Justizpalast (Nürnberg)
Der Justizpalast ist ein Gebäude in Nürnberg, Stadtteil Bärenschanze, Fürther Straße 110. Er ist Sitz des Oberlandesgerichts Nürnberg, des Landgerichts Nürnberg-Fürth, des Amtsgerichts Nürnberg und der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. Der Nürnberger Justizpalast ist das größte Justizgebäude Bayerns.
Geschichte
Das Gebäude wurde zwischen 1909 und 1916 nach Plänen des Architekten und ranghohen bayerischen Baubeamten Hugo von Höfl errichtet. König Ludwig III. von Bayern weihte das Gebäude im September 1916 ein. Das im Stil der Deutschen Renaissance erbaute Gebäude schließt unmittelbar an die Justizvollzugsanstalt Nürnberg an. Auf ihrem Gelände befinden sich die noch erhaltenen Teile des historischen Nürnberger Zellengefängnisses, in dem während der Nürnberger Prozesse die Angeklagten und zahlreiche hochrangige Zeugen inhaftiert waren. Das Gerichtsgebäude und das Untersuchungsgefängnis östlich des Zellengefängnisses sind durch einen unterirdischen Gang miteinander verbunden. Zwischen dem Zellengefängnis und dem Justizpalast errichtete die US-Armee im Sommer 1945 einen oberirdischen Verbindungsgang aus Holz, der jedoch nicht mehr erhalten ist.
Skulpturenschmuck
Auf Höhe des dritten Stockwerks stehen in rundbogigen Nischen 13 Steinskulpturen, die „hervorragende Männer auf dem Gebiete der Rechtswissenschaft und der Rechtspflege“ darstellen. Sie wurden von verschiedenen Münchener und Nürnberger Bildhauern aus französischem Kalkstein gefertigt und sind etwa 2,40 Meter groß. Sie zeigen von links nach rechts Rudolf Sigmund von Holzschuher, Johann Adam von Seuffert, Carl Gottlieb Svarez, Hugo Donellus, Valentin Kötzler, Eike von Repgow, Justinian I., Gratian (Kirchenrechtler), Johann Freiherr zu Schwarzenberg, Christoph Scheurl, Wiguläus von Kreittmayr, Nikolaus Thaddäus von Gönner, Paul Johann Anselm von Feuerbach und Süleyman I..[1]
Schwurgerichtssaal 600
Der Saal 600 ist heute der größte Gerichtssaal Nordbayerns. Es finden im Saal Schwurgerichtsprozesse und große Wirtschaftsprozesse statt.
Bekannt wurde insbesondere der Schwurgerichtssaal 600 des Justizpalastes, in dem nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 bis 1949 der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher und die Nachfolgeprozesse stattfanden. Der Schwurgerichtssaal, Ort der Hauptverhandlung, kann seit dem 22. November 2010 an verhandlungsfreien Tagen im Rahmen eines Ausstellungsbesuches der Dauerausstellung Memorium Nürnberger Prozesse besichtigt werden. Während laufender Gerichtsverhandlung kann der Gerichtssaal nur durch vier Fenster vom Museum aus eingesehen werden.
Wenn der Neubau für die Nürnberger Justiz voraussichtlich im Jahr 2017 bezogen wird, soll das alte Justizgebäude dem Bayerischen Finanzministerium unter der Leitung von Markus Söder unterstellt werden. Dieser plant den Schwurgerichtssaal 600 in das Memorium Nürnberger Prozesse fest zu integrieren. Es wird überlegt, den Saal 600 wieder so herzurichten, wie er in den 1940er Jahren aussah. Der Saal wurde in den 1960er Jahren stark verändert.[2]
Einzelnachweise
- ↑ Andreas Quentin: Zur Einführung. In: Oberlandesgericht Nürnberg (Hrsg.): In Stein gehauene Rechtsgeschichte aus zwei Jahrtausenden. Nürnberg 2008.
- ↑ Von Olaf Przybilla: Saal der Nürnberger Prozesse - Söders neue Baustelle "Wie viel Disney brauchen wir?" Süddeutsche Zeitung, 20. Dezember 2014, abgerufen am 29. Dezember 2014.
Literatur
- Klemens Klemmer, Rudolf Wassermann, Thomas Michael Wessel: Deutsche Gerichtsgebäude. C. H. Beck, München 1993, ISBN 3-406-37674-6, S. 57–59.
- Franz Sonnenberger: Justizpalast. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 507 (Gesamtausgabe online).
- Eckart Dietzfelbinger: Nürnberg. Reichsparteitagsgelände und Justizpalast . Ch. Links Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86153-772-4
Weblinks
- Geschichte des Justizpalastes
- Memorium Nürnberger Prozesse, Museen der Stadt Nürnberg
- Luftbild vom Nürnberger Justizpalast
Koordinaten: 49° 27′ 17″ N, 11° 2′ 47″ O