Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren

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Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V.
(Helmholtz-Gemeinschaft)
Logo der Helmholtz-Gemeinschaft
Zweck: Großforschung
Vorsitz: Otmar Wiestler (Präsident)
Gründungsdatum: 1995 [1]
Mitglieder 18 (16. Februar 2022)[2]
Mitarbeiter 42.178 (2020)
Sitz: Bonn
Website: www.helmholtz.de

Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V. (auch Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, kurz HGF) ist eine deutsche Organisation zur Förderung und Finanzierung der Forschung.

Überblick

Namenspatron Hermann von Helmholtz (1894)
Gespräch über die Geschichte der Helmholtz-Gemeinschaft von Holger Klein mit Angela Bittner und Dieter Hoffmann anlässlich des 20-jährigen Jubiläums im Jahr 2015.[3]

Es handelt sich um einen Mitgliedsverbund aus 18 unabhängigen naturwissenschaftlich-technisch und biologisch-medizinisch ausgerichteten Forschungszentren mit zusammen rund 37.000 Beschäftigten, davon sind 15.169 Wissenschaftler, 6.789 Doktoranden und 1.657 Auszubildende (Stand 2015). Das Budget beträgt derzeit 3,99 Milliarden Euro (2015).[4] Erklärtes Ziel ist es, „große und drängende Fragen von Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft zu beantworten“.

Gut zwei Drittel des Budgets werden im Rahmen der Grundfinanzierung durch die öffentliche Hand finanziert, während der Rest (über 30 %) von den Mitgliedern als Drittmittel eingeworben wird[5]. Die Grundfinanzierung wird zu 90 % vom Bund und zu 10 % von den Ländern getragen. Planungssicherheit durch kontinuierliche Etatsteigerungen ist mit dem Pakt für Forschung und Innovation gegeben.

Grundstein der Wissenschaftsgemeinschaft war 1958 der „Arbeitsausschuss für Verwaltungs- und Betriebsfragen der deutschen Reaktorstationen“, gegründet von den Forschungszentren Karlsruhe (seit Oktober 2009 Karlsruher Institut für Technologie) und Jülich, der damaligen Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schifffahrt (heute Helmholtz-Zentrum Geesthacht Zentrum für Material- und Küstenforschung) und von den Kernforschungsinstituten einiger Universitäten. In den folgenden Jahren kamen weitere Forschungszentren zu dem losen Verbund hinzu. 1970 entstand daraus die Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen (AGF).[6]

1995 bekam diese Arbeitsgemeinschaft ihren heutigen Namen: Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, nach dem deutschen Physiologen und Physiker Hermann von Helmholtz. 2001 folgte schließlich die Umwandlung in einen eingetragenen Verein rechtlich selbständiger Mitglieder.

Seit 1. September 2015 ist Otmar Wiestler Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. Er trat die Nachfolge von Jürgen Mlynek an, der von 2005 bis 2015 Helmholtz-Präsident war. Geschäftsführerin der Helmholtz-Gemeinschaft ist Franziska Broer.

Mitglieder

Datei:Karte Helmholtz Zentren 2008 72dpi.gif
Lage der Helmholtz-Zentren in Deutschland

Mitglieder der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren sind:

Helmholtz-Institute gemeinsam mit Universitäten

Helmholtz-Institute bezeichnen eine Partnerschaft zwischen einem Helmholtz-Zentrum und einer Universität. Das Helmholtz-Zentrum gründet dabei eine Außenstelle auf dem Campus der Universität. Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert Helmholtz-Institute mit drei bis fünf Mio. Euro pro Jahr, die leitenden Wissenschaftler werden gemeinsam mit der Partneruniversität berufen. Bislang gibt es Helmholtz-Institute an Hochschulen in Münster, Erlangen-Nürnberg, Freiberg, Jena, Mainz, Saarbrücken und Ulm.

Am 9. Juni 2009 wurde in Mainz die Gründung des ersten „Helmholtz-Instituts“ in Deutschland, des „Helmholtz-Instituts Mainz“, besiegelt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerin Doris Ahnen, Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, und Horst Stöcker, wissenschaftlicher Geschäftsführer des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung, unterzeichneten hierzu ein Memorandum.[7]

In dem am 25. Juni 2009 gegründeten Helmholtz-Institut Jena vereinigen sich die Kompetenzen der Friedrich-Schiller-Universität in Jena auf dem Gebiet der Hochleistungslaserphysik mit der Expertise in Beschleuniger-, Laser- und Röntgentechnologie des Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in der Helmholtz-Gemeinschaft und dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung.[8]

Das Helmholtz-Institut Saarbrücken wurde am 24. August 2009 unter Beteiligung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig (HZI) und der Universität des Saarlandes gegründet.[9] Am Helmholtz-Institut Saarbrücken sollen neue Wirkstoffe zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten identifiziert und für die pharmazeutische Anwendung weiterentwickelt werden.

2011 wurde das Helmholtz-Institut Ulm für Elektrochemische Energieforschung gegründet. Es ist eine Außenstelle des Karlsruher Instituts für Technologie und befindet sich auf dem Campus der Universität Ulm.

Das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) wurde ebenfalls 2011 gegründet. Es wird in enger Kooperation mit der TU Bergakademie Freiberg aufgebaut und hat das Ziel, innovative Technologien für die Wirtschaft zu entwickeln, um mineralische und metallhaltige Rohstoffe effizienter bereitzustellen und zu nutzen sowie umweltfreundlich zu recyceln.

Im August 2013 wurde das Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg (HI ERN) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gegründet.[10] Gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB) und dem Forschungszentrum Jülich befasst sich das HI ERN mit der Erforschung druckbarer Photovoltaik und mit innovativen Methoden zur chemischen Energiespeicherung über Wasserstofftechnologien. Beides sind zentrale Fragestellungen, wenn es um die breite und kostengünstige Nutzbarmachung von erneuerbaren Energien und den Erfolg der Energiewende in Deutschland geht.

Das Helmholtz-Institut Münster beschäftigt sich mit der Frage, wie Strom langfristig gespeichert werden kann. Erforscht werden insbesondere Elektrolyten, ein wichtiger Bestandteil jeder Batterie. Beteiligt sind das Forschungszentrum Jülich, die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU Münster) und die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH Aachen).

Programmstruktur

Die Arbeiten der Zentren werden in Programmen kategorisiert, die in sechs Forschungsbereiche eingeteilt sind. Pro Forschungsbereich ist angegeben, welche Mitgliedszentren der Helmholtz-Gemeinschaft beteiligt sind:

Die Zusammenarbeit der Helmholtz-Zentren in diesen sechs Forschungsbereichen wird durch die Programmorientierte Förderung (POF) strukturiert, der forschungspolitische Vorgaben von Bund und Ländern zu Grunde liegen. Ein Gutachten des Wissenschaftsrates (WR) kommt zu dem Ergebnis, dass die Programmorientierte Förderung stärker an strategischen Themen ausgerichtet werden sollte. Durch eine systematische Öffnung für den Dialog mit gesellschaftlichen Akteuren könne die HGF dem Anspruch noch besser gerecht werden, Beiträge zur Lösung gesellschaftlicher Probleme zu leisten.[11]

Vergabe von Wissenschafts-Auszeichnungen

Seit 1999 vergibt die Helmholtz-Gemeinschaft gemeinsam mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft den Erwin-Schrödinger-Preis für herausragende interdisziplinäre Forschung.

Seit 2013 verleiht die Helmholtz-Gemeinschaft in allen sechs Forschungsbereichen den Helmholtz-Doktorandenpreis. Dieser ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Zusätzlich werden jedem Preisträger 12.000 Euro für einen Auslandsaufenthalt von bis zu sechs Monaten an einer internationalen Forschungseinrichtung freier Wahl zur Verfügung gestellt.[12]

Nobelpreise in der Helmholtz-Gemeinschaft

Nobelpreis für Medizin 2008

Harald zur Hausen

Harald zur Hausen wurde im Jahr 2008 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Zur Hausen hat am Deutschen Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft untersucht, wie Gebärmutterhalskrebs durch Virusinfektionen ausgelöst wird. Seine Forschung hat es ermöglicht, einen Impfstoff gegen die dritthäufigste Krebserkrankung bei Frauen zu entwickeln. Zur Hausen erhielt die Hälfte des Nobelpreises, die andere Hälfte ging an Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier für die Entdeckung des HI-Virus, der die AIDS-Erkrankung auslöst.

Nobelpreis für Physik 2007

Peter Grünberg

Der Nobelpreis für Physik ging im Jahr 2007 an den Festkörperphysiker Peter Grünberg vom Helmholtz-Forschungszentrum in Jülich. Grünberg erhielt die Auszeichnung zusammen mit seinem französischen Kollegen Albert Fert (Universität Paris-Süd) für die Entdeckung des Riesen-Magnetwiderstands. Beide Wissenschaftler hatten diesen Effekt unabhängig voneinander im Jahr 1988 entdeckt.

Friedensnobelpreis 2007

Das Nobelpreiskomitee hat im Jahr 2007 das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) und Albert A. Gore mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Forscher erhielten den Preis für ihre Anstrengungen, die Öffentlichkeit über die Ursachen des globalen Klimawandels zu informieren. Unter den über 2000 Wissenschaftlern, die am IPCC-Report mitgearbeitet haben, sind zahlreiche Wissenschaftler aus der Helmholtz-Gemeinschaft. Als koordinierender Hauptautor verantwortete Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven das Kapitel Beobachtete Änderungen in Schnee, Eis und Permafrost.

Andere deutsche außeruniversitäre Forschungsorganisationen

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Helmholtz-Gemeinschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helmholtz-Gemeinschaft: [1]
  2. In: Lobbyregister des Deutschen Bundestages.
  3. Resonator-Podcast der Helmholtz-Gemeinschaft: 20 Jahre Helmholtz-Gemeinschaft (Folge 62, 19. Juli 2015)
  4. Helmholtz-Gemeinschaft: Zahlen und Fakten
  5. Zahlen und Fakten - Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. In: www.helmholtz.de. Abgerufen am 27. Mai 2016.
  6. Helmholtz-Gemeinschaft: In vier Jahrzehnten von einem losen Verbund zur Gemeinschaft
  7. Mainz wird erster Standort eines Helmholtz-Instituts Meldung auf bildungsklick.de
  8. „Helmholtz-Institut Jena“ kommt Gemeinsame Pressemitteilung von BMBF, DESY, Friedrich-Schiller Universität Jena, GSI, Helmholtz-Gemeinschaft vom 25. Juni 2009
  9. Saar-Universität erhält Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland Presseinformation des HZI vom 24. August 2009
  10. Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg offiziell eröffnet Meldung auf www.helmholtz.de
  11. Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Programmorientierten Förderung der Helmholtz-Gemeinschaft. Bielefeld 2015 (Drs. 4900-15). Abgerufen am 6. November 2015.
  12. Helmholtz-Doktorandenpreis