Henry Gill

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Henry Gill um 1890
Grab von Henry Gill auf dem Alten St. Matthäus-Friedhof

Henry Gill (* 10. März 1824 in Rye; † 17. Juni 1893 in Berlin) war ein englischer Ingenieur. Er schuf als Wasserwerksdirektor die Grundlagen der Berliner Wasserversorgung.

Leben

Henry Gill studierte in Putney (heute zum Londoner Stadtbezirk London Borough of Wandsworth gehörend) am College of Engineers das Bauingenieurwesen. Seine erste Anstellung fand er nach Abschluss des Studiums bei der Great Northern Railway. Hierbei machte er sich vor allem durch die Ausführung schwieriger Tunnelbauten einen Namen.[1]

Im Dezember 1852 schloss die Stadt Berlin mit den englischen Unternehmern Sir Charles Fox und Thomas Russel Crampton einen Vertrag zur „Versorgung der Stadt Berlin mit fließendem Wasser“ ab. Den Engländern wurde das Privileg der Wasserlieferung für 25 Jahre ab dem 1. Juli 1856 eingeräumt. Fox und Crampton gründeten anschließend zur Umsetzung die Berlin Waterworks Company. Noch 1853 wurde mit dem Bau des ersten Berliner Wasserwerks an der Spree vor dem Stralauer Tor begonnen. Die Bauleitung unterstand dem englischen Ingenieur John Moore, dem Henry Gill als direkter Mitarbeiter unterstand. Am 1. Januar 1854 wurde Gill zum Betriebsdirektor des Wasserwerks ernannt und blieb dauerhaft in Berlin. 1866, 1868 und 1872 wurde das Wasserwerk unter Gill ausgebaut, konnte mit dem steigenden Bedarf jedoch trotzdem nicht mithalten. Von den etwa 910.000 Einwohnern Berlins wurde zu dieser Zeit nur knapp die Hälfte mit Trinkwasser versorgt. Um den Ausbau zu beschleunigen, beschloss die Stadtgemeinde Berlin 1873, das Wasserwerk in eigene Verwaltung zu übernehmen.[2]

Henry Gill wurde in den städtischen Dienst übernommen und blieb Direktor des nun städtischen Wasserbetriebes. Am Tegeler See wurde ein Grundstück für ein zweites Wasserwerk gefunden. Nach Gills Entwürfen wurde 1875 bis 1877 das Wasserwerk Tegel errichtet und in den Jahren 1883 bis 1886 um einen zweiten Bauabschnitt ergänzt. Neben den technischen Entwürfen für das Wasserwerk lieferte Gill auch die Entwürfe für weitere Bauten, die zur Wasserversorgung benötigt wurden, so wie Zwischenpumpwerke und Wassertürme. Aber auch mit dem Tegeler Werk konnte angesichts des Wachstums der Stadt Berlin die Wasserversorgung nicht für die gesamte Bevölkerung sichergestellt werden. Dies gelang erst mit dem Bau des dritten Wasserwerks am Müggelsee, dem Wasserwerk Friedrichshagen, das 1889 bis 1893 errichtet wurde. Die Inbetriebnahme erlebte Henry Gill jedoch nicht mehr, da er kurz zuvor verstarb.

Henry Gill wurde in Berlin auf dem Alten St. Matthäus-Friedhof beigesetzt.

Bauten

Die nachfolgenden Bauten wurden unter Gills Leitung in Berlin errichtet.

Name Standort Ortsteil Bauzeit Architekt Bemerkungen Foto
Wasserwerk Stralauer Thor 1853–1856, 1866–1868 nicht erhalten
Hochbehälter auf dem Windmühlenberg (Lage) Prenzlauer Berg 1853–1856, 1858–1859 Denkmalschutz
Wasserwerk Tegel 1875–1877, 1882–1887 nicht erhalten
Wasserturm Prenzlauer Berg Knaackstraße 23
(Lage)
Prenzlauer Berg 1875–1877 Denkmalschutz Wasserturm Prenzlauer Berg
Zwischenpumpwerk Charlottenburg Spandauer Damm 148
(Lage)
Westend 1876–1877, 1885–1887 Denkmalschutz
Wasserturm Tempelhofer Berg Kopischstr. 7/Fidicinstr. 37
(Lage)
Kreuzberg 1887–1888 Hugo Hartung und Richard Schultze Denkmalschutz Wasserturm Tempelhofer Berg
Wasserwerk Friedrichshagen Müggelseedamm 301–310
(Lage)
Friedrichshagen 1889–1893 Richard Schultze Denkmalschutz Wasserwerk Friedrichshagen
Zwischenpumpwerk Lichtenberg Landsberger Allee 230
(Lage)
Lichtenberg 1889–1893 Richard Schultze Denkmalschutz Zwischenpumpwerk Lichtenberg

Ehrungen

Am 1. Januar 1898 wurde in Berlin-Grunewald eine neu angelegte Straße nach Gill benannt.[3]

Ende des 19. Jahrhunderts wurde zum Gedenken an Henry Gill auf dem Gelände des Wasserwerks Friedrichshagen eine Bronzebüste auf einem Steinsockel aufgestellt. Während der Sockel erhalten blieb, ist die Büste heute verschollen. 1987 wurde am Sockel eine Gedenktafel mit einem Relief Gills angebracht.

Seit 1. Dezember 1992 wird Gills Grab auf dem Alten St. Matthäus-Friedhof als Ehrengrab der Stadt Berlin geführt.[4]

Literatur

  • Henry Gill †. (PDF) In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 13. Jahrgang, Nr. 25 (24. Juni 1893), S. 264.
  • Henry Gill †. (PDF) In: Deutsche Bauzeitung, 27. Jahrgang, Nr. 50 (24. Juni 1893), S. 312.

Einzelnachweise

  1. Henry Gill †. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 13. Jahrgang, Nr. 25 (24. Juni 1893), S. 264.
  2. Hilmar Bärthel: Wasser für Berlin. Verlag für Bauwesen, Berlin 1997, ISBN 3-345-00633-2, S. 45ff
  3. Gillstraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (seit 1960 Gillweg)
  4. Ehrengrabstätten des Landes Berlin (PDF)