Hotel Elephant
Das Hotel Elephant ist ein Luxushotel in Weimar und Teil der Marke The Luxury Collection der Starwood Hotels & Resorts Worldwide. Zum Haus gehören auch das seit 2003 durchgängig mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Gourmetrestaurant Anna Amalia unter Leitung von Marcello Fabbri[1] und das auf thüringische Küche spezialisierte Restaurant Elephantenkeller.
Geschichte
17. bis 19. Jahrhundert
Es wurde im Jahre 1696 als Wirtshaus am Marktplatz vom fürstlichen Mundschenk Christian Andreas Barritig gegründet. Bald darauf wurde das Wirtshaus zur Poststation (1741) und als Quartier für Kaufleute und Reisende ausgebaut. Bereits 1711 empfahl der Geograph und Universalgelehrte Johann Gottfried Gregorii alias Melissantes in seinem barocken Regional- und Reiseführer Das jetzt florirende Thüringen die Übernachtung im Logierhaus Elephant.[2]
Der Gasthof zog Künstler verschiedenster Art an. Wer am Stadttor nach Wieland, Herder, Goethe fragte, wurde in den „Elephant“ geschickt. Hier tafelten die „großen Klassiker“, plauderten Schiller, später auch Liszt und Wagner. Von 1893 bis 1933 stand das Hotel unter der Leitung von Paul Leutert.
20. Jahrhundert
Auch wegen der Silvesternacht des Jahres 1914 erlangte das Hotel literarischen Ruhm, als sich dort das „Konzil der geistigen Krieger“, bestehend aus Martin Buber, Albert Ehrenstein, Walter Hasenclever, Heinrich Eduard Jacob, Rudolf Leonhard, Kurt Pinthus und Paul Zech um den Verleger Ernst Rowohlt versammelte. Von 1921 bis 1924 gingen Bauhauskünstler ein und aus.
1933 war der Verein Elephant Weimar e.V. neuer Eigentümer des Hotels geworden – bald kursierten Neubau-Pläne. 1937 wurden das 400-jährige historische Hotel-Gebäude und zwei sich östlich anschließende Nachbarhäuser wegen angeblicher Baufälligkeit abgerissen; auch musste das angrenzende Hotel Erbprinz Grundstückteile für den Neubau abtreten, dessen Eigentümer eine Stiftung wurde.
Der Architekt Hermann Giesler errichtete es 1938 neu; Grundsteinlegung war am 3. November 1937, Richtfest am 20. April 1938 und Einweihung am 5. November 1938.[3] Das neue Hotel galt damals mit Autolift zum Parkhaus als eines der modernsten Europas. Motto für den Neubau war laut Giesler: „Keine Karawanserei und keine aufgeblasene Hotelarroganz, keine Effekthascherei – sondern eine zeitentsprechende Gestaltung, die der Tradition und der Würde des alten ‚Elephanten‘ entspricht. Schlichtheit, verbunden mit solider Ausführung, auch in allen Details.“ Die Ausgestaltung mit großen Landschaftsbildern nahm der Weimarer Künstler Hugo Gugg vor.
Adolf Hitler ließ sich bei seinen Aufenthalten in Weimar von der Bevölkerung mit folgendem Vers auf den für ihn geschaffenen Balkon des Hotels „Elephant“ rufen: „Lieber Führer, komm heraus aus dem Elefantenhaus“.
Schließung 1945–1955
Der letzte Gästebuch-Eintrag stammte vom 5. Mai 1945.[4] Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte kurzzeitig die US-Armee, dann fast ausschließlich die Rote Armee das Gebäude (so wohl auch zeitweise als Quartier für Marschall Schukow und dessen Stabsangehörige) bis September 1951. Anschließend diente es als Internat für rund 300 Studenten des Instituts für Lehrerbildung in Weimar.
Im Oktober 1945 begannen auf Befehl der sowjetischen Militärverwaltung in Thüringen die Umbau-Arbeiten der bisherigen Gaufunkstelle im Hotel zur Außenstelle Weimar des Berliner Rundfunks (später: Landessender Weimar), das ab 1. Dezember 1945 sendete.
Ab Oktober 1945 war das Restaurant Elephantenkeller wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Am 21. November 1945 fand die konstituierende Sitzung des neuen Thüringer Landtags im Saal des Hotel Elephant statt.[5]
Wiedereröffnung 1955
Thomas Mann verewigte das Hotel in seinem Roman „Lotte in Weimar“, indem er Goethes Jugendliebe dort übernachten ließ. Dem Schriftsteller gebührt wohl der entscheidende Anteil daran, dass das Gebäude wieder zum Hotel wurde: Auf seine Einladung zur Verleihung des Schiller-Preises 1955 antwortete er, man möge ihm ein Zimmer im Elephant reservieren. Am 16. Mai 1955 erfolgte die Wiedereröffnung – und Thomas Mann war der erste, der sich im Gästebuch eintrug.[6]
Am 20. Dezember 1966 wurde das Hotel Elephant ein Interhotel, das erste dieser Kategorie im damaligen DDR-Bezirk Erfurt.
Vom 28. bis 30 Oktober 1974 wurden Szenen des Films Lotte in Weimar im Hotel gedreht – in dieser Zeit war der reguläre Hotel-Betrieb unterbrochen.[7]
Im Jahr 2000 kaufte die Schörghuber Unternehmensgruppe das Hotel, es firmiert im Besitz der Arabella Hospitality SE als Teil der Schörghuber Unternehmensgruppe und unter Management von Starwood Hotels & Resorts Worldwide und erhielt die Marke The Luxury Collection.[8]
Im Hotel wurden ab 1998 die schönsten Suiten bedeutenden Persönlichkeiten gewidmet wie Thomas Mann, Johann Daniel Falk (Schriftsteller und Kirchenlieddichter), Alfred Ahner (Maler), Udo Lindenberg, Lyonel Feininger (Maler, Grafiker), Harry Graf Kessler und Walter Gropius. Die Lilli-Palmer-Suite des Hotels wurde zu Ehren der Schauspielerin benannt, die mit der Titelrolle in der Romanverfilmung von Thomas Manns „Lotte in Weimar“ eng mit dem Hotel Elephant verbunden ist.[9] Zudem gibt es seit Oktober 2008 das „Thomas-Thieme-Studierzimmer“, da Thieme sowohl zum 1974-er Ensemble von „Lotte in Weimar“ gehörte als auch 2001 in besagtem Zimmer 314 an der Rolle des Faust in seiner Inszenierung von Goethes Tragödie arbeitete.
21. Jahrhundert
2003 legte der Künstler Cornel Wachter die Logos seines weltweiten Kunstprojektes „Have a nice round“ in 15 verschiedenen Sprachen über die Fassade des Hotels Elephant.[10]
Im August 2014 erhielt das Hotel Elephant seine erste Teilnahme-Urkunde beim Nachhaltigkeitsabkommen Thüringen[11] (NAT): Es unterstützt den Freistaat Thüringen als Nachhaltigkeitsland und leistet freiwillige Beiträge zum integrierten Umweltschutz und zur Ressourcenschonung im Netzwerk für Nachhaltiges Wirtschaften. Ziel sei es zu zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg und soziales sowie ökologisches Engagement in einem Unternehmen hervorragend zusammenpassen. Das Hotel Elephant, das zur Starwood Luxury Collection gehört, nimmt am weltweiten Starwood Global Citizenship Program teil und bekennt sich zu dessen Nachhaltigkeitskodex „fairpflichtet“. Das Starwood Programm „30:20 by 20“ hat das Ziel, bis 2020 den Energieverbrauch um 30 Prozent und den Wasserverbrauch um 20 Prozent im Vergleich zu 2008 zu senken.[12][13][14]
Die Gala zur alljährlichen Wahl der Zwiebelmarktkönigin in Weimar findet regelmäßig im Hotel mit prominenter Besetzung statt.
Literatur
- Andrea Dietrich: Das Hotel Elephant in Weimar mit dem Gourmetrestaurant Anna Amalia und seinem Sternekoch Marcello Fabbri. Darin S. 67-97: Ein Haus voller Tradition, Gastlichkeit und Geschichte(n) mit vielen Informationen zur Hotel-Historie. Herausgegeben vom Hotel Elephant, 100 Seiten, Format < A5. Weimar 2013, ISBN 978-3-00-043677-2 (fehlt im Bestand sowohl der Deutschen Nationalbibliothek als auch der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek)
- Heinrich Eduard Jacob: Elegie an Weimar. Wissen Sie noch Rowohlt?. In: Ernst und Hilda Rowohlt zur Hochzeit. „Das Tagebuch“, 1. Jg., Heft 1, Berlin, 1. April 1921 (Privatdruck).
Einzelnachweise
- ↑ Internetseite des Restaurants
- ↑ MELISSANTES, Das jetzt florirende Thüringen. In seinen Durchlauchtigsten und Ruhmwürdigsten Häuptern, vorgestellt von M. Johann Gottfried Gregorii, Tobâ-Thuringo, Erfurt 1711, S. 71
- ↑ S. 83 in: Andrea Dietrich: Das Hotel Elephant in Weimar mit dem Gourmetrestaurant Anna Amalia und seinem Sternekoch Marcello Fabbri. Weimar 2013, ISBN 978-3-00-043677-2
- ↑ Es war ein Offizier der US-Armee, der sich eintrug - und das Gästebuch mit in die USA nahm. 2008 schickte er es an das Hotel zurück. - S. 84 in: Andrea Dietrich: Das Hotel Elephant in Weimar mit dem Gourmetrestaurant Anna Amalia und seinem Sternekoch Marcello Fabbri. Weimar 2013, ISBN 978-3-00-043677-2
- ↑ S. 85 in: Andrea Dietrich: Das Hotel Elephant in Weimar mit dem Gourmetrestaurant Anna Amalia und seinem Sternekoch Marcello Fabbri. Weimar 2013, ISBN 978-3-00-043677-2
- ↑ S. 87 in: Andrea Dietrich: Das Hotel Elephant in Weimar mit dem Gourmetrestaurant Anna Amalia und seinem Sternekoch Marcello Fabbri. Weimar 2013, ISBN 978-3-00-043677-2
- ↑ S. 90 in: Andrea Dietrich: Das Hotel Elephant in Weimar mit dem Gourmetrestaurant Anna Amalia und seinem Sternekoch Marcello Fabbri. Weimar 2013, ISBN 978-3-00-043677-2
- ↑ S. 94 in: Andrea Dietrich: Das Hotel Elephant in Weimar mit dem Gourmetrestaurant Anna Amalia und seinem Sternekoch Marcello Fabbri. Weimar 2013, ISBN 978-3-00-043677-2
- ↑ S. 95 in: Andrea Dietrich: Das Hotel Elephant in Weimar mit dem Gourmetrestaurant Anna Amalia und seinem Sternekoch Marcello Fabbri. Weimar 2013, ISBN 978-3-00-043677-2
- ↑ http://old.acc-weimar.de/veranstaltungen/special/herder/niceround.html
- ↑ nachhaltigkeitsabkommen.de
- ↑ Am Nachhaltigkeitsabkommen Thüringen NAT beteiligen sich branchenübergreifend Unternehmen, Verbände, öffentliche Einrichtungen und Organisationen. Die Teilnehmer müssen mindestens eine freiwillige Leistung aus dem Bereich der ökonomischen, ökologischen oder sozialen Nachhaltigkeit erbracht haben, um beim NAT mitzumachen. Zu diesen Leistungen gehören beispielsweise die Zertifizierungen nach dem Umweltmanagementsystem DIN EN ISO 14001 oder der EG-Öko-Verordnung, aber auch die erfolgreiche Teilnahme am Siegel "Demografieorientiertes Unternehmen", am Audit "Beruf und Familie" oder am Prädikat "Total E-Quality". Die Teilnahme eines Unternehmens gilt jeweils für 30 Monate und kann aufgrund einer erneut erbrachten Leistung verlängert werden.- Quelle: https://www.nachhaltigkeitsabkommen.de/vwt/cms_de.nsf/news/B08A7FE9198CDA79C1257D3A004F17C5?OpenDocument&lnkID=-B175760810F5C8CAC12576780049D6E8
- ↑ Thüringische Landeszeitung, Ausgabe Weimar, S. 16, 21. August 2014
- ↑ Hotel Elephant Weimar tritt Nachhaltigkeitsabkommen Thüringen bei (20. August 2014)
Weblinks
- Internetseite des Hotel Elephant
- Das Hotel Elephant auf der offiziellen Webpräsenz der Starwood Hotels & Resorts
- Internetseite des Gourmetrestaurants Anna Amalia
- Informationen zum Restaurant Elephantenkeller
- Hotel Elephant. In: archINFORM.
- Kunstprojekt „Have a nice round“ von Cornel Wachter
Koordinaten: 50° 58′ 44″ N, 11° 19′ 49″ O