Julius Stern (Musiker)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. August 2016 um 02:52 Uhr durch Seader (Diskussion | Beiträge) (Unerwünschter kleinstedit in einem bekannten Konflikt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Julius Stern

Julius (eigentl. Jesaja Isaak) Stern (* 8. August 1820 in Breslau; † 27. Februar 1883 in Berlin[1]) war ein deutscher Musikpädagoge und Komponist jüdischen Glaubens.

Leben

Stern war der Sohn des Musikalienhändlers Moritz Stern (1778–nach 1858) und dessen Ehefrau Täubchen, geborene Berliner.[1] Zusammen mit seiner Schwester und seinen Eltern kam Stern im Jahr 1832 nach Berlin und begann er zunächst eine Lehre in einer Seidenfabrik, ehe er als Eleve an der Musiksektion der Berliner Akademie der Künste angenommen wurde und Komposition studieren konnte.

In den Jahren 1838 bis 1854 führte er eine intensive Korrespondenz mit dem von ihm verehrten Robert Schumann, dem er 1841 seine Lieder op. 8 widmete. 1853/54 erwogen beide Komponisten sogar einen „Tausch“ ihrer Stellen.

Ein Stipendium des Königs Friedrich Wilhelm IV. ermöglichte Stern ein Gesangsstudium in Paris, wo er im September 1843 eintraf. Hier leitete Stern als Nachfolger von Conradin Kreutzer den deutschen Gesangverein und lernte Giacomo Meyerbeer – der ihn auch protegierte – und Hector Berlioz kennen. Daneben verkehrte dort bei dem Bankier Auguste Léo, wo Stern Frédéric Chopin begegnete. 1844 kehrte er nach Berlin zurück.

Ab 1844 sang Stern in der Sing-Akademie zu Berlin und gründete 1847 einen eigenen Gesangsverein, der bald eine ernsthafte Konkurrenz für die Sing-Akademie darstellte. Mit diesem führte er zunächst Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, später auch die Missa solemnis und die 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven auf. In seiner Berliner Zeit nahm Stern in verschiedenen Miethäusern seinen Wohnsitz, so um 1848 zunächst an der Spittelbrücke 2,[2] ab den 1870er Jahren in der Friedrichstraße 214 im Berliner Stadtzentrum.[3]

Gemeinsam mit Theodor Kullak und Adolf Bernhard Marx gründete Julius Stern im Jahr 1850 die „Musikschule für Gesang, Klavier und Komposition“. Am 20. Januar 1852 heiratete er die elf Jahre jüngere Elisabeth Meyer (1831–1919), Tochter des Berliner Kaufmanns Itzig Meyer,[4] deren Schwester Jenny Meyer (1834–1894) später eine geschätzte Konzertsängerin wurde. Ab 1857, nach dem Ausscheiden der beiden Mitbegründer, firmierte die Schule als das Stern’sche Konservatorium. Das Institut war eine der bedeutendsten Ausbildungsstätten für den musikalischen Nachwuchs in Berlin und hatte sowohl namhafte Lehrer als auch Schüler vorzuweisen. Neben der alleinigen Leitung des Konservatoriums übernahm Stern auch den Dirigentenposten des Chores der Synagoge der Reformgemeinde in der Johannisstraße unter Rabbiner Samuel Holdheim.[5]

Im Jahr 1855 gründete Stern einen Orchesterverein, der aufgrund wirtschaftlicher Probleme keinen langen Bestand hatte. Später leitete er die Berliner Symphoniecapelle, bis er sich 1873 als Dirigent zurückzog. Im gleichen Jahr trat er der Gesellschaft der Freunde bei.

Das Grab von Julius Stern befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee im Feld A1, Reihe 22.

Ehrungen

Berliner Gedenktafel am Haus, Friedrichstraße 214, in Berlin-Kreuzberg

Die Universität der Künste Berlin benannte ein Institut nach dem Komponisten: Julius-Stern-Institut für musikalische Nachwuchsförderung.[6] Der Senat von Berlin und das Bezirksamt von Mitte ehrten am 16. Oktober 2014 das Wirken des Musikers durch Anbringung einer Berliner Gedenktafel an seinem letzten Wohnhaus, Friedrichstraße 214.[7]

Werke (Auswahl)

In jungen Jahren komponierte Stern eine Reihe von Liedern, die zu ihrer Zeit recht beliebt waren.

  • op. 1: Fünf Gesänge. Gustav Crantz, Berlin 1839
  • op. 3: Bilder des Orients nach Texten von Heinrich Stieglitz. Gustav Crantz, Berlin 1839
  • op. 4: Barcarole für hohe Stimme, Violoncello und Klavier. Gustav Frantz, Berlin 1839
  • op. 8: Sechs Gedichte von Reinick, Eichendorff, Burns, Chamisso. Heinrichshofen, Magdeburg 1841
  • op. 9: Geistliche Ouvertüre
  • op. 10: Sechs Gedichte. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1842

Literatur

Weblinks

Commons: Julius Stern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Sterberegister StA Berlin II, Nr. 145/1883
  2. Stern, J. In: Berliner Adreßbuch, 1849, Teil 1, S. 469. „Componist und Gesanglehrer“.
  3. Stern, Julius. In: Berliner Adreßbuch, 1874, Teil 1, S. 824. „Königlicher Professor und Musikdirector, Director des Stern’schen Gesangvereins, des Conservatoriums und der Reichshallenkapelle“.
  4. Jacob Jacobson: Die Judenbürgerbücher der Stadt Berlin. Berlin 1962, S. 180
  5. Heymann-Wentzel, 2000, S. 261.
  6. Institut für musikalische Nachwuchsförderungen an der UdK
  7. Eine Gedenktafel für Julius Stern. In: Berliner Zeitung, 17. Oktober 2014.