Kollekte

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Kollektenkorb

Eine Kollekte (von lateinisch: colligere „sammeln“) ist eine Geldsammlung für kirchliche oder karitative Zwecke, zum Beispiel die Sammlung während eines oder nach einem Gottesdienst in der christlichen Kirche.

Biblische Begründung und frühchristliche Praxis

Bereits im 2. Buch der Könige 12,9-11 EU wird berichtet, dass der salomonische Tempel in der Regierungszeit König Joas' durch Geld ausgebessert wurde, das Tempelbesucher beim Verlassen des Tempels in eine Lade, in die ein Loch gebohrt worden war, warfen. Im Gegenzug bekamen die Priester den Auftrag, kein Geld mehr von den Verwandten einzusammeln.

Auch in den urchristlichen Gemeinden wurde Geld für besondere Zwecke gesammelt. Der Apostel Paulus schreibt zum Beispiel in seinem Brief an die Römer 15,25-29 EU: „Jetzt aber fahre ich hin nach Jerusalem, um den Heiligen zu dienen. Denn die in Mazedonien und Achaja haben willig eine gemeinsame Gabe zusammengelegt für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem. Sie haben’s willig getan und sind auch ihre Schuldner. Denn wenn die Heiden an ihren geistlichen Gütern Anteil bekommen haben, ist es recht und billig, dass sie ihnen auch mit leiblichen Gütern Dienst erweisen. Wenn ich das nun ausgerichtet und ihnen diesen Ertrag zuverlässig übergeben habe, will ich von euch aus nach Spanien ziehen. Ich weiß aber, wenn ich zu euch komme, dass ich mit dem vollen Segen Christi kommen werde.“ (2. Korinther 8 EU und 9 EU; Galater 2,10 EU). In 1. Korinther 16,1-3 EU wird sogar genauere Anweisung für die Kollektenpraxis gegeben: An jedem ersten Tag der Woche, dem Tag des urchristlichen Gemeindegottesdienstes, sollte Geld für den genannten Zweck beiseitegelegt werden.

In der urkirchlichen Liturgie wurde es etwa im 3. und 4. Jahrhundert üblich, Brot und Wein für die Eucharistiefeier mitzubringen und zu spenden (oblatio). Die für die Feier nötigen Gaben wurden ausgesondert, die überzähligen wurden an die Armen der Gemeinde verteilt. So wurden die von Anfang des Christentums an praktizierte Wohltätigkeit und das Opfer der Eucharistie miteinander verbunden. An Sonn- und Festtagen brachte die Gemeinde ihre Gaben in Form eines „Opfergangs“ zum Altar. Dies geschieht heute stellvertretend durch Akolythen oder Ministranten in der Gabenbereitung der Heiligen Messe, aus der Spende von Naturalien durch die Gemeinde wurde ein Geldopfer, das bei der Kollekte eingesammelt wird.[1]

Praxis

Klingelbeutel

Römisch-Katholische Kirche

In jeder Eucharistiefeier wird in der Regel zur Gabenbereitung der Klingelbeutel herumgereicht und die Kollekte eingesammelt. Diese wird dann – zusammen mit den anderen Gaben – zum Altar gebracht. Sinnbildlich bringen somit die Gläubigen ihre Gaben zum Altar.

Bereits in der Alten Kirche brachten die Gläubigen ihre Gaben – Brot, Wein, auch Naturalien –zum Altar, oder es sammelten Diakone die Gaben und trugen sie nach vorn. Im Mittelalter entwickelte sich die Form des Opfergangs, bei dem die Gläubigen ihr Geldopfer in einer Prozession zum Altar brachten und dort niederlegten. Bis ins 16. oder 17. Jahrhundert wurde dies an Sonntagen und Festtagen praktiziert, seitdem war der Opfergang auf bestimmte Anlässe beschränkt. Bei Exequien war er regional, so im Rheinland, bis weit ins 20. Jahrhundert üblich.[2]

In der Regel gehen die Einnahmen der Kollekte an die jeweilige Gemeinde. Es gibt jedoch auch Sondersammlungen, bei denen die Kollekte etwa an ein Hilfswerk abgeführt wird. So gibt es zum Beispiel Sammlungen für:

Evangelische Landeskirchen

In den Gemeinden der evangelischen Landeskirchen werden in jedem Gottesdienst Kollekten gesammelt. Es sind dabei drei Arten der Gottesdienstkollekte zu unterscheiden: der Klingelbeutel, die Ausgangskollekte und der Opferstock.

