Kirsan Nikolajewitsch Iljumschinow

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Kirsan Iljumschinow (September 2010)

Kirsan Nikolajewitsch Iljumschinow (russisch Кирсан Николаевич Илюмжинов; * 5. April 1962 in Elista) war in den Jahren 1993 bis 2010 Oberhaupt der Republik Kalmückien in der Russischen Föderation. Daneben ist er seit 1995 Präsident des Weltschachbundes FIDE. Wegen Sanktionen des Finanzministeriums der USA gegen ihn hat Iljumschinow die Amtsführung am 6. Dezember 2015 bis zur Aufhebung der Sanktionen dem Vizepräsidenten des Verbandes Georgios Makropoulos überlassen.[1] Er ist Inhaber der Wochenzeitung Nowy Wsgljad (kyrillisch Новый Взгляд; etwa Neue Aussicht).

Leben

In seiner Jugend erzielte er Erfolge im Schach, das er mit vier Jahren erlernte, und im Boxen. Nach seinem Schulabschluss arbeitete er zwei Jahre in einer Fabrik, diente dann in der Sowjetarmee, die er als Unteroffizier verließ, und absolvierte ein Studium am Institut für Außenpolitik in Moskau, durch das er gute Verbindungen zu Mitgliedern der sowjetischen Nomenklatura aufbaute. Danach arbeitete er als Manager für eine sowjetisch-japanische Handelsgesellschaft im Automobilsektor und kam dadurch zu einem beträchtlichen Vermögen.

Politik

Iljumschinow gewann die erste Wahl nach der Wende 1993 mit einem Stimmenanteil von 65 %. Bei vorgezogenen Präsidentenwahlen 1995 erhielt er 85 %, was viele Beobachter überraschte, da seine Politik als umstritten galt. 1998 wurde er, unter anderem von der Oppositionspartei Jabloko, verdächtigt, in den Mord an der regierungskritischen Journalistin Larisa Judina verwickelt zu sein. 2002 wurde er in seinem Amt bestätigt. Anfang Oktober 2005 bot er seinen Rücktritt an, wurde aber von Wladimir Wladimirowitsch Putin für eine weitere vierjährige Amtszeit nominiert. Am 24. Oktober 2010 lief Iljumschinows Präsidentschaft aus, wobei Iljumschinow nicht mehr für die Präsidentschaft kandidieren wollte. Er kündigte im September 2010 an, sich auch ohne politisches Amt weiterhin für Kalmückien einsetzen zu wollen.[2] Sein Nachfolger als Präsident Kalmückiens ist seit Herbst 2010 Alexei Maratowitsch Orlow.

Am 25. November 2015 verhängte das Finanzministerium der Vereinigten Staaten wegen Unterstützung der syrischen Regierung unter Baschar al-Assad Sanktionen gegen vier Personen und sechs Firmen, darunter Iljumschinow und die von ihm geleitete Bank Russian Financial Alliance.[3][4]

Kirsan Iljumschinow bei der Schacholympiade 2008 in Dresden

Sport

Iljumschinow ist seit 1995 Präsident des Weltschachbundes FIDE. Er finanzierte zahlreiche Schachveranstaltungen aus eigenen Mitteln. Für die Schacholympiade 1998 in Elista ließ er eigens eine „Schachstadt“ errichten. Am 2. Juni 2006 wurde er für eine weitere vierjährige Amtszeit als FIDE-Präsident wiedergewählt, sein Gegenkandidat bei dieser Wahl war Bessel Kok. In seiner Amtszeit erreichte Iljumschinow den Wiedervereinigungskampf zwischen Wladimir Kramnik und Wesselin Topalow und beendete die seit 1993 andauernde Spaltung der Weltmeisterschaft zwischen FIDE und PCA/ WCC/ Braingames im Jahre 2006. Im September 2010 wurde er für eine weitere Amtsperiode gewählt. Er gewann die Abstimmung gegen seinen Kontrahenten Anatoli Karpow bei 3 Enthaltungen mit 95 zu 55 Stimmen.[5] Im August 2014 wurde Iljumschinow erneut wiedergewählt. Er gewann mit 110 zu 61 Delegiertenstimmen gegen seinen Herausforderer, den ehemaligen Schachweltmeister Garri Kasparow. Auf gegen ihn erhobene Korruptionsvorwürfe erwiderte Iljumschinow, er habe während seiner Präsidentschaft kein Geld verdient, sondern mehr als 80 Millionen US-Dollar seines Privatvermögens zur Förderung des Schachs ausgegeben.[6]

Im September 2010 bot er 10 Millionen US-Dollar für ein Grundstück in der Nähe von Ground Zero in New York, um dort ein Schachzentrum errichten zu lassen.[7]

Religion

Iljumschinow versteht sich auch als Förderer der Religion und hat in seinem überwiegend buddhistischen Land nicht nur die Russisch-Orthodoxe Kirche (ca. ein Drittel der Bevölkerung), sondern auch den Bau einer Synagoge, einer Moschee und einer katholischen Kirche unterstützt. Im Gedenken an die Opfer der Kalmückendeportation während des Zweiten Weltkriegs eröffnete er am 27. Dezember 2005 den neu gebauten Goldenen Tempel in Elista. Sowohl der Tempel als auch die darin befindliche Buddhastatue gelten nun als die jeweils größten ihrer Art in Europa.

Sonstiges

Im April 2010 behauptete Kirsan Iljumschinow in einem TV-Interview, dass er 1997 von außerirdischen Wesen entführt worden sei.[8]

Der Asteroid (5570) Kirsan wurde am 20. Juni 1997 nach ihm benannt.[9]

Im Juni 2011 zeigte er sich während des Bürgerkriegs in Libyen bei einer Schachpartie mit dem libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi.[10]

Literatur

  • Sarah Hurst: Curse of Kirsan. Adventures in the chess underworld. Chess Enterprises, Milford 2002. ISBN 1-888690-15-1

Weblinks

Commons: Kirsan Iljumschinow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mitteilung der FIDE auf vom 6. Dezember 2015. Abgerufen am 3. Februar 2016
  2. Mark Crowther: Kirsan Ilyumzhinov jumps before he is pushed as leader of Kalmykia. Abgerufen am 7. September 2010
  3. Yeganeh Torbati: U.S. sanctions businessman helping Syrian government buy oil from Islamic State, Reuters, 25. November 2015
  4. U.S. Department of Treasury: Treasury Sanctions Networks Providing Support to the Government of Syria, Including For Facilitating Syrian Government Oil Purchases from ISIL, Pressemitteilung, 25. November 2015
  5. Ilyumzhinov wins FIDE Presidential elections 95 to 55, Chessvibes.com, 29. September 2010
  6. Peter Doggers: Ilyumzhinov Beats Kasparov 110-61 at FIDE Presidential Elections, Chess.com, 11. August 2014
  7. Ilyumzhinov bids for Ground Zero, Chessvibes.com, 16. September 2010
  8. Spiegel International; Russian president asked to investigate alien claims BBC News, 5. Mai 2010; Der Fall Iljumschinow exopolitik.org 7. Mai 2010 (Abgerufen am 9. Mai 2010)
  9. Lutz D. Schmadel: Dictionary of minor planet names, 5. Auflage 2003, S. 474
  10. Libyens Machthaber Gaddafi spielt Schach online vom 13. Juni 2011. Abgerufen am 13. Juni 2011.