Kloster Kalvarienberg

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Gesamtansicht der Klosteranlage Kalvarienberg

Das Kloster Kalvarienberg ist ein von den Ursulinen geführtes Kloster in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Es liegt auf dem Kalvarienberg, zu dem ein Kreuzweg mit 14 Stationen hochführt. Im Oktober 2016 wurde bekanntgegeben, dass der Ursulinen-Konvent aus Altersgründen, Nachwuchsmangel und wegen ihrer schlechten wirtschaftlichen Lage nach 178 Jahren den Ahrweiler Calvarienberg verlassen.[1]

Geschichte

Nach seiner Rückkehr von einer Pilgerfahrt 1440 fiel einem Kreuzritter eine angebliche landschaftliche Ähnlichkeit von Ahrweiler mit Jerusalem auf. In der Ahr sah der Pilger den Bach Cedron, und der südlich gelegene Hügel schien dem Kalvarienberg in der Heiligen Stadt zu ähneln. Auch verschiedene Entfernungsangaben stimmten überein. So sollte der Abstand zwischen der Ahrweiler–Ortsmitte zur Bergkuppe mit der Entfernung zwischen dem Prätorium des Pilatus in Jerusalem und dem Berg Golgota identisch sein. Diese „Entdeckungen“ wurden publiziert, so dass man den Hügel von da an Kalvarienberg nannte. Rat und Volk von Ahrweiler fühlten sich bald verpflichtet, das Hochgericht von besagtem Hügel weg zu verlegen und den Hügel dem gekreuzigten Heiland und seiner Mutter zu weihen. Im gleichen Jahr wurde die erste Kapelle auf den Weg gebracht, ein kleines Fachwerk-Gotteshaus, das im Jahre 1505 geweiht wurde und in dem sich bereits eine Kreuzigungsgruppe befand, die dann später in die zweite Kapelle und schließlich in die jetzige Klosterkirche übernommen wurde.[2]

Das Kloster wurde im Jahre 1630 von den Franziskanern errichtet. Am 31. Januar 1664 wurde der Grundstein für die heute noch bestehende Kirche gelegt. Am 21. April 1671 wurde die alte Kapelle abgerissen, am 23. Mai das Kreuz auf dem Turm errichtet. Im 17./18. Jahrhundert war das Kloster Kalvarienberg Ziel zahlreicher Prozessionen. Die Anzahl der Prozessionen belief sich von 1714 bis 1718 auf 105. Auf dem Kalvarienberg wurden religiöse Schauspiele (Mysterienspiele) aufgeführt. Im gleichen Zeitraum wurden 150.000 Beichten gehört und 150.000 mal die Kommunion gereicht.[3]

1803 mussten die Franziskaner im Zuge der Säkularisation den Kalvarienberg verlassen, der französisches Nationaleigentum wurde. Am 30. Januar 1806 erwarb Vikar Jakob Giesen von Ahrweiler den Kalvarienberg, der nach seinem Tode zuerst an seine Erben, dann an die sogenannte Berggesellschaft überging. Verschiedene Versuche, die Klosterräume für Unterrichtszwecke zu nutzen, scheiterten. Der Ursulinenkonvent in Monschau, der wegen der ungesunden Lage des Klosters einen anderen Ort der Niederlassung suchte, erfuhr von dem leerstehenden Franziskanerkloster in Ahrweiler. Nach langwierigen Verhandlungen und vielen Schwierigkeiten konnte der Konvent am 28. August 1838 unter der Leitung von Mutter Teresia Schäfer nach Ahrweiler übersiedeln. Die Ursulinen gründeten zunächst eine Elementar- und höhere Schule mit Pensionat für Mädchen. 1897 mussten die alten Gebäude einem Neubau weichen. Vom Kalvarienberg aus wurden neue Filialen gegründet, u. a. 1848 Aachen, 1853 Trier, 1895 Saarbrücken, 1896 Krefeld, 1902 Koblenz. Diese Klöster blieben mit dem Mutterhaus Kalvarienberg als Kongregation verbunden.

Der Kalvarienberg wurde 1996 in den Atlas der europäischen Heiligen Berge (Sacri Monti), Kreuzwege und Andachtsstätten aufgenommen.

Orgel

Die Orgel der Klosterkirche wurde 1871 von dem Orgelbauer Stahlhut in einem neugotischen Gehäuse erbaut. Im Jahr 1991 erfolgte eine Restaurierung durch Weimbs Orgelbau. Das romantisch disponierte Instrument verfügt über 16 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[4]

I Manual C–
1. Prinzipal 8′
2. Bordon 16′
3. Viola da Gamba 8′
4. Oktave 4′
5. Quintflöte 22/3
6. Superoktave 2′
7. Mixtur III
8. Trompete 8′
II Manual C–
9. Lieblich Gedackt 8′
10. Flûte harmonique 8′
11. Dulcian 8′
12. Fernflöte 8′
13. Salicional 4′
Pedal C–
14. Subbaß 16′
15. Oktavbaß 8′
16. Posaune 16′

Einrichtungen

Blick von Norden auf das Kloster

Auf dem Kalvarienberg in Ahrweiler führt das Kloster ein Gymnasium und eine Realschule für Mädchen, sowie ein Internat. Seit 1997 werden auch Jungen am Gymnasium angenommen. In den Klosterräumen befindet sich das Blandinen-Archiv und das Geistliche Zentrum Calvarienberg.

Literatur

  • Alois Schneider: Die Geschichte der Klosterkirche Kalvarienberg. In: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler. 1979, S. 33.
  • Christian von Stramburg, Anton Joseph Weidenbach: Denkwürdiger und nützlicher rheinischer antiquarius. III. Abt., Band 10, Koblenz 1864, S. 14–110.

Einzelnachweise

  1. Schließung von Kloster und Kirche auf dem Ahrweiler Calvarienberg,General-Anzeiger (Bonn), abgerufen am 15. Oktober 2015
  2. Rheinischer Antiquarius. Abt.III, 10. Bd., S. 14 ff.
  3. Bemerkungen zu der Chronik des Kalvarienbergs. In: Gottfried Eckertz (Hrsg.): Fontes adhuc inediti rerum Rhenanarum. Niederrheinische Chroniken. Köln 1864 (Volltext in der Google-Buchsuche [abgerufen am 10. Dezember 2010]).
  4. Nähere Informationen zur Orgel

Quellen

  • Chronicon memorabilium et notabilium conventus montis Calvairae prope Arwiler. Fratrum minorum s. Francisci Recollectorum. (Chronik des Calvarienbergs bei Ahrweiler). In: Gottfried Eckertz (Hrsg.): Fontes adhuc inediti rerum Rhenanarum. Niederrheinische Chroniken. Köln 1864 (Latein, Volltext in der Google-Buchsuche [abgerufen am 10. Dezember 2010]).

Weblinks

Commons: Kloster Kalvarienberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 32′ 6,7″ N, 7° 5′ 31,6″ O