Für Sonntage und kirchliche Feiertage legt die jeweilige Kirchenleitung bzw. Landessynode verbindlich für alle Gemeinden die Kollektenzwecke fest. Die Kollektenzwecke sind im landeskirchlichen Kollektenplan zusammengefasst, der für jedes Kirchenjahr neu beschlossen wird. Die Kollektenpläne unterscheiden sich von Landeskirche zu Landeskirche teilweise erheblich. Gemeinsam ist ihnen aber, dass es drei Arten von Kollektenzwecken gibt:

  • Zwecke, die von der Landeskirche festgelegt werden,
  • Zwecke die Gemeinden, Kirchenkreise oder Kirchensprengel selbst entscheiden
  • Wahlpflichtkollekten, bei denen die Landeskirche ein Liste von Zwecken vorgibt, aus der Gemeinden wählen können.

Traditionell gibt es Landeskirchen, in denen mehrheitlich zentral vorgegeben Kollektenzwecke gibt, und andere Landeskirchen, in denen die Gemeinden die meisten Kollektenzwecke selbst entscheiden können. Bei rund 65 Gottesdienstterminen im Jahr (regional und kirchenjährlich unterschiedlich) gibt die Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz mehr als 50 Zwecke ihren Gemeinden vor. In der Ev. Kirche von Württemberg dagegen können die Gemeinden an mehr als 50 Terminen die Zwecke selbst bestimmen.

Diese sog. amtliche Kollekte wird in der Regel während des Gottesdienstes im Klingelbeutel gesammelt. In Landeskirchen, die keine Ausgangskollekte kennen, geschieht das zwischen dem Ende der Predigt und den Fürbittengebeten. Gibt es eine Ausgangskollekte, wird der Klingelbeutel meist während des Liedes vor der Predigt herumgereicht. Die Praxis in einer Gemeinde kann davon aber abweichen.

In den meisten Gemeinden wird zusätzlich eine zweite Kollekte am Ausgang gesammelt. Diese steht der Gemeinde zur freien Verfügung bzw. wird für einen durch die Gemeinde selbst bestimmten Zweck verwendet. Gleiches gilt für den Opferstock, eine fest installierte Spendenbox oder Truhe, in der meist das ganze Jahr über für einen Zweck gesammelt wird.

Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden

In den meisten Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden gehört die Kollekte, die oftmals mit einem Klingelbeutel eingesammelt wird, zum festen Bestandteil eines jeden Gottesdienstes. In normalen Sonntagsgottesdiensten wird oft ohne besondere Angabe eines bestimmten Projektes gesammelt. Die Kollekte fließt dann in den Haushalt der Gemeinde.

Bei besonderen Festgottesdiensten wird allerdings für bestimmte Zwecke gesammelt, worüber die Gemeinde möglichst konkret im Vorfeld informiert worden ist. Diese Kollekten werden auch als Opfer bezeichnet. Gebräuchlich sind unter anderem die Bezeichnungen:

  • Erntedankopfer (1. Sonntag im Oktober), das meist zu einem Teil für die überregionale Arbeit der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden verwendet wird
  • Missionsopfer, das der Außenmission des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden zukommt
  • Bauopfer, das für die Errichtung eigener oder anderer kirchlicher Bauprojekte verwendet wird
  • Not in der Welt – fast alle Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden beteiligen sich in diesem Zusammenhang zur Weihnachtszeit an der in allen evangelischen Kirchen üblichen Brot für die Welt-Sammlung

In vielen Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden existiert auch eine sogenannte Abendmahls-, bzw. Hebräerkasse, durch die hilfsbedürftige Gemeindemitglieder unterstützt werden. Bei Abendmahlsgottesdiensten und anderen Gelegenheiten wird durch eine Kollekte diese Kasse mit den Geldmitteln versehen.

Einzelnachweise

  1. Josef Andreas Jungmann: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe. Zweiter Band, 5. Aufl. Nova & Vetera, Bonn und Herder, Wien-Freiburg-Basel 1962, S. 1-34.
  2. Josef Andreas Jungmann: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe. Zweiter Band, 5. Aufl. Nova & Vetera, Bonn und Herder, Wien-Freiburg-Basel 1962, S. 30f.

Weblinks

Wiktionary: Kollekte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen