Lorentz-Transformation

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Die Lorentz-Transformationen, benannt nach Hendrik Antoon Lorentz, verbinden in der Speziellen Relativitätstheorie und in der lorentzschen Äthertheorie die Zeit- und Ortskoordinaten, mit denen verschiedene Beobachter angeben, wann und wo Ereignisse stattfinden. Dabei handelt es sich um geradlinig gleichförmig bewegte Beobachter und um Koordinaten, in denen kräftefreie Teilchen gerade Weltlinien durchlaufen. Bei Lorentz-Transformationen bleibt die Lichtgeschwindigkeit unverändert, umgekehrt war die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit Ausgangspunkt von Einsteins Herleitung der Lorentz-Transformation.

Von der Lorentz-Transformation betroffen sind:

  • die zum Geschwindigkeitsvektor parallelen Ortsvariablen
  • die zum Geschwindigkeitsvektor senkrechten elektromagnetischen Feldkomponenten
  • die Zeit.

Lorentz-Transformation für Orte und Zeiten

Ist ein Beobachter mit konstanter Geschwindigkeit in -Richtung gegenüber einem anderen Beobachter bewegt, so hängen die Koordinaten , die er einem Ereignis zuschreibt, durch die Lorentz-Transformation

mit den Koordinaten des anderen Beobachters für dasselbe Ereignis zusammen, falls die beiden Bezugssysteme zum Zeitpunkt miteinander übereinstimmen. Darin ist die übliche Bezeichnung für den Lorentzfaktor.

Hat der bewegte Beobachter eine beliebig gerichtete Geschwindigkeit , so zerlegt man den Koordinatenvektor des Ereignisses in zwei Komponenten parallel bzw. senkrecht zum Geschwindigkeitsvektor[1][2]: .

Lorentz-Transformation für das elektromagnetische Feld

Auch schon bei kleinen Geschwindigkeiten treten beim elektromagnetischen Feld relativistische Effekte auf. Diese grundsätzliche Tatsache wird durch ein einfaches Gedankenexperiment deutlich:

  • Ein Beobachter, der eine (relativ zu ihm nicht bewegte) Ladung beobachtet, wird ein elektrisches Feld messen, jedoch aufgrund des fehlenden Stromflusses kein magnetisches Feld.
  • Bewegt sich der Beobachter hingegen auf die Ladung zu oder von ihr weg, so wird er bemerken, dass sich aufgrund der Bewegung das elektrische Feld zeitlich verändert, also ein Verschiebungsstrom vorhanden ist. Das bedeutet, dass der Beobachter nach dem erweiterten Durchflutungsgesetz ein B-Feld misst. Der Beobachter wird also zusätzlich zum elektrischen Feld ein magnetisches Feld erkennen.

Ebenso wie Orte und Zeiten müssen daher die elektromagnetischen Feldkomponenten einer Lorentztransformation unterzogen werden, wenn das Bezugssystem der Beobachtung gewechselt wird. Für die elektrischen und magnetischen Größen gilt:[3]

In nichtrelativistischer Näherung, d. h. für Geschwindigkeiten , gilt . In diesem Fall braucht nicht zwischen Orten und Zeiten in verschiedenen Bezugssystemen unterschieden zu werden, und für die Feldgrößen gilt:

Geschichtliche Entwicklung

Hauptartikel: Geschichte der Lorentz-Transformation

Die Arbeiten von Woldemar Voigt (1887), Hendrik Antoon Lorentz (1895, 1899, 1904), Joseph Larmor (1897, 1900) und Henri Poincaré (1905, welcher den Lorentz-Transformationen ihren Namen gab) zeigten, dass die Lösungen der Gleichungen der Elektrodynamik durch Lorentz-Transformationen aufeinander abgebildet werden oder mit anderen Worten, dass die Lorentz-Transformationen Symmetrien der Maxwell-Gleichungen sind.

Man versuchte damals, die elektromagnetischen Phänomene durch einen hypothetischen Äther zu erklären. Als bemerkenswerteste Eigenschaft dieses Äthers stellte sich allerdings heraus, dass sich von ihm keine Spur nachweisen ließ. In seiner Äthertheorie konnte Lorentz dies dadurch erklären, dass die Längenmaßstäbe sich bei Bewegung in Bewegungsrichtung verkürzen und dass bewegte Uhren eine langsamer verlaufende Zeit anzeigen, die er Ortszeit nannte. Die von Lorentz angegebenen Transformationen der Längen und Zeiten, die von bewegten Uhren und Maßstäben angezeigt werden, bildeten eine Gruppe und waren damit mathematisch stimmig. Auch wenn in Lorentz’ Äthertheorie eine gleichförmige Bewegung gegenüber dem Äther nicht nachweisbar war, hielt Lorentz an der Vorstellung eines Äthers fest, der ein absolut ruhendes, aber eben nicht nachweisbares System auszeichnete.

Einsteins spezielle Relativitätstheorie löste Newtons Mechanik und die Ätherhypothese ab. Er leitete seine Theorie aus dem Relativitätsprinzip ab, dass sich im Vakuum unter Vernachlässigung von gravitativen Effekten Ruhe nicht von gleichförmiger Bewegung unterscheiden lässt. Insbesondere hat Licht im Vakuum für jeden Beobachter dieselbe Geschwindigkeit . Die Zeit- und Ortskoordinaten, mit denen zwei gleichförmig bewegte Beobachter Ereignisse bezeichnen, hängen dann durch eine Lorentz-Transformation miteinander zusammen, statt wie in Newtons Mechanik durch eine Galilei-Transformation.

Herleitung

Die ersten Herleitungen beruhten auf der Wellengleichung der elastischen Lichttheorie oder der Elektrodynamik. Voigt (1887) konnte Transformationsformeln, die allerdings nicht reziprok sind, unter Zugrundelegung der Wellengleichung für ein elastisches inkompressibles Übertragungsmedium herleiten. Später wurde gezeigt, dass die exakten Lorentz-Transformationsformeln, die den Ausdruck und somit die Form von Lichtkugelwellen invariant lassen, sich rigoros aus der elektromagnetischen Wellengleichung (und somit aus den Maxwell-Gleichungen) herleiten lassen, sofern die Forderung nach Linearität und Reziprozität berücksichtigt wird.[4][5] In den Arbeiten von Lorentz und Larmor spielte diese Transformation deswegen eine grundlegende Rolle bei Problemlösungen der Maxwellschen Elektrodynamik. Im Rahmen der Elektrodynamik kann die Herleitung der Lorentz-Transformation auch unter Berücksichtigung des Potentials einer bewegten Ladung (Liénard-Wiechert-Potential) erfolgen.[6] Darüber hinaus gibt es eine viel größere Gruppe von Kugelwellentransformation, welche den Ausdruck invariant lassen. Jedoch nur die Lorentz-Transformationen mit bilden alle Naturgesetze einschließlich der Mechanik symmetrisch ab, und gehen zur Galilei-Transformation über bei .

Die Herleitungen, die häufig in modernen Lehrbüchern vorgestellt werden, beruhen auf der Interpretation der Transformationen im Sinne der Speziellen Relativitätstheorie, wonach diese Raum und Zeit selbst betreffen, und sind unabhängig von Annahmen zur Elektrodynamik. Einstein (1905) selbst benutzte dabei zwei Postulate: Das Relativitätsprinzip und das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Allgemeinere Herleitungen, welche auf Wladimir Ignatowski (1910) zurückgehen, beruhen auf gruppentheoretischen Erwägungen.[7][8]

Die folgenden Überlegungen klären, wie Koordinaten zusammenhängen, die inertiale Beobachter (Beobachter die fest mit einem Inertialsystem verbunden sind) zur Benennung der Zeit und des Ortes von Ereignissen verwenden. Die Beobachter sollen hier beispielhaft Anna und Bert sein. Annas Koordinatensystem ist durch gegeben und Berts durch die gestrichenen Variablen . Es handele sich um rechtwinklige Koordinaten.

Um das Formelbild der zuletzt genannten Herleitungen einfach zu halten, wird im Folgenden, wie es üblich ist, als Längeneinheit die Strecke, die Licht in einer Sekunde zurücklegt, definiert. Dann haben Zeit und Länge dieselbe Maßeinheit, und die dimensionslose Lichtgeschwindigkeit beträgt Außerdem hat die Geschwindigkeit die Einheit der Lichtgeschwindigkeit. Untersuchungen in anderen Maßsystemen bringen keine tieferen Einsichten.

Linearität

Für alle gleichförmig bewegten Beobachter durchlaufen freie Teilchen gerade Weltlinien. Daher muss die Transformation Geraden auf Geraden abbilden. Mathematisch besagt dies, dass die Transformation linear ist.

Stimmen beide Beobachter in der Wahl des Zeitnullpunkts und des räumlichen Ursprungs überein, dann ist die gesuchte Transformation linear und homogen.

Bert bewege sich relativ zu Anna mit der Geschwindigkeit . Die Koordinatensysteme werden so orientiert, dass und auf einer Gerade in einer Richtung liegen. Dann kann man sich auf die Koordinaten beschränken.

Die gesuchte Lorentz-Transformation (LT) lautet dann

Die Unbekannten sind nun zu bestimmen.

Lichtkegel

Ein Lichtimpuls, den Anna zur Zeit am Ort losschickt, wird durch beschrieben. Da die Lichtgeschwindigkeit absolut ist, muss für Bert gelten. Die Gleichungen mit dem Pluszeichen erfordern und die Gleichungen mit dem Minuszeichen . Daraus folgt und bzw.

Dies gilt für alle LTs, unabhängig von der Relativgeschwindigkeit der Beobachter.

Relativgeschwindigkeit

Anna beschreibt Berts Bewegung durch , Bert seine eigene natürlich durch . Die LT von Annas zu Berts Koordinatensystem muss diese beiden Ausdrücke ineinander überführen. Aus folgt dann , also

Es bleibt nur noch der Vorfaktor zu bestimmen. Von den Koordinaten kann er nicht abhängen, sonst wäre die LT nichtlinear. Bleibt also nur eine Abhängigkeit von der Relativgeschwindigkeit. Man schreibt . Da die LT nicht von der Richtung von abhängen soll, gilt sogar .

Vorfaktor

Um den Vorfaktor zu bestimmen, führt man eine weitere inertiale Beobachterin Clara mit den Koordinaten und der Relativgeschwindigkeit in Bezug auf Bert ein. Die LT von Berts zu Claras Koordinaten muss wegen des Relativitätsprinzips dieselbe Form wie die obige haben, also

dabei wurde abgekürzt.

Man kombiniert nun die beiden Transformationen, rechnet also die Koordinaten von Anna in die von Clara um. Es reicht dazu, eine der beiden Koordinaten zu berechnen:

Sitzt Clara neben Anna, ist und die doppelt gestrichenen Koordinaten sind gleich den ungestrichenen. Der Faktor verschwindet dann und der Vorfaktor muss gleich 1 sein. Wegen und muss dann

gelten. Mit der Abkürzung ist dann

In den üblichen Einheiten lauten die Lorentz-Transformationen

Additionstheorem

Sitzt Clara nicht neben Anna, lässt sich aus dem obigen Ausdruck, der mit den Koordinaten von Anna verknüpft, das Additionstheorem der Geschwindigkeiten ablesen (in Einheiten mit ):

Invariante

Man kann nun durch Einsetzen der LT zeigen, dass

gelten muss. Der Ausdruck ist also eine Invariante der LT, d. h. in allen unter LTs verbundenen Koordinatensystemen konstant. In drei Raumdimensionen ist die Invariante. Die Verallgemeinerung der LT auf drei Raumdimensionen ist also trivial: .

Invarianz der transversalen Koordinaten

Bei Relativbewegung in x-Richtung definiert ein Maßstab, der in y-Richtung aufgestellt ist, einen Streifen parallel zur x-Achse. Die Beobachter im gestrichenen und ungestrichenen System können die Breite der Streifen zu beliebig gewählten Zeitpunkten, also völlig unabhängig von der Zeit, vergleichen. Anders als bei Maßstäben in x-Richtung, bei denen es zur Lorentz-Kontraktion kommt, wirkt sich die Relativität der Gleichzeitigkeit hier nicht aus. Da die Inertialsysteme äquivalent sind, müssen die Streifen gleiche Breite haben, d. h. .

Alternative Herleitung

Zeitdilatation

Mit einem Argument von Macdonald[9] kann man die Transformationsformeln mit geringem Aufwand aus der Zeitdilatation gewinnen. An einer Lichtfront, die sich in positiver x-Richtung bewegt, hat die Differenzkoordinate überall denselben Wert, ebenso . Man betrachtet eine Front, die durch das Ereignis E geht, und irgendwann (vorher oder nachher) auf den bewegten Koordinatenursprung O' trifft, der ja langsamer ist als Licht. Wegen der gleichbleibenden Werte stehen die Differenzkoordinaten bei E in derselben Beziehung zueinander wie am Punkt O'. An diesem gilt , sowie nach der Dilatationsformel wobei ist. Für die Differenzkoordinaten gilt daher

Analog hat an einer Lichtfront, die sich in negativer x-Richtung bewegt, die Summenkoordinate überall denselben Wert, ebenso . Auch eine solche Front geht durch E (mit gleichen Koordinaten wie oben) und durch O' (zu einem anderen Zeitpunkt als oben). In der Gleichung analog zur vorhergehenden werden nun Summen statt Differenzen gebildet, daher lautet sie

Addition und Subtraktion der beiden Gleichungen ergibt als Funktion von .

Empirische Herleitung

Howard P. Robertson und andere zeigten, dass die Lorentz-Transformation auch empirisch hergeleitet werden kann. Dazu ist es nötig, allgemeine Transformationsformeln zwischen verschiedenen Inertialsystemen mit experimentell bestimmbaren Parametern zu versehen. Es wird nun angenommen, dass ein einziges „bevorzugtes“ Inertialsystem existiert, in dem die Lichtgeschwindigkeit konstant, isotrop und unabhängig von der Geschwindigkeit der Quelle ist. Ebenso sollen Einstein-Synchronisation und Synchronisation durch langsamen Uhrentransport in diesem System äquivalent sein. Es sei ein weiteres, zu diesem System kollineares System gegeben, dessen räumlicher Ursprung zum Zeitpunkt mit dem Ursprung des ersten Systems übereinstimmt und in dem die Uhren und Maßstäbe dieselbe interne Konstitution haben wie im ersten System. Dieses zweite System bewegt sich relativ zum ersten System mit konstanter Geschwindigkeit entlang der gemeinsamen X-Achse. Folgende Größen bleiben dabei zunächst unbestimmt:

  • Unterschiede in der Zeitmessung,
  • Unterschiede in der Messung longitudinaler Längen,
  • Unterschiede in der Messung transversaler Längen,
  • folgt aus der Konvention zur Uhrensynchronisation.

Daraus ergeben sich folgende Transformationsformeln:

wird nicht direkt gemessen, sondern folgt aus der Uhrensynchronisationskonvention. Hier ist die Einstein-Synchronisation die einfachste Möglichkeit, woraus sich ergibt. Das Verhältnis zwischen und wird aus dem Michelson-Morley-Experiment, das Verhältnis zwischen und aus dem Kennedy-Thorndike-Experiment und schließlich allein aus dem Ives-Stilwell-Experiment bestimmt. Mit großer Genauigkeit ergab sich und , was obige Transformation in die Lorentz-Transformation überführt. Hingegen wird die Galilei-Transformation damit ausgeschlossen.

Lorentz-Invariante

Eine Größe, die sich bei Lorentz-Transformationen nicht ändert, heißt Lorentz-Invariante oder Lorentz-Skalar. Bei einem physikalischen System oder Vorgang beschreibt eine Lorentz-Invariante also eine Eigenschaft, die von allen Inertialsystemen aus mit gleichem Wert beobachtet wird, wie z. B. die Lichtgeschwindigkeit c, die Masse m, die Teilchenzahl, die elektrische Ladung, etc. Ausgehend von einem Lorentz-Vektor (oder Vierervektor) ist die Norm die einzige Möglichkeit, eine Lorentz-Invariante zu bilden. Z. B. ist die Norm des Energie-Impuls-Vektors die mit c multiplizierte Masse (mc), und die Norm des Drehimpulsvektors ist der lorentzinvariante Betrag des Eigendrehimpulses. Auch der raumzeitliche Abstand zweier Ereignisse ist lorentzinvariant (Norm der Differenz der Vierervektoren der beiden Weltpunkte). Bei zwei Lorentz-Vektoren ist auch ihr Skalarprodukt lorentzinvariant. Ein Tensor 2. Stufe hat eine lorentzinvariante Spur, etc.

Poincaré- und Lorentz-Gruppe

Hauptartikel: Lorentz-Gruppe

Die Poincaré-Gruppe ist die Menge der linear inhomogenen Transformationen,

die den Abstand zweier Vierervektoren invariant lassen. Die Untergruppe der homogenen Transformationen bildet die Lorentz-Gruppe, , das ist die Gruppe der linearen Transformationen von auf , die das Längenquadrat

jedes Vektors aus invariant lassen. Schreiben wir das Längenquadrat als Matrixprodukt

des Spaltenvektors (den wir im laufenden Text als Zeile notieren) mit der Matrix

und der transponierten Spalte, der Zeile , so muss für jeden Lorentz-transformierten Vektor gelten

Dies ist genau dann der Fall, wenn die Lorentz-Transformation die Gleichung

erfüllt.

Alle Lösungen dieser Gleichung, die die Zeitrichtung und räumliche Orientierung nicht umdrehen, sind von der Form

Dabei sind und Drehungen

Diese Drehungen bilden die Untergruppe SO(3) der Lorentz-Gruppe. Die Matrix

bewirkt die oben angegebene Lorentz-Transformation mit einer Geschwindigkeit

Der hier auftretende Faktor heißt Lorentzfaktor.

Die Transformationen

heißen Lorentz-Boost. Sie transformieren auf die Koordinaten des bewegten Beobachters, der sich mit Geschwindigkeit in die Richtung bewegt, die sich durch die Drehung aus der -Richtung ergibt.

Lorentz-Transformationen, die das Vorzeichen der Zeitkoordinate, die Richtung der Zeit, nicht ändern,

bilden die Untergruppe der orthochronen Lorentz-Transformationen. Die Lorentz-Transformationen mit

bilden die Untergruppe der eigentlichen Lorentz-Transformationen. Für die orientierungstreuen Lorentz-Transformationen gilt

Die zeit- und orientierungstreuen Lorentz-Transformationen

bilden die eigentliche orthochrone Lorentz-Gruppe. Sie ist zusammenhängend: jede eigentliche orthochrone Lorentz-Transformation kann durch stetige Veränderung der sechs Parameter, drei für die Drehachse und den Drehwinkel und drei für die Relativgeschwindigkeit der beiden Bezugssysteme, in die identische Abbildung übergeführt werden.

Zeit- und Raumspiegelung

Die nicht mit der zusammenhängenden Lorentz-Transformationen erhält man, indem man die Zeitspiegelung oder die Raumspiegelung

oder beide mit den Lorentz-Transformationen multipliziert, die mit der zusammenhängen. Die Lorentz-Gruppe hat vier Zusammenhangskomponenten.

Geschwindigkeitsaddition

Hauptartikel: Relativistisches Additionstheorem für Geschwindigkeiten

Im Folgenden gilt für die Lichtgeschwindigkeit . Hintereinander ausgeführte Lorentz-Boosts in dieselbe Richtung mit Geschwindigkeit und ergeben einen Lorentz-Boost mit der Gesamtgeschwindigkeit

Man erkennt hieran sofort, dass sich die Lichtgeschwindigkeit bei Lorentz-Transformationen nicht ändert. Ist etwa die Lichtgeschwindigkeit, das heißt , so ist ebenfalls die Lichtgeschwindigkeit.

Obige Additionsformel ergibt sich aus der Transformation (siehe oben)

und also mit

Setzen wir in ein, wie die Faktoren von der Geschwindigkeit abhängen, und quadrieren wir, so gilt

Dies lässt sich leicht nach der Gesamtgeschwindigkeit auflösen und ergibt, wie sich bei Bewegung in dieselbe Richtung Geschwindigkeiten kombinieren.

Hintereinander ausgeführte Lorentz-Boosts in verschiedene Richtungen ergeben normalerweise keine Lorentz-Boosts: die Menge der Lorentz-Boosts ist keine Untergruppe der Lorentz-Transformationen.

Überlagerungsgruppe

Die folgenden Überlegungen zeigen, dass die Gruppe der linearen Transformationen des zweidimensionalen, komplexen Vektorraumes deren Determinante den speziellen Wert hat, die sogenannte spezielle lineare Gruppe die einfach zusammenhängende Überlagerung der eigentlichen orthochronen Lorentz-Transformationen ist. Dabei überlagert die Untergruppe der speziellen unitären zweidimensionalen Transformationen, SU(2) die Gruppe der Drehungen,

Jede hermitesche – Matrix ist von der Form:

Da sie umkehrbar eindeutig durch die vier reellen Parameter bezeichnet wird und da Summen und reelle Vielfache hermitescher Matrizen wieder hermitesch sind und zu den Summen und Vielfachen der Vierervektoren gehören, ist sie Element eines vierdimensionalen Vektorraums.

Die Determinante

ist das Längenquadrat des Vierervektors

Multipliziert man von links mit einer beliebigen, komplexen – Matrix und von rechts mit deren adjungierten, so ist das Ergebnis wieder hermitesch und lässt sich als schreiben, wobei linear von abhängt. Ist aus der speziellen linearen Gruppe der komplexen -Matrizen, , deren Determinanten den speziellen Wert haben, so stimmt das Längenquadrat von und überein, ist also eine Lorentz-Transformation. Zu jedem aus gehört so vermöge

eine Lorentz-Transformation aus . Genauer gehört zu jedem Paar von komplexen -Matrizen aus genau eine Lorentz-Transformation aus dem Teil von , welcher mit der stetig zusammenhängt. Dieser Teil der Lorentz-Gruppe ist eine Darstellung der Gruppe .

Die Gruppe ist die Produktmannigfaltigkeit und einfach zusammenhängend. Die Gruppe der eigentlichen orthochronen Lorentz-Transformationen ist hingegen nicht einfach zusammenhängend: Drehungen um eine feste Achse mit Winkeln, die von bis anwachsen, bilden in der Drehgruppe einen geschlossenen Kreis. Man kann diese Transformationen nicht stetig in andere Drehungen abändern, so dass dieser Kreis auf einen Punkt zusammenschrumpft.

Referenzen

Einzelnachweise

  1. Christian Møller: The theory of relativity. 1952, § 18. The most general Lorentz transformation, S. 41 (Internet Archive).
  2. Klaus W. Kark: Antennen und Strahlungsfelder. Elektromagnetische Wellen auf Leitungen, im Freiraum und ihre Abstrahlung. 3., erweiterte Auflage. Vieweg + Teubner, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-8348-0553-9, Kap. 3.7.1, S. 46
  3. H. Daniel: Physik. Band 2: Elektrodynamik. Relativistische Physik. Walter de Gruyter, Berlin u. a. 1997, ISBN 3-11-010232-3, S. 360–361: Kap. 4.5.1
  4. Max von Laue: Das Relativitätsprinzip. 2. Auflage. Vieweg, Braunschweig 1913, S. 38–41.
  5. Karl Stiegler: On the Deduction of the Lorentz-Einstein Transformation from Maxwell's Electromagnetic Field Equations. In: Proceedings of the Physical Society. 71. Jahrgang, Nr. 3, 1958, S. 512–513, doi:10.1088/0370-1328/71/3/429.
  6. Feynman, R.P.: The Feynman Lectures on Physics. Band 2. Basic Books, New York 2013, ISBN 978-0-465-02416-2, 21–6 The potentials for a charge moving with constant velocity; the Lorentz formula (caltech.edu).
  7. Pal, Palash B.: Nothing but relativity. In: European Journal of Physics. Nr. 3, 2003, S. 24, doi:10.1088/0143-0807/24/3/312, arxiv:physics/0302045.
  8. Baccetti, Valentina; Tate, Kyle; Visser, Matt: Inertial frames without the relativity principle. In: Journal of High Energy Physics. 2012, S. 119, doi:10.1007/JHEP05(2012)119, arxiv:1112.1466, bibcode:2012JHEP...05..119B.; Siehe Referenzen 5 bis 25.
  9. Alan Macdonald, Derivation of the Lorentz transformation. In: American Journal of Physics. Vol. 49, Issue 5, 1981, ISSN 0002-9505, S. 493, aktualisierte Version.

Weblinks