Kangju

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Regionen, die in Zhang Qian’s Bericht beschrieben sind. Besuchte Länder sind blau markiert.

Die Kangju (chinesisch 康居, Pinyin Kāngjū, je nach Quelle Kang-gü, K'ang-kü, Kangar, Kängäras, Kanglï, Kangārāyē) bildeten ein nomadisches Reich zwischen Aralsee und Tianshan bzw. Balchaschsee. Ihre Ethnizität wurde ursprünglich als türkisch angenommen,[1] obwohl neuere Gelehrte die Kangju als iranisch betrachten oder sogar zu einem tocharischen Ursprung neigen.[2] Über die ethnische Einordnung der Kangju herrscht immer noch Uneinigkeit.[3]

Transoxanien & Baktrien

Die Kangju werden generell mit der Herrscher-Domäne der Sogde(r)n identifiziert,[4][5] was auf eine dezentrale Oberherrschaft der Kangju über Transoxanien zurückzuführen ist.[6] Die Kangju verbündeten sich sofort mit den Yuezhi, als diese 141–129 v. Chr. Baktrien besetzten und traten noch im 1. Jahrhundert als selbständige Juniorpartner des Yuezhi-Königs aus dem Haus Kuschan in Erscheinung. Davon zeugen die Beschreibungen der Kriege des chinesischen Feldherren Ban Chao, 班超 (zirka 73–94 n. Chr. im Tarimbecken).

Kaukasus

Kangar Tamga
Kangar Union nach dem Zerfall der westlichen türkischen Khaganate, 659–750

Die Kangju unterwarfen die Alanen nördlich des Aralsees, die zum großen Teil westwärts und in Richtung Kaukasus abzogen, wo sie in armenischen und syrischen Quellen wieder als Kangārāyē in Erscheinung treten.[3]

Zentralasiatische Steppe

In späterer Zeit wurden auch große Teile kiptschakischer Stämme von den Chinesen als Kao-kü bezeichnet. Die Selbstbezeichnung dieser Stämme war Kanglï.[3] Drei der mittelalterlichen Petschenegen-Gruppierungen (Javdi-Ertim, Küerči-Čur, und K'abukšyn-Jula)[7] wurden in griechischen Quellen als Kangar benannt.[3] Die alttürkischen Inschriften von Kül-Tigin berichten diesbezüglich von einem Kängäräs-Volk, einem Kang-Land und einer Kängü-Tarban-Stadt.[3] Die Kängäräs verbündeten sich mit den Ost-Türken (T’u-küe) gegen die regionale Türgesch-Herrschaft (Türgiş) der west-türkischen Konföderation.[3]

András Róna-Tas etymologisiert den Namen Kangar, in Bezug auf die „Farbe eines Pferdes“, mit dem petschenegischem Wort kongor für „braun“,[8] abgeleitet aus dem Mitteltürkischen qoŋur/qoŋɣur, vom Proto-Türkischen *Koŋur („rot-braun, dunkelbraun“).[9]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Shiratori Kurakichi: Shiratori Kurakichi Zenshü. Iwanami Shoten, Tokyo 1970, S. 48. Ursprünglich veröffentlicht in: Tōyō Gakuhō 14, Nr. 2, 1925.
  2. Mariko Namba Walter: Sogdians and Buddhism (= Sino-Platonic Papers. Nr. 174). University of Pennsylvania, Philadelphia 2006, S. 5. (PDF; 895 kB)
  3. a b c d e f Denis Sinor: The Cambridge History of Early Inner Asia. Band 1, Cambridge University Press, Cambridge 1990, S. 271ff.
  4. Indian Society for Prehistoric and Quaternary Studies (= Man and Environment. Band 23). Indian Society for Prehistoric and Quaternary Studies, 1998, S. 9: „Generally Kangju has been identified with Sogdiana.“
  5. Frances Wood: The Silk Road: Two Thousand Years in the Heart of Asia. University of California Press, 2002, S. 94.
  6. Sören Stark: Transoxanien nach dem Tang Huiyao des Wang Pu: Übersetzung und Kommentar. Books on Demand, 2009, S. 13f.: „Einiges spricht also für das Bild einer lockeren und dezentralen >Oberherrschaft< der Kangju über Transoxanien. […] die Herrscher von Kang (Samarkand) als Abkömmlinge der Kangju (Beishi 97, 3233).“
  7. Victor Spinei: The Romanians and the Turkic Nomads North of the Danube Delta from the Tenth to the Mid-Thirteenth Century. BRILL, 2009, S. 258.
  8. András Róna-Tas: Hungarians & Europe in the Early Middle Ages: An Introduction to Early Hungarian History. Central European University Press, 1999, S. 420.
  9. „*Koŋur“ in Sergei Starostin, Vladimir Dybo, Oleg Mudrak: Etymological Dictionary of the Altaic Languages. Brill Academic Publishers, Leiden 2003.