwig I. gegründet und trat in die direkte Nachfolge des von 1582 bis 1807 bestehenden Jesuitenkollegs St. Salvator. Der König übergab die Schule 1835 der speziell dafür errichteten Benediktinerabtei St. Stephan. So wurde diese gemeinsam mit dem bayerischen Staat Sachaufwandsträger einer staatlichen Schule – eine einzigartige, historisch gewachsene Konstellation, bis heute Ursache manchen Missverständnisses hinsichtlich der rechtlichen Stellung der Schule: Das Gymnasium wurde rechtlich als Schule sui generis (eigener Art) definiert.
Seit dem Jahr 2000 liegt die Sachaufwandsträgerschaft bei der Stadt Augsburg als der zuständigen Kommune, wie es das Bayerische Schulfinanzierungsgesetz für staatliche Schulen grundsätzlich vorsieht. Nach wie vor sind Benediktiner von St. Stephan als Lehrkräfte an der Schule tätig und stellen ein Mitglied der Schulleitung. Seit dem Schuljahr 2009/10 besteht an St. Stephan als dem Hochbegabtenstützpunkt des Regierungsbezirkes Schwaben eine von acht bayerischen Hochbegabtenklassen.
Die legitime Fortführung der Schultradition des Jesuitenkollegs St. Salvator zeigt sich im Nutzungsrecht des Gymnasiums am Kleinen Goldenen Saal, dem einzigen erhaltenen Gebäudeteil des früheren Kollegs. Alljährlich finden hier unter anderem die Konzerte der Schule zu Ehren der heiligen Cäcilia von Rom statt, bei denen Schüler als Solisten und in Ensembles (beispielsweise Chor, verschiedene Orchester, Big-Bands) auftreten.
Organisation
Das Gymnasium bei St. Stephan besitzt zwei Zweige:
- den Humanistischen Zweig mit den Fremdsprachen Latein, Englisch und Alt-Griechisch;
- den Musischen Zweig mit den Fremdsprachen Latein und Englisch sowie Musik als Kernfach ab Jahrgangsstufe 5.
Im Schuljahr 2006/2007 wurden 912 Schüler von 69 Lehrkräften unterrichtet. Im nebenan gelegenen Studienseminar St. Joseph im Kloster erhalten angemeldete Schüler jeden Nachmittag eine Hausaufgabenbetreuung. Das zugehörige Vollinternat wurde mit dem Ende des Schuljahres 2005/2006 geschlossen.
Misshandlung und Missbrauch
Im Jahr 2013 wurden Vorwürfe psychischer und physischer Misshandlung sowie sexuellen Missbrauchs durch mehrere ehemalige Schüler bzw. Zöglingen des Studienseminars St. Joseph publik. Zu den Betroffenen zählten der Komponist Wilfried Hiller und der Schauspieler Michael Lerchenberg.[1][2]
Bekannte Schüler
- Franz Xaver Seelos (1819–1867), abs. (Abiturjahrgang) 1839, Redemptoristen-Missionar; im Jahr 2000 seliggesprochen
- Alois von Schmid (1825–1910), abs. 1844, Theologe und Philosoph
- Ludwig von Fischer (1832–1900), abs. 1850, Politiker und Bürgermeister von Augsburg von 1866 bis 1890
- Johann Michael Raich (1832–1907), Mainzer Domdekan und Publizist
- Eugen Gebele (1836–1903), Abtpräses der Bayerischen Benediktinerkongregation
- Jakob Bäurle (1838–1901), katholischer Geistlicher und Mitglied des Deutschen Reichstages
- Maximilian von Lingg (1842–1930), Bischof von Augsburg
- Sigmund von Pfetten-Arnbach (1847–1931), Gutsbesitzer, Jurist und Mitglied des Deutschen Reichstages
- Georg von Vollmar (1850–1922), erster Vorsitzender der bayerischen SPD
- Klemens von Thünefeld (1855–1913), Gutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstages
- Max Hofmann (1861–1931), oberbayerischer Mundartdichter
- Max von Pfetten (1861–1929), Gutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstages
- Kaspar Deutschenbaur (1864–1950), Oberbürgermeister von Augsburg von 1919 bis 1929
- Oskar Freiherr Lochner von Hüttenbach (1868–1920), abs. 1887, Lokalhistoriker und Schriftsteller
- Franz Schweyer (1868–1935), Jurist, Verwaltungsbeamter und Politiker (BVP), Bayerischer Innenminister von 1921 bis 1924
- Ludwig Seitz (1872–1961), Gynäkologe
- Friedrich Thoma (1873–nach 1934), Jurist und Mitglied des Deutschen Reichstages
- Ludwig Curtius (1874–1954), Archäologe
- Heinrich Vogt (1875–1957), Neurologe und Psychiater
- Alban Haas (1877–1968), abs. 1896, katholischer Priester, Kirchenhistoriker und Buchautor
- Peter Dörfler (1878–1955), katholischer Priester, Erzieher und Dichter
- Eduard Hamm (1879–1944), Jurist und Politiker der DDP
- Maximilian Vicari (1880–1955), Bauingenieur und Baubeamter
- Klaus Müller (1892–1980), Oberbürgermeister von Augsburg
- Georg Ernst (1900–1990), Internist
- Werner Egk (1901–1983), abs. 1920, Komponist
- Karl Hummel (1902–1987), abs. 1921, Pharmazeutischer Botaniker
- Ludwig Schneider (1902–1944), Reichstagsabgeordneter der NSDAP
- Karl Lorenz Kunz (1905–1971), Maler
- Friedrich Georg Friedmann (1912–2008), abs. 1931, Hochschullehrer und bedeutender Vertreter des Dialogs zwischen Juden und Christen in Deutschland
- Rudolf Schmid (1914–2012), abs. 1933, Weihbischof von Augsburg
- Georg Haindl (1914–1970), abs. 1934, Unternehmer
- Ambros Rueß (1916–2009), abs. 1935, Abt und Biologe
- Klaus Hellmann (1919–2001), Internist und ärztlicher Standespolitiker
- Theodor Mathieu (1919–1995), Oberbürgermeister von Bamberg von 1958 bis 1982
- Theodor Wohnhaas (1922–2009), Musikwissenschaftler und Organologe
- Pankraz Fried (1931–2013), abs. 1951, Historiker
- Franz Bernhard Weißhaar (* 1933), abs. 1952, Professor an der Akademie der Bildenden Künste München
- Josef Grünwald (* 1936), abs. 1954, Weihbischof von Augsburg
- Wilfried Hiller (* 1941), Komponist
- Klaus Zöttl (* 1943), Künstler
- Friedrich Karl Hertle (* 1944), abs. 1963, Politiker und ehemaliger Abgeordneter des hessischen Landtages
- Florian Schuller (* 1946), abs. 1966, Direktor der Katholischen Akademie in Bayern
- Franz-Christoph Zeitler (* 1948), abs. 1967, Jurist, Steuerexperte, Vizepräsident der Deutschen Bundesbank und Vertreter des Präsidenten im EZB-Rat
- Robert J. Koehler (1949–2015), Vorstandsmitglied Hoechst AG, Vorstandsvorsitzender SGL Carbon
- Michael Lerchenberg (* 1953), Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Autor und Intendant
- Christian Ruck (* 1954), Mitglied des Deutschen Bundestages
- Helmut Ulrich (* 1956), Maler, Künstler und Bildhauer
- Peter Bergmair (* 1957), Politiker
- Günther Zupanc (* 1958), abs. 1978, Neurobiologe, Hochschullehrer und Bildungsreformer
- Theodor Hausmann (* 1963), abs. 1983, Abt
- Markus Ferber (* 1965), abs. 1984, Abgeordneter der CSU im Europäischen Parlament
- Ulf von Rauchhaupt (* 1964), abs. 1985, Wissenschaftsjournalist
- Andreas Mühlberger (* 1970), abs. 1990, Psychotherapeut und Hochschullehrer
- Volker Nickel (* 1970), abs. 1990, Komponist
- Boris Reitschuster (* 1971), abs. 1990, Journalist und Buchautor
- Rainer Jilg (* 1978), Journalist und Fernsehmoderator
- Benedikt Lika (* 1982), abs. 2003, Dirigent, Jungpolitiker, Inklusionsaktivist
- Andreas Bourani (* 1983), Musiker
- Maximilian Hornung (* 1986), Musiker
Bekannte Lehrer
- Johann Michael Claudius Keller (1800–1865), Musiklehrer
- Karl Kempter (1819–1871), Musiklehrer
- Eugen Gebele (1836–1903), Geographie-, Geschichts- und Philosophielehrer
- Ambros Rueß (1916–2009), Biologie- und Geographielehrer
- Emmeram Kränkl (* 1942), Altabt und ehemaliger Abtpräses der Bayerischen Benediktinerkongregation, Lehrer bis 2006
- Theodor Hausmann (* 1963), Abt, Geschichts- und Religionslehrer seit 1990
- Dirk-Michael Kirsch (* 1965), Musiklehrer und Komponist