Jakob Prandtauer

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Bildnis Prandtauers im Stift Melk
Denkmal Prandtauers in St. Pölten
Das Stift Melk ist ein Werk von Prandtauer (1702–1736)[1]

Jakob Prandtauer (* 16. Juli 1660 (Taufdatum) in Stanz bei Landeck (Tirol); † 16. September 1726 in St. Pölten) war ein österreichischer Architekt. Er gilt als einer der bedeutendsten österreichischen Barockbaumeister. Als sein Hauptwerk gilt das Stift Melk, an dem er ab 1701 bis zu seinem Lebensende arbeitete.

Leben

Prandtauer war der einzige Sohn des Bergbauern Simon Prandtauer und Maria Lentsch.[2] Sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Allerdings war es zur Zeit seiner Geburt üblich, die Taufe noch am Tag der Geburt oder spätestens in den Folgetagen durchzuführen. Er sollte eigentlich den Hof übernehmen, begann jedoch als Siebzehnjähriger seine Lehrzeit bei dem Maurer Georg Asam im Tiroler Schnann. Seine Wanderjahre verbrachte er vermutlich in Bayern und Salzburg, nach 1683 zog Prandtauer in das heutige Niederösterreich. Weil seine große Verwandtschaft im Tullnerfeld bis auf eine alte Tante die Überfälle und Brandschatzungen im Zuge der Zweiten Wiener Türkenbelagerung nicht überlebt hatte, zog er, wie viele Westösterreicher, Bayern und Oberpfälzer, in das entvölkerte Land.[3] 1689 verstarb Prandtauers Mutter, in der Verlassenschaftsabhandlung wird er als „Bildhauer bei St. Pölten in Österreich“ genannt. Er stand damals in den Diensten des Grafen Albert Ernst Gurland in dessen Schloss Thalheim. Vorerst erstellte er Gartenplastiken und Gesimse, später ein Gartenhaus und schließlich die Kapelle. Hier lernte er die Zofe der Gräfin, Maria Elisabeth Rennberger kennen, die er am 21. Juli 1692 in ebendieser Kapelle heiratete.[4] Im gleichen Jahre kaufte er ein Haus in der Klostergasse im St. Pöltner Klosterviertel und war somit Untertan des Chorherrenstiftes St. Pölten, 1693 suchte er um die Ausstellung seines Maurerlehrbriefes an.

In den 1690er Jahren entstanden Prandtauers erste Bauten. Zuerst wurde er vor allem für die Umgestaltungen bestehender Bauten beauftragt, sein frühestes gesichertes Werk ist der Umbau des Pfarrhofes von Haitzendorf 1694 im Auftrag des Stifts Herzogenburg. Wahrscheinlich arbeitete er auch in dieser Zeit am vorgenommenen Umbau des Schlosses Ochsenburg sowie am Schwaighof. Auch die Aufstockung des St. Pöltner Domturms wird Prandtauer zugeschrieben.

1696 entwarf Prandtauer für die niederösterreichischen Stände Brücken für einige Nebenflüsse der Donau im Viertel ob dem Wienerwald. Obwohl sie nicht ausgeführt wurden, kam er mit dem Prälaten des Stiftes Melk in engeren Kontakt und erhielt von ihm den Auftrag, die Pfarrkirche und den Pfarrhof von Lassee umzugestalten. Nach weiteren Arbeiten für die Stifte und Klöster in und um St. Pölten erhielt er 1702 den ersten großen Auftrag, den Neubau der Stiftskirche in Melk. Der ursprünglich konventionelle Entwurf wurde durch Abt Berthold Dietmayr mehrfach verändert, bis er schließlich ausgeführt wurde.

Während der Arbeiten am Stift Melk verstarb 1708 mit Carlo Antonio Carlone, der führende Klosterarchitekt des oberösterreichischen Raumes. Prandtauer erhielt die Bauleitung in den Stiften Garsten, Kremsmünster und St. Florian, die Carlone begonnen hatte. Dabei veränderte und modernisierte er vor allem in Garsten und St. Florian die Entwürfe seines Vorgängers. Ab 1710 leitete er auch die weitere Umgestaltung des Stiftes Melk. Um 1714 wurde er beauftragt, das Stift Dürnstein zu barockisieren; im selben Jahr entwarf er den Neubau des Stiftes Herzogenburg.

Nach seinem Tod 1726 wurden die meisten Projekte von seinem Neffen Joseph Munggenast weitergeführt.

Daneben baute er die Kirche auf dem Sonntagberg (Fresken von Daniel Gran), war er ab 1708 (als Nachfolger von Carlo Antonio Carlone) Bauleiter in Garsten und Christkindl und beteiligte sich an den Pflanzungen von Dürnstein. Im Stift Herzogenburg baute er 1714 den Este-Trakt im Stil eines Landschlosses (Fresken von Bartolomeo Altomonte). Der einzige urkundlich gesicherte Schlossbau Prandtauers ist das 1722 bis 1732 errichtete Schloss Hohenbrunn bei Sankt Florian.

Realisierungen

Würdigungen

Jakob Prandtauer auf der 50-Schilling Banknote (1951)
Der von der Stadt St. Pölten verliehene J.Prandtauer-Preis für Wissenschaft und Kunst

Das Konterfei von Jakob Prandtauer ist auf der 50-Schilling Banknote von 1951 zu sehen, auf der Rückseite ist mit dem Stift Melk sein berühmtestes Werk abgebildet. Sein 300. Geburtstag wurde unter anderem mit einer Sondermarke der österreichischen Post gefeiert.[2]

Prandtauer wird vor allem in den Zentren seines Lebens und Wirkens geehrt, zahlreiche ober- und niederösterreichische Gemeinden benannten Straßen und Plätze nach ihm. Zudem sind die Melker Volks-[6] und Hauptschule[7] und eine Turnhalle in St. Pölten nach ihm benannt.[8]

Anlässlich des 350. Geburtstages widmeten sich im Jahr 2010 in St. Pölten Ausstellungen des St. Pöltner Stadtmuseums, des Diözesanmuseums und des NÖ Landesmuseums dem Baumeister.[9]

Jakob-Prandtauer-Preis

Seit 1968 verleiht die Stadt St. Pölten den Jakob-Prandtauer-Preis für Wissenschaft und Kunst an Personen oder Institutionen aus St. Pölten oder solche, die sich um St. Pölten besondere Verdienste erworben haben.[10]

Literatur

Weblinks

Commons: Jakob Prandtauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stiftsgeschichte Melk abgerufen am 11. März 2016
  2. a b Eintrag Sonderpostmarke 300. Geburtstag von Jakob Prandtauer im Austria-Forum
  3. Karl Gutkas: Das Jahr 1683 in Niederösterreich in: Historisches Museum der Stadt Wien, Robert Waissenberger (Herausgeber): Die Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an der Donau 1683. Residenz Verlag, Salzburg/Wien 1982, ISBN 3-7017-03124, S. 160.
  4. Matriken-Eintrag zur Trauung auf matricula.findbuch.net. In Matrik Kapelln 1666-1692, S. 256, Datei C 0418
  5. Stiftsgeschichte Melk abgerufen am 11. März 2016
  6. Jakob-Prandtauer-Volksschule Melk
  7. Jakob-Prandtauer-Hauptschule Melk
  8. Die Stadt St. Pölten zur Prandtauerhalle
  9. 350. Geburtstag von Jakob Prandtauer abgerufen am 8. Juli 2010
  10. Jakob-Prandtauer-Preis 2010 in St. Pölten vergeben abgerufen am 8. Juli 2010