Italienische Ägäis-Inseln

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Inselgruppe Dodekanes

Als italienische Ägäis-Inseln (italienisch Isole italiane dell'Egeo, auch Italienischer Dodekanes genannt) gehörte die heute griechische Inselgruppe Dodekanes mit der Hauptinsel Rhodos vom 24. Juni 1923 bis 1943 zum Königreich Italien.

Italienische Besetzung

Bereits im April und Mai 1912 wurde der Dodekanes vor der kleinasiatischen Küste mit Ausnahme von Kastelorizo infolge des Italienisch-Türkischen Krieges durch italienische Truppen besetzt, um den Widerstand osmanischer Truppen zu schwächen und einen Friedensschluss im Türkisch-Italienischen Krieg gegen das Osmanische Reich herbeizuführen. Die Erklärung der italienischen Regierung einer befristeten Besetzung des Dodekanes, die Vertreibung türkischer Repräsentanten durch italienische Truppen und irreführende Zusicherungen italienischer Beamter, die eine Integration der Inseln mit Griechenland vermuten ließen, führten zur Konferenz von Patmos, an der auch Vertreter des griechischen Außenministeriums teilnahmen. Am 4. Junijul. / 17. Juni 1912greg. wurde der autonome griechische Staat der Ägäis (Πολιτεία του Αιγαίου), der den Anschluss an Griechenland als Ziel hatte, gegründet.

Nach dem Friedensvertrag von Ouchy vom 18. Oktober 1912 zwischen dem Königreich Italien und dem Osmanischen Reich sollten die besetzten Inseln dem Osmanischen Reich übergeben werden, das Königreich Italien hielt sie aber als Garantie für die Vertragsvereinbarungen und den Truppenabzug in Libyen besetzt.

Die geheimen Beschlüsse der Londoner Konferenz vom 26. April 1915 sicherten Italien beim Ausscheiden aus dem Dreibund im § 8 alle von ihm besetzten Inseln des Dodekanes zu vollem Eigentum zu.[1] Daraufhin erklärte Italien am 20. August 1915 dem Osmanischen Reich den Krieg.

Nach dem Ersten Weltkrieg sah die Tittoni-Venizelos-Vereinbarung vom 29. Juli 1919 im Artikel 5 gegen die italienische Haltung u. a. den Anschluss an Griechenland mit Ausnahme von Rhodos vor.[2] Rhodos sollte Autonomie erlangen und nach 15 Jahren sollte eine Volksabstimmung durchgeführt werden.

Zeit des Faschismus und Verlust

Im Artikel 122 des Vertrags von Sèvres vom 10. August 1920 sollte das Osmanische Reich zugunsten von Italien auf die Inseln Astypalea (Stampalia), Rhodos (Rodi), Chalki (Chalchi), Karpathos (Scarpanto), Kasos (Casso), Tilos (Piscopi), Nisyros (Nisiro), Kalymnos (Calimno), Leros (Lero), Patmos (Patmo), Lipsi (Lisso), Symi (Simi) und Kos (Coo) und die dazugehörigen kleineren Inseln verzichten. Der Vertrag wurde vom Osmanischen Reich aber nicht ratifiziert. Auf Druck der Großmächte waren in einem gesonderten griechisch-italienischen Nebenvertrag die Dodekanesinseln an Griechenland zu übergeben. Kastelorizo, das seit dem 28. Dezember 1915 von Frankreich besetzt war, wurde am 1. März 1921 an Italien abgetreten und als Castellrosso am 11. Juli 1922 in die Italienischen Ägäis-Inseln integriert.

Durch die griechische Niederlage im Griechisch-Türkischen Krieg und die Machtübernahme der Faschisten in Italien erkannte Mussolini die Vereinbarung nicht an. Der faschistische Imperialismus hatte u. a. die Vorherrschaft im Mittelmeerraum zum Ziel.

Im Vertrag von Lausanne vom 24. Juli 1923 wurden die Inseln italienischer Besitz und keine Kolonie. Die Bürger erhielten eine besondere italienische Staatsbürgerschaft, ohne die Rechte italienischer Staatsbürger und ohne Recht auf die Wahl von Repräsentanten.[3]

In der Periode des Faschismus wurde der Zuzug von Italienern auf die Inseln gefördert. Italienisch wurde zur Pflichtsprache erklärt.[4] Es wurde auch die Infrastruktur ausgebaut und zahlreiche Bauwerke wurden auf den Inseln errichtet.[5] Die Insel Leros mit dem Naturhafen Lakki wurde in großem Stil zum Flottenstützpunkt ausgebaut und daher als „Malta der Ägäis“ bezeichnet. Es wurden Krankenhäuser und Kraftwerke errichtet, um die Hauptstadt Rhodos mit Strom zu versorgen. Von 1923 bis 1936 war Mario Lago der Gouverneur der Ägäis-Inseln. Diese Zeit wurde von Italienern als die Goldene Periode bezeichnet.[6] 1936 bis 1940 war Cesare Maria De Vecchi Gouverneur.[4]

Im Zweiten Weltkrieg trat Italien den Achsenmächten bei; als es jedoch kapitulierte, wurden die Dodekanes vom nationalsozialistischen Deutschland besetzt. Nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands 1945 kamen sie unter eine britische Übergangsverwaltung. 1947 wurden sie dann endgültig von Italien an das Königreich Griechenland abgetreten.[5]

Bevölkerung

Insbesondere im Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Soldaten auf den Inseln stationiert. Insgesamt waren es 40.000.

Nach dem italienischen Zensus von 1936 war die Gesamtbevölkerungszahl auf den Dodekanes 129.135. Einwohner. Diese waren hauptsächlich Griechen, Türken und sephardische Juden. 7.015 davon waren Italiener. Allerdings lebten fast 80 % aller Italiener der Dodekanes auf Rhodos; denn dort war ein wichtiger italienischer Marinestützpunkt.

1940 lebten etwa 8.000 Italiener auf den Dodekanes, hinzu kamen bis zu 40.000 italienische Soldaten.

Siehe auch

Literatur

  • Nicholas Doumanis: Italians as “Good” Colonizers: Speaking Subalterns and the Politics of Memory in the Dodecanese. In: Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller: Italian Colonialism. Palgarve Macmillian, New York 2005, ISBN 0-312-23649-2.

Weblinks

Belege

  1. Die Beschlüsse der Londoner Konferenz vom 26. April 1915 [1]
  2. From Paris To Sèvres. The Partition of the Ottoman Empire at the Peace Conference of 1919–1920 (PDF, englisch).
  3. Geschichte der Insel Kos ([2], griechisch).
  4. a b Marc Dubin: The Dodecanese and the East Aegean Islands, S. 436ff.
  5. a b Italienische Architektur und die jeweiligen Herrscher über Dodekanes
  6. Die Goldenen Jahre des Gouverneurs Lago (italienisch)