Martinikirche (Erfurt)

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Martinikirche
Martinskloster (2017)

Die römisch-katholische Filialkirche St. Martini (Martinikirche) steht im Brühl in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt. Sie ist Filialkirche der Pfarrei St. Laurentius Erfurt im Dekanat Erfurt des Bistums Erfurt.[1] Sie trägt das Patrozinium des heiligen Martin von Tours.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Martinikirche wurde 1248 erstmals urkundlich erwähnt. 1303 wurde sie dem nahe gelegenen Kloster der Zisterzienserinnen übertragen.

1472 wurde die Kirche bei einem Brand zerstört, den nur der Turm überstand. Das Kirchenschiff wurde in der Folgezeit bis 1483 teilweise wieder aufgebaut.

Zwischen 1755 und 1758 wurde die Kirche mit Hilfe einer Stiftung des Weihbischofs Johann Friedrich von Lasser umfassend wieder aufgebaut und erhielt einen barocken Innenausbau. 2001/2002 wurde die Kirche umfassend saniert.

Die Kirche hat bis heute mit ihren Portalen, den Fenstern im Kirchenschiff, einem Tonnengewölbe, dem Bild der Verkündigung Mariens, dem die Seitenwände umgehenden Kreuzweg und in Kanzel und Hochaltar ihre barocke Gestalt bewahrt.

Orgeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Martinikirche befinden sich zwei Orgeln: die Hauptorgel auf der Westempore und eine kleine Orgel im Chor.

Hauptorgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hauptorgel wurde 1874 von Adam Eifert gebaut. Sie hat 19 Register auf zwei Manualen und Pedal und eine mechanische Register- und Tontraktur. Die Disposition lautet wie folgt:[2]

I Manual C–f3
1. Bordun 16′
2. Principal 08′
3. Viola di Gamba 08′
4. Gedackt 08′
5. Hohlflöte 08′
6. Octave 04′
7. Gedackt 04′
8. Quinte 0223
9. Octave 02′
10. Mixtur IV 0113
II Manual C–f3
11. Lieblich Gedackt 8′
12. Salicional 8′
13. Geigenprincipal 4′
14. Flauto Dolce 4′
15. Cornett I-III 2′
Pedal C–d1
16. Violon 16′
17. Subbaß 16′
18. Octavbaß 08′
19. Posaune 16′

Chororgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2010 befindet sich im Chor der Kirche eine neue Orgel aus der Werkstatt Kutter mit mechanischer Register- und Tontraktur, mit 5 Registern auf einem Manual und Pedal. Die Disposition lautet wie folgt:[3]

Manual C–f3
1. Gedackt 8′
2. Dulciana 8′
3. Principal 4′
4. Rohrflöte 4′
5. Gemshorn 2′
Tremulant
Pedal C–d1
6. Subbass[Anm. 1] 16′

Anmerkungen

  1. wird aus Gedackt 8′ durch Abnahme mit Mikrofonen und Frequenz-Halbierung gewonnen.

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Turm befinden sich noch zwei alte Glocken von 1419 und 1590. Die 1419 gegossene Glocke hat seltene, kunsthistorisch bedeutsame Glockenritzzeichnungen, die in einem Werk der Kunsthistorikerin Ingrid Schulze gewürdigt werden.[4]

Klausur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die vierflüglige zweigeschossige Klausur an der Westseite der Kirche ist ebenfalls gotischen Ursprungs. Sie wurde 1726 bis 1736 grundlegend umgebaut. Nach der Säkularisation erfolgte 1818 bis 1819 ein Umbau als preußische Kaserne. An der Südostecke befindet sich eine barocke Sandsteinskulptur der Maria mit Kind.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dehio-Vereinigung: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Thüringen. Bearb. von Achim Hubel und Stephanie Eißing. Dt. Kunstverlag, Berlin 1998, ISBN 3-422-03050-6, S. 332.
  • Ulrich Simon: Erfurt, St. Martini extra muros. In: Friedhelm Jürgensmeier, Regina E. Schwerdtfeger: Die Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und Thüringen (= Germania Benedictina. IV). St. Ottilien 2011, S. 677–705.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Martinikirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pfarreien Bistum Erfurt. Abgerufen am 2. Dezember 2022.
  2. Informationen zur Orgel. In: orgbase.nl. Abgerufen am 14. August 2021 (niederländisch).
  3. Informationen zur Orgel. Orgelbau Kutter, abgerufen am 14. August 2021.
  4. Ingrid Schulze: Ritzzeichnungen von Laienhand – Zeichnungen mittelalterlicher Bildhauer und Maler? Figürliche Glockenritz-Zeichnungen vom späten 13.Jahrhundert bis zur Zeit um 1500 in Mittel- und Norddeutschland. Leipzig 2006, ISBN 978-3-939404-95-8

Koordinaten: 50° 58′ 24,4″ N, 11° 1′ 2,1″ O