Kurt Flasch

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Kurt Flasch, 2012

Kurt Flasch (* 12. März 1930 in Mainz) ist ein deutscher Philosophiehistoriker, spezialisiert auf die Philosophie der Spätantike und des Mittelalters. Unter anderem befasste er sich eingehend mit den Werken von Augustinus von Hippo, Dietrich von Freiberg, Meister Eckhart und Nikolaus von Kues.

Leben

Flasch besuchte von 1936 bis 1940 die Volksschule in Mainz-Kastel, von 1940 bis zum Abitur im Sommer 1949 das Realgymnasium Mainz. Er studierte vom Herbst 1950 bis Januar 1952 Philosophie an der Albertus-Magnus-Akademie in Walberberg bei Bonn (von 1925 bis 1975 Sitz der Philosophisch-Theologischen Hochschule der deutschen Dominikanerprovinz Teutonia bzw. der Dominikaner in Deutschland), ab Sommersemester 1952 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Philosophie, Geschichte, Gräzistik und Germanistik. Hier wurde er auch im Jahr 1956 unter Johannes Hirschberger (Erstgutachter) und Max Horkheimer (Zweitgutachter) promoviert und 1969 habilitiert. Von 1970 bis 1995 war Flasch Ordinarius für Philosophie im Philosophischen Institut der Ruhr-Universität Bochum. Rufe auf andere Lehrstühle in Wien und Freiburg im Breisgau während dieser Zeit lehnte er ab, hielt aber zahlreiche Gastvorlesungen, unter anderem an der Sorbonne in Paris.

Flasch verfasste und verfasst stimulierende Gesamtdarstellungen der mittelalterlichen Philosophie im Ganzen wie auch von Denkerpersönlichkeiten im Einzelnen. Unbestrittene Verdienste besitzt seine (weitestgehend redaktionelle) Herausgabe der Werke von Dietrich von Freiberg, Berthold von Moosburg und anderer Autoren im Corpus Philosophorum Teutonicorum Medii Aevi, das von 1977 an im Felix Meiner Verlag, Hamburg, erschien. Die sich deutlich an Nietzsche anlehnende Sicht der intellektuellen Entwicklungen in der europäischen Philosophie fasste Flasch im Wintersemester 1994/95 in seinen Bochumer Abschiedsvorlesungen „Warum ich nicht mehr Christ sein kann“ zusammen. Diese sind die Grundlage für sein 2013 vorgelegtes Buch Warum ich kein Christ bin. Bericht und Argumentation, das sich nicht an die Fachwelt, sondern an die interessierte Öffentlichkeit richtet und in dem er seine Abkehr vom Christentum begründet.

Ehrungen und Auszeichnungen

Einige bedeutende Akademien führen ihn als Mitglied, so zum Beispiel die Accademia Nazionale dei Lincei, die älteste noch bestehende Akademie der Welt, deren Mitgliedschaft die höchste akademische Ehre ist, die in Italien vergeben werden kann. Aber auch der Accademia Toscana di Scienze e Lettere und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gehört er an. Letztere verlieh ihm im Jahr 2000 den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa. Flasch erhielt 2001 den Kuno-Fischer-Preis der Universität Heidelberg für seine Cusanus-Biographie, 2002 die Ehrendoktorwürde der Universität Luzern[1] und 2009 den Hannah-Arendt-Preis[2] sowie die Ehrendoktorwürde der Universität Basel.[3] 2010 wurde er mit dem Lessing-Preis für Kritik[4] sowie mit dem Essay-Preis Tractatus, 2012 mit dem mit 50.000,-- € hochdotierten Joseph-Breitbach-Preis ausgezeichnet.[5]

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Vittorio Hösle: Wie soll man Philosophiehistorie betreiben? Kritische Bemerkungen zu Kurt Flaschs philosophiehistorischer Methodologie. In: Philosophisches Jahrbuch. Bd. 111 (2004), S. 140–147.
  • Gustav Seibt: Die leibliche Begabung zur Geschichte. Zum 80. Geburtstag von Kurt Flasch, dem urbansten philosophischen Schriftsteller Deutschlands. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 59 vom Freitag, 12. März 2010, S. 13.
  • Hartmut Westermann: Epochenbegriffe und Historisierung. Ein Gespräch mit Kurt Flasch. In: Internationale Zeitschrift für Philosophie. ISSN 0942-3028, 2004, Heft 2, S. 193–209.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ehrenpromotionen der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, Website der Universität Luzern, abgerufen am 7. April 2012.
  2. derstandard.at
  3. Ehrenpromotion der Philosophisch-Historischen Fakultät, Website der Universität Basel, abgerufen am 8. April 2012.
  4. derstandard.at
  5. Preis für einen Brückenbauer. In: FAZ. 10. Mai 2012, S. 29.