Johann-Erasmus von Malsen-Ponickau

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Johann-Erasmus Georg Adalbert Freiherr von Malsen-Ponickau (* 5. Juni 1895 in München; † 12. Juni 1956 ebenda)[1] war ein deutscher SS-Brigadeführer und Polizeibeamter zur Zeit des Nationalsozialismus.

Leben

Herkunft

Er war der Sohn von Theobald Freiherr von Malsen-Ponickau (* 26. Juni 1867 in Bayreuth; † 20. Oktober 1930 in Osterberg bei Kellmünz) und dessen Ehefrau Olga, geborene Freiin von Ponickau. Sein Vater war später bayerischer Kämmerer und Oberst. Er hatte noch drei Geschwister.[2]

Karriere

Malsen-Ponickau wechselte vom Gymnasium 1909 zur preußischen Kadettenanstalt Karlsruhe und von dort zur Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde bei Berlin.[3] Er nahm ab September 1914 am Ersten Weltkrieg teil, war zuletzt Rittmeister und wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.

Nach Kriegsende schloss er sich von April bis Juni 1919 dem Freikorps Epp an. Anschließend absolvierte er ein Studium der Landwirtschaft.[3] Malsen-Ponickau leitete ab 1922 das Familiengut Schloss Osterberg in Schwaben, das er 1922 von seiner Mutter geerbt hatte.[4] Er war Mitglied des Corps Rheno-Palatia München.[5] Bis zum Unvereinbarkeitserlass 78/38 des Stellvertreters des Führers Rudolf Heß vom 2. Juli 1938, nachdem die gleichzeitige Zugehörigkeit zum Johanniterorden und zur NSDAP verboten war, war er Ehrenritter des Johanniterordens.[6]

Malsen-Ponickau trat im März 1930 in die NSDAP (Mitgliedsnr. 213.542) ein und betätigte sich als Ortsgruppenführer in Niederraunau. Der SS (SS-Nr. 3.914) trat er im November 1930 bei. Er war mit der Verwaltung und bald darauf mit der Führung der 29. SS-Standarte (Schwaben) befasst. Ab Sommer 1932 führte Malsen-Ponickau in München den SS-Abschnitt I.[3]

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten leitete er ab dem 20. März 1933 die gesamte Münchner Hilfspolizei.[3] Malsen-Ponickau hielt im KZ Dachau am 10. April 1933 eine Rede vor SS-Hilfspolizisten, in der er unter anderem anmerkte: „Wenn einer unter euch ist, der glaubt, es sind Menschen wie ihr, soll er sofort nach links raustreten.“[7] Vom 20. April 1933 bis 15. August 1933 führte er den SS-Abschnitt IX (Nürnberg) und wurde kommissarischer Polizeipräsident in Nürnberg-Fürth.[3] Nach einem Konflikt mit Gauleiter Julius Streicher, in dem Streicher Malsen-Ponickau vorwarf, der „Bewegung“ zwar formal, aber nicht „mit dem Herzen“ anzugehören,[8] wurde er von diesen Posten abberufen, aber durch Heinrich Himmler zum SS-Brigadeführer befördert.[9] Danach wurde er in den Stab des Reichsführers SS Heinrich Himmler versetzt.[1] Ab Mitte Januar 1934 führte er den SS-Abschnitt IX (Stuttgart).[3] Als einziger hoher SS-Führer wurde er nicht mehr befördert. Für den Deutschen Reichstag kandidierte er am 29. März 1936, erhielt aber kein Mandat. Damals lebte er in Stuttgart, Eduard-Pfeiffer-Straße 65.

Im September 1936 wurde er Polizeidirektor in Zwickau. Im April 1938 wurde er zunächst kommissarischer Polizeidirektor in Frankfurt (Oder) und bekleidete diesen Posten ab März 1939 offiziell. Später war er Polizeidirektor in Posen und wurde dort im Juni 1940 zum Polizeipräsidenten ernannt. Im September 1943 wurde er als Polizeipräsident nach Halle (Saale) versetzt.[3]

Ab Anfang 1944 war Malsen-Ponickau Sonderbeauftragter Himmlers beim Höheren SS- und Polizeiführer der Operationszone Adriatisches Küstenland Odilo Globocnik. Dort war er unter anderem SS- und Polizeikommandeur in Triest bis Herbst 1944 und ab Anfang 1945 in Pola.[10]

Nach Kriegsende wurde er in Polen am 28. Mai 1946 wegen seiner Tätigkeit als Polizeipräsident von Posen freigesprochen, jedoch für seine Mitgliedschaft in der SS als einer verbrecherischen Organisation zu sieben Jahren Haft verurteilt.[1] Nach der Haftentlassung kehrte Malsen-Ponickau nach München zurück, wo er verstarb.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 388.
  2. Othmar Hackl: Die Bayerische Kriegsakademie (1867–1914). C.H. Beck´sche Verlagsbuchhandlung. München 1989. ISBN 3-406-10490-8. S. 517.
  3. a b c d e f g Utho Grieser: Himmlers Mann in Nürnberg. Der Fall Benno Martin. Nürnberg 1974. S. 309.
  4. Stephan Malinowski: Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat. 3. durchgesehene Auflage. Akademie-Verlag. Berlin 2003. S. 541.
  5. Bayerische Landesbibliothek Online: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945.
  6. Genealogisches Handbuch des in Bayern Immatrikulierten Adels, Band 7, 1961, S. 249
  7. Zitiert bei: Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007. S. 388.
  8. Zitiert bei: Stephan Malinowski: Vom König zum Führer, Deutscher Adel und Nationalsozialismus. 3. Auflage. Frankfurt 2010. S. 541.
  9. Elisabeth Chowaniec: Der "Fall Dohnanyi" 1943–1945. Widerstand, Militärjustiz, SS-Willkür. Oldenbourg-Verlag. München 1991. ISBN 3-486-64562-5. S. 554.
  10. Michael Wedekind: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien 1943 bis 1945. (= Militärgeschichtliche Studien. Band 38), R. Oldenbourg Verlag. München 2003. ISBN 3-486-56650-4. S. 446.