Hydromyini

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Hydromyini

Zentralaustralische Dickschwanzratte (Zyzomys pedunculatus)

Systematik
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Langschwanzmäuse (Muridae)
Unterfamilie: Altweltmäuse (Murinae)
Tribus: Hydromyini
Wissenschaftlicher Name
Hydromyini
J. E. Gray, 1825

Hydromyini ist die Bezeichnung für eine Tribus von Altweltmäusen innerhalb der Familie der Langschwanzmäuse. Sie umfassen zumeist in Australien und Neuguinea sowie benachbarter Inseln heimische Arten (old endemics auf Sahul). In seiner weiten Auffassung besteht die Tribus aus sieben Gruppen (divisions), die auch einige Vertreter der Philippinen mit einschließen (old endemics der Philippinen).[1][2]

Die zentrale Gruppe bilden die Vertreter der Hydromys-Gruppe und der Xeromys-Gruppe bestehend aus etwa zehn Gattungen. Diese sind vor allem in den Gebirgslagen von Neuguinea verbreitet. Besondere verbindende Merkmale stellen die Einschnürung des Schädels hinter den Orbita, das vereinfachte, beckenförmige Kaumuster der hinteren Backenzähne und die Reduktion des dritten Molaren im Ober- und Unterkiefer bei einem Großteil der Arten dar. Die auffälligen Zahnmerkmale sind eine Anpassung an die Ernährungsweise, welche vor allem auf Wirbeltiere, Insekten und Krebstiere basiert. Spezielle Anpassungen an das Wasserleben finden sich in den vergrößerten Hinterfüßen, den verlängerten und dicht stehenden Schnurrhaaren, der breiten Schnauze und im seitlich flachen Schwanz.[3][4]

Die Lorentzimys-Gruppe und die Pogonomys-Gruppe sind eine weitere große Gruppe aus wenigstens einem Dutzend Gattungen, die überwiegend Neuguinea und mit einer Form den Norden Australiens bewohnen. Sie setzen sich aus Vertretern zusammen, die teils baumbewohnend und mit beweglichen Greifschwänzen ausgestattet sind beziehungsweise große, rein bodenlebende Nagetiere darstellen.

Die Uromys-Gruppe wiederum besteht aus fünf Gattungen zumeist baumkletternder, rattenähnlicher Arten, deren Schwänze von sich nicht überlappenden Hornschuppen bedeckt sind und deren Backenzähne querverlaufende Höckerreihen auf der Kauoberfläche aufweisen. Die Arten sind weit verbreitet und kommen in Neuguinea, auf den Molukken und Salomonen und in Australien vor.

Die acht Gattungen der Pseudomys-Gruppe sind demgegenüber hauptsächlich in Australien anzutreffen. Sie bilden eine ökologisch vielfältige Einheit aus mausähnlichen Formen, an Trockenregionen angepassten, zweifüßigen Springern, nestbauenden oder baumbewohnenden Arten.[3][4][2]

Die Tribus im weiteren Sinne nach Musser und Carleton 2005[5] sowie nach Lecompte 2008[2] unter Berücksichtigung neuere Erkenntnisse[6][7] setzt sich folgendermaßen zusammen:

Innere Systematik der Hydromyini nach Rowe et al. 2008[3]
 Hydromyini  
 Plilippinen-Linie  

 Apomys


   

 Archboldomys


   

 Rhynchomys


   

 Chrotomys





 Sahul-Linie  


 Anisomys


   

 Lorentzimys


   


 Macruromys


   

 Chiruromys



   

 Hyomys


   

 Pogonomys






   


 Mammelomys


   

 Abeomelomys


   

 Mallomys




   


 Leptomys


   


 Pseudohydromys


   

 Xeromys



   

 Hydromys


   

 Parahydromys





   


 Leggadina


   

 Zyzomys


   

 Notomys


   

 Mastacomys


   

 Pseudomys






   


 Leporillus


   

 Mesembriomys


   

 Conilurus




   

 Uromys


   

 Paramelomys


   

 Solomys


   

 Melomys











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Tribus Hydromyini:

  • Chrotomys-Gruppe
  • Pseudomys-Gruppe
  • Hydromys-Gruppe
  • Xeromys-Gruppe
  • Uromys-Gruppe
  • Pogonomys-Gruppe
  • Lorentzimys-Gruppe

In einer weitaus engeren Auffassung werden als Hydromyini heute teilweise nur die semiaquatisch lebenden Nagetiere und die terrestrisch lebenden Neuguinea-Moosmäuse bezeichnet, sie umfassen damit die Vertreter der Hydromys-Gruppe und der Xeromys-Gruppe. Die Lorentzimys-Gruppe und die Pogonomys-Gruppe werden dann zur Tribus Anisomyini zusammengefasst, die Uromys-Gruppe zu den Uromyini und die Pseudomys-Gruppe zu den Conilurini.[3][4] Diese Gliederung wurde vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vertreten. Untersuchungen des Spermiums der austrasiatischen Langschwanzmäuse in den 1990er Jahren ergaben aber, dass die einzelnen Triben nicht in jedem Fall eine Einheit bildeten. Aus diesem Grund wurden bereits 1994 die Hydromyini, die Conilurini und die Uromyini zu einer einzigen Tribus vereint. Spätere molekulargenetische Analysen bestätigten die Monophylie der Hydromyini im weiteren Sinne,[8][9][2] als Schwestertaxon gelten die Pinselschwanz-Baummäuse aus Südostasien.[3]

Stammesgeschichtlich entstanden die Hydromyini nach der Abspaltung der Rattini vom übrigen Zweig der Altweltmäuse im Mittleren Miozän vor etwa 9,7 Millionen Jahren. Die austrasiatischen Langschwanzmäuse trennten sich dann von den gemeinsamen Vorfahren mit den Pinselschwanz-Baummäusen im Übergang zum Pliozän vor 5,5, Millionen Jahren. Die weitere Diversifizierung der Hydromyini fand im Verlauf des Pliozän statt, als Zentrum wird Neuguinea angesehen. Australien wurde ebenfalls in dieser Phase besiedelt, möglicherweise in mehreren Wellen bis zum Übergang zum Pleistozän vor etwa 2 Millionen Jahren.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kristofer M. Helgen: The amphibious murines of New Guinea (Rodentia, Muridae): the generic status of Baiyankamys and description of a new species of Hydromys. Zootaxa 913, 2005, S. 1–20
  • Emilie Lecompte, Ken Aplin, Christiane Denys, François Catzeflis, Marion Chades, Pascale Chevret: Phylogeny and biogeography of African Murinae based on mitochondrial and nuclear gene sequences, with a new tribal classification of the subfamily. In: BMC Evolutionary Biology. Bd. 8, 199, 2008, S. 1–21, doi:10.1186/1471-2148-8-199.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sharon A. Jansa, F. Keith Barker und Lawrence R. Heaney: The Pattern and Timing of Diversification of Philippine Endemic Rodents: Evidence from Mitochondrial and Nuclear Gene Sequences. Systamtic Biology 55 (1), 2006, S. 73–88
  2. a b c d Emilie Lecompte, Ken Aplin, Christiane Denys, François Catzeflis, Marion Chades, Pascale Chevret: Phylogeny and biogeography of African Murinae based on mitochondrial and nuclear gene sequences, with a new tribal classification of the subfamily. In: BMC Evolutionary Biology. Bd. 8, 199, 2008, S. 1–21, doi:10.1186/1471-2148-8-199.
  3. a b c d e f Kevin C. Rowe, Michael L. Reno, Daniel M. Richmond, Ronald M. Adkins und Scott J. Steppan: Pliocene colonization and adaptive radiations in Australia and New Guinea (Sahul): Multilocus systematics of the old endemic rodents (Muroidea: Murinae). Molecular Phylogenetics and Evolution 47, 2008, S. 84–101
  4. a b c Kristofer M. Helgen: The amphibious murines of New Guinea (Rodentia, Muridae): the generic status of Baiyankamys and description of a new species of Hydromys. Zootaxa 913, 2005, S. 1–20
  5. G. G. Musser und M. D. Carleton: Superfamily Muroidea. In D. E. Wilson & D. M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. 3rd ed. 2005
  6. Kristofer M. Helgen und Lauren E. Helgen: Biodiversity and Biogeography of the Moss-mice of New Guinea: A Taxonomic Revision of Pseudohydromys (Muridae: Murinae). Bulletin of the American Museum of Natural History 331, 2009, S. 230–313 doi: 10.1206/582-8.1 ([1])
  7. Danilo S. Balete, Eric A. Rickart, Lawrence R. Heaney, Phillip A. Alviola, Melizar V. Duya, Mariano Roy M. Duya, Timothy Sosa und Sharon A. Jansa: Archboldomys (Muridae: Murinae) Reconsidered: A New Genus and Three New Species of Shrew Mice from Luzon Island, Philippines. American Museum Novitates 3754, 2012, S. 1–60 ([2])
  8. Scott J. Steppan, R. M. Adkins, P. Q. Spinks und C. Hale: Multigene phylogeny of the Old World mice, Murinae, reveals distinct geographic lineages and the declining utility of mitochondrial genes compared to nuclear genes. Molecular Phylogenetics and Evolution 37, 200, S. 370–388
  9. Fred Ford: A splitting headache: relationships and generic boundaries among Australian murids. Biological Journal of the Linnean Society 89, 2006, S. 117–138