Jef Lambeaux

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Jef Lambeaux, geboren als Joseph Maria Thomas Lambeaux[1] (* 14. Januar 1852 in Antwerpen, Belgien; † 5. Juni 1908 in Brüssel, Belgien) war ein belgischer Bildhauer des Neobarocks.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jef Lambeaux studierte an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Antwerpen, wo er Schüler von Joseph Geefs war.

Er gehörte mit Piet Verhaert (1852–1908), Alexander Struys (1852–1941) und anderen einer Gruppe junger Künstler namens Van Beers Clique an, die von Jan van Beers angeführt wurde. Die Gruppe war bekannt für „spitzbübisches und exzentrisches Verhalten“, so traten die Mitglieder gelegentlich in historischen Kostümen in der Öffentlichkeit Antwerpens auf.[2] Zudem war er Mitglied der Société des Vingt, kurz Les XX, einer Vereinigung belgischer Künstler zur Förderung neuer und unkonventioneller Kunst[3] sowie der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique.[4] 1900 wurde er korrespondierendes und 1902 volles Mitglied der Académie royale de Belgique (Classe des Beaux-Arts).[5]

Bei einem Besuch in Italien fand Lambeaux Gefallen an den Werken Giovanni Bolognas, deren Eindrücke seine Arbeit prägten. Die Bildhauerin des Art déco, Claire Jeanne Roberte Colinet (1880–1950), war in Paris Lambeaux’ Schülerin.[6] Weitere Schüler waren Georges Van der Straeten[7] und Jean Gaspar.[8]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Denkmal für Graf Goblet d’Alviella in Court-Saint-Étienne

Lambeaux stellte 1871 sein erstes Werk mit dem Titel Krieg (französisch Guerre) vor. Diesem folgten humoristische Gruppendarstellungen wie Tanzende Kinder, Sage Guten Morgen, Glückszahl und Ein Unfall (1875). In Paris fertigte er die Arbeiten Bettler und Blinder Habenichts an. 1981 kam Der Kuss (Le baiser, heute im Königlichen Museum der Schönen Künste, Antwerpen) hinzu, der als sein Meisterwerk beschrieben wird.

Weitere bemerkenswerte Werke sind sein Brabobrunnen (La fontaine Brabo, 1886) in Antwerpen, Das Plündern eines Adlerhorsts (Le Dénicheur d’Aigles, 1890, heute im Brüssler Museum für Alte Kunst), Der Rausch (L’Ivresse, 1893), Der Triumph der Frau (Le Triomphe de la Femme, 1901) und Der Gebissene Faun (Le Faune mordu, 1901), der auf der Ausstellung Liège International – 1905 Aufsehen erregte.[9]

Inspiriert durch die flämischen Barockmaler Peter Paul Rubens und Jacob Jordaens stellte er immer wieder in sich verknotete Leiber in unterschiedlichen Gruppierungen dar.[10] Sein gewaltiges Flachrelief Menschliche Leidenschaften (Les Passions humaines, 1886) ist aus Carrara-Marmor[11] gefertigt.[9] Unter seinen zahlreichen Büsten finden sich unter anderem Bildnisse von Hendrik Conscience,[12] Karel Buls[13] sowie Albert Goblet d’Alviella.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausschnitt aus dem Relief Menschliche Leidenschaften.

Lambeaux’ Flachrelief Menschliche Leidenschaften wurde auf der Salon-Triennale Gent 1889 stark kritisiert. 1890 kommentierte die Zeitschrift L’Art Moderne seine Arbeit:

„[Es ist] ein Haufen nackter und verdrehter Körper, muskulöser Ringer im Delirium, ein absolutes und unvergleichliches kindisches Konzept. Es ist zugleich chaotisch und vage, aufgebläht und prätentiös, pompös und leer. Was hätte sein können, wenn die Regierung statt ‚Leidenschaften‘ für 300.000 Francs einfach Kunstwerke gekauft hätte?“

L’Art Moderne, 1890[15]

Katholische Zeitungen nahmen Anstoß an der Szene und schrieben, dass Lambeaux’ Arbeit „mit dem Fleisch des Teufel beseelt“ sei und bezeichneten den Pavillon als ein „Marmor-Bordell“.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jef Lambeaux – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. David L. Chapman: Sandow the Magnificent. Eugen Sandow and the Beginnings of Bodybuilding. University of Illinois Press, 1994. S. 11
  2. Jan van Beers, Belgian (1852–1927) (Memento vom 27. Oktober 2016 im Webarchiv archive.today) In: Dictionary of Fine Art Dealers Association (FADA).
  3. Michel Draguet: Fernand Khnopff. Portrait of Jeanne Kéfer. Getty Publications, 2004, S. 7, 97.
  4. Knops-Mortier: Lambeaux (Joseph-Marie-Thomas, dit Jef). (Memento vom 27. Oktober 2016 im Internet Archive) In: Biographie Nationale de Belgique, Band 44. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, Brüssel 1985, S. 665–678.
  5. Académicien décédé: Josephus Maria Thomas, dit Jef Lambeaux. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 8. Oktober 2023 (französisch, mit Link zur Biografie (PDF)).
  6. Claire Jeanne Roberte Colinet. askart.com
  7. Paul Piron: Dictionnaires des artistes plasticiens de Belgique des XIXe siècle et XXe siècle. L–Z. 2003, S. 604.
  8. Vie et oeuvre de Jean-Marie Gaspar. In: Ville d' Arlon.
  9. a b Lambeaux, Jef. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 16: L – Lord Advocate. London 1911, S. 106 (englisch, Volltext [Wikisource]).
  10. Bronze „Frauen beim Liebesspiel“. (Memento vom 3. Dezember 2016 im Internet Archive) In: Bares für Rares, Objekte vom 24. Juli 2016
  11. François de Callataÿ: Les Passions humaines, de Jef Lambeaux. Un essai d’interprétation. In: Bulletin des musées royaux d’Art et d’Histoire, deel LX., 1989. S. 269–289.
  12. Nineteenth Century Decorative Arts. Sotheby’s, London 1984. S. 442.
  13. Bryan Catley: Art Deco and Other Figures. Antique Collectors Club Limited, Woodbridge 2003. S. 390.
  14. Handelsblad (Het), 6. Januar 1887
  15. Jeff Lambeaux: The Temple of Human Passions. wordpress.com
  16. Naaktprotest voor opening Paviljoen der Menselijke Driften. brusselnieuws.be, 2. September 2014