Sinjawino (Kaliningrad, Gussew)

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Siedlung
Sinjawino
Kampischkehmen (Angereck)

Синявино
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gussew
Erste Erwähnung 1539
Frühere Namen Campisken (1539),
Campischken (um 1540),
Campiskeimen (vor 1555),
Campiscken (vor 1730),
Kampischkehmen (bis 1938),
Angereck (1938–1946)
Bevölkerung 57 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40143
Postleitzahl 238042
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 212 000 036
Geographische Lage
Koordinaten 54° 34′ N, 22° 7′ OKoordinaten: 54° 34′ 0″ N, 22° 7′ 12″ O
Sinjawino (Kaliningrad, Gussew) (Europäisches Russland)
Sinjawino (Kaliningrad, Gussew) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Sinjawino (Kaliningrad, Gussew) (Oblast Kaliningrad)
Sinjawino (Kaliningrad, Gussew) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Sinjawino (russisch Синявино, deutsch Kampischkehmen, 1938 bis 1946 Angereck, litauisch Kampiškiemiai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gussew im Rajon Gussew.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sinjawino liegt sechs Kilometer südwestlich der Stadt Gussew (Gumbinnen) an einer Nebenstraße (hier 27K-371), die vom Gussewer Stadtzentrum aus in einem südwest-östlichen Bogen zur Regionalstraße 27A-025 (ex R508) führt. Gussew ist die nächste Bahnstation an der Bahnstrecke Kaliningrad–Tschernyschewskoje der einstigen Preußischen Ostbahn zur Weiterfahrt nach Moskau.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine erste Erwähnung erfuhr das damalige Dorf Campisken[2] im Jahre 1539. Zwischen 1874 und 1945 war das Dorf Kampischkehmen, neben dem die Domäne Kampischkehmen bestand, Amtssitz und namensgebend für einen Amtsbezirk[3], der – 1939 in „Amtsbezirk Angereck“ umbenannt – zum Kreis Gumbinnen im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte.

Im Jahre 1910 waren in Kampischkehmen insgesamt 394 Einwohner gemeldet, von denen 255 in der Landgemeinde und 139 im Gutsbezirk lebten[4]. Ihre Zahl verringerte sich – trotz der teilweisen Eingliederung des Gutsbezirks in die Landgemeinde Kampischkehmen – bis 1933 auf 326 und belief sich 1939 auf 337[5]. Am 3. Juni 1938 wurde das zuletzt aus der Domäne und weit verstreut liegenden Höfen bestehende Dorf Kampischkehmen in „Angereck“ umbenannt. 1945 kam es wie alle im nördlichen Ostpreußen gelegenen Orte zur Sowjetunion.

1950 erhielt das Dorf die russische Bezeichnung „Sinjawino“ und wurde dem Dorfsowjet Lipowski selski Sowet im Rajon Gussew zugeordnet.[6] Später gelangte der Ort in den Furmanowski selski Sowet. Von 2008 bis 2013 gehörte Sinjawono zur städtischen Gemeinde Gussewskoje gorodskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Gussew.

Amtsbezirk Kampischkehmen (Angereck)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu dem zwischen 1874 und 1945 bestehenden Amtsbezirk Kampischkehmen (ab 1939: Amtsbezirk Angereck) gehörten anfangs neun, am Ende noch sechs kommunale Einheiten[3]:

Ortsname Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer Name Bemerkungen
Kampischkehmen, Dorf Angereck Sinjawino
Kampischkehmen, Domäne 1928 in Teilen in die Landgemeinde Kampischken
bzw. in die Landgemeinde Kasenowsken im
Amtsbezirk Tzullkinnen eingegliedert
Kubbeln Podduby
Norbuden Poretschje
Purpesseln Auenhof Parkowoje,
jetzt: Podduby
1928 in die Landgemeinde Kubbeln eingegliedert
Rudupönen, Dorf Ringfließ Piroschkowo
Rudupönen, Gut 1928 in die Landgemeinde Rudpönen eingegliedert
Sabadszuhnen,
1936–38: Sabadschuhnen
Bergenbrück
Semkuhnen Hohenwerder Beregowoje

Am 1. Januar 1945 bildeten den Amtsbezirk Angereck die Gemeinden: Angereck, Bergenbrück, Hohenwerder, Kubbeln, Norbuden und Ringfließ.

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit seiner überwiegend evangelischen Bevölkerung war Kampischkehmen resp. Angereck vor 1945 in das Kirchspiel der Kirche Ischdaggen (der Ort hieß zwischen 1938 und 1946: Branden, heute russisch: Lermontowo) eingepfarrt und gehörte somit zum Kirchenkreis Gumbinnen in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Sinjawino im Einzugsgebiet der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen). Sie ist Teil der Propstei Kaliningrad[7] (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Ort verbunden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Julius Mentz (1845– nach 1913), deutscher Landwirt und Mitglied des Deutschen Reichstages, war von 1875 bis 1905 Pächter der Domäne Kampischkehmen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Angereck
  3. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Kampischkehmen/Angereck
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Gumbinnen
  5. Michael Rademacher: Kreis Gumbinnen (russ. Gussew). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  7. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)