Johann Philipp Fresenius
Johann Philipp Fresenius (* 22. Oktober 1705 in Nieder-Wiesen; † 4. Juli 1761 in Frankfurt am Main) war ein lutherischer Theologe.
Leben
Fresenius war das zweitälteste von 11 Kindern von Johann Wilhelm Fresenius (1677–1727), der von 1704 bis 1727 als Pfarrer von Nieder-Wiesen wirkte, und seiner Frau Maria Margareta geborene Metz (1684–1753). Er studierte ab 1723 Theologie in Straßburg. 1725 wurde er Privatlehrer des Grafen von Salm-Grumbach und 1727 Nachfolger seines Vaters. 1731 musste er aufgrund einer polemischen Auseinandersetzung mit dem Jesuitenschüler und Schriftsteller Johann Nikolaus Weislinger (1691–1755) nach Darmstadt fliehen. Landgraf Ernst Ludwig berief ihn 1734 als Burgprediger nach Gießen. 1736 wurde Fresenius Hofdiakonus in Darmstadt, wo er eine Proselytenanstalt zur Bekehrung von Unglauben, Irrglauben und Juden gründete. 1742 kehrte er als Stadtprediger und Professor an die Universität Gießen zurück.
1743 wurde er Pfarrer in Frankfurt am Main, zunächst als Prediger an der Peterskirche, 1747 an der Katharinenkirche. 1748 wurde er als Nachfolger von Heinrich Andreas Walther zum Senior des evangelischen Predigerministeriums und Konsistorialrat ernannt und Hauptprediger an der Barfüßerkirche. Er traute am 21. August 1748 Johann Caspar Goethe und Catharina Elisabeth Textor und taufte am 29. August 1749 ihren Sohn Johann Wolfgang. Dieser schilderte Fresenius später im vierten Buch von Dichtung und Wahrheit folgendermaßen:
- Der Senior des Predigerministeriums (war) ein sanfter Mann von schönem, gefälligen Ansehen, welcher von seiner Gemeinde, ja, von der ganzen Stadt als ein exemplarischer Geistlicher und guter Kanzelredner verehrt ward, der aber, weil er gegen die Herrnhuter aufgetreten, bei den abgesonderten Frommen nicht im besten Ruf stand, vor der Menge hingegen sich durch die Bekehrung eines bis zum Tod blessierten, freigeistigen Generals berühmt und gleichsam heilig gemacht hatte.
Fresenius gilt als Vertreter einer gemäßigten lutherischen Orthodoxie, in seinem Amtsverständnis beeinflusst von August Hermann Francke und Philipp Jakob Speners. In seiner Frankfurter Zeit galt er als berühmter Erweckungsprediger. Die von Goethe erwähnte Bekehrung des sächsischen Generals Georg Carl von Dyhern trug sich nach der Schlacht bei Bergen zu.
Von den Herrnhutern grenzte er sich so polemisch ab, daß deren Bischof Nikolaus Ludwig von Zinzendorf sich 1748 in einem Beschwerdebrief an den Rat der Stadt Frankfurt dagegen verwahrte. Auch den Reformierten verweigerte er hartnäckig das Recht, in Frankfurt eine eigene reformierte Kirche zu errichten. Sie mussten weiterhin zum Gottesdienst in das vor den Toren der Stadt gelegene Bockenheim ausweichen.
Fresenius heiratete am 27. Juni 1735 in Gießen Charlotte Friederike Miltenberger (* 6. März 1717 in Siegen, † 18. Oktober 1782 in Bornheim). Das Paar hatte vier Töchter und sechs Söhne. Zwei der Töchter starben im frühen Kindesalter, die anderen beiden heirateten evangelische Pfarrer. Auch vier seiner Söhne wurden Pfarrer, einer Jurist und einer Apotheker. Zu seinen Enkeln zählen der Botaniker Georg Fresenius und der Chemiker Carl Remigius Fresenius.
Fresenius starb am 4. Juli 1761 in Frankfurt am Main.
Werke
- Beicht- und Kommunionbuch, 1746;
- Von der Rechtfertigung eines armen Sünders vor Gott, 1747;
- Bewährte Nachricht von Herrnhutischen Sachen, 4 Bände, 1747 bis 1751;
- Nötige Prüfung der Zinzendorfschen Lehrart, 1748;
- Pastoral-Sammlungen, 24 Teile, 1748-60;
- Heilsame Betrachtungen über die Sonn- u. Festtagsevangelien, 1750;
- Zuverlässige Nachrichten von dem Leben, Tode und Schriften D. Johann Albrecht Bengels, 1753;
- Epistelpredigten, 1754;
Literatur
- Friedrich Wilhelm Bautz: Fresenius, Johann Philipp. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 119–120 .
- Wilhelm Fresenius: Fresenius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 405 f. (Digitalisat).
- Wolfgang Klötzer (Hrsg.): Frankfurter Biographie. Personengeschichtliches Lexikon. Erster Band. A–L (= Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission. Band XIX, Nr. 1). Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-7829-0444-3, S. 218–219.
- Tobias Kraft, Die Geschichte Nieder-Wiesens, der Pfarrei und seiner Kirchen: Sonderausgabe anlässlich des 50-jährigen Glockenjubiläums 2005. Nieder-Wiesen 2005, S. 17–24
- Georg Eduard Steitz: Fresenius, Johann Philipp. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 353 f.
Weblinks
- Werke von und über Johann Philipp Fresenius in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Fresenius, Johann Philipp. Hessische Biografie (Stand: 5. August 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 17. Juni 2015.
Personendaten | |
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NAME | Fresenius, Johann Philipp |
KURZBESCHREIBUNG | lutherischer Theologe und Senior des Predigerministeriums zu Frankfurt am Main |
GEBURTSDATUM | 22. Oktober 1705 |
GEBURTSORT | Nieder-Wiesen, Deutschland |
STERBEDATUM | 4. Juli 1761 |
STERBEORT | Frankfurt am Main, Deutschland